Wegen „unhaltbarer Zustände“ hat die Kreisverwaltung jetzt einen Reiterhof im Südkreis geschlossen. Für Pferde und Ferienkinder war der Aufenthalt dort unzumutbar geworden. Fünf noch auf dem Hof befindliche Kinder wurden ihren Eltern übergeben, zwölf Pferde wurden ebenfalls abgeholt.
Schon seit längerem häuften sich Klagen über die Zustände auf dem Reiterhof nahe Clenze. Es gäbe dort nicht genug zu essen, außerdem müssten die Kinder, die eigentlich dort ihre Ferien verbringen sollten, harte Stallarbeit verrichten und es wurden ihnen die Handys abgenommen. Ein Vater hatte sogar große Sorgen um die psychische Gesundheit seines Kindes und wird jetzt wohl eine Therapie einleiten, berichtete heute NDR 1 Radio Niedersachsen.
„Das Kindeswohl hat für uns als Landkreis Lüchow-Dannenberg absoluten Vorrang", mit diesen Worten begründete Landrat Jürgen Schulz das konsequente Eingreifen der Kreisjugendpflege auf einem Reiterhof im Südkreis. Am 04.08.2009 hatte das Jugendamt des Landkreises 5 noch auf dem Reiterhof befindliche Kinder, die dort ihre Reiterferien verbrachten, vom Hof geholt und in die Obhut ihrer Eltern übergeben.
Der Reiterhof selbst war schon vor einiger Zeit angesichts unhaltbarer tierschutzrechtlicher Zustände ins Visier des Veterinäramtes geraten. „Insofern war der Landkreis“, so Landrat Jürgen Schulz, „bereits hoch sensibilisiert“. Vor wenigen Wochen war dem Familienbetrieb angesichts wiederholter Verstöße gegen das Tierschutzgesetz sowie wegen nicht nachgewiesener Fachvoraussetzungen der Weiterbetrieb als Reiterhof untersagt worden. Der Hof selbst stand zudem seit einiger Zeit auch unter der verstärkten Beobachtung durch das Jugendamt.
Die Beschwerden zweier Eltern führten dann zum sofortigen Handeln der Kreisjugendpflege. Es hatten sich die Eltern der Kinder an den Landkreis gewandt, weil Ferienkinder auf dem Hof unter anderem massive körperliche Arbeit beim Ausmisten der Ställe leisten mussten und ihnen durch den Entzug der Handys sozusagen eine Kontaktsperre auferlegt worden war. Einen Tag nachdem die Kinder in die Obhut ihrer Eltern übergeben worden waren, stellte das Kreisveterinäramt zwölf stark vernachlässigte und abgemagerte Pferde sicher und holte sie ab.
In einer Presseerklärung bedauert Landrat Jürgen Schulz zwar, in die Tätigkeit eines Familienunternehmens eingegriffen zu haben, vor dem Hintergrund einer Gefährdung von Kindern dürften solche Überlegungen Verwaltung aber nicht vor konsequentem Handeln abhalten. Zugleich rief er in Erinnerung, dass 2004 die bis dahin zwingend vorgeschriebene jugendhilferechtliche Prüfung von Reiterhöfen ersatzlos gestrichen worden war. „Die Lage der Landkreise, präventiv in Sachen Kindeswohlgefährdung tätig zu werden, ist dadurch nicht leichter geworden.“
Foto: Website des jetzt geschlossenen Reiterhofs