Wer träumt nicht gelegentlich davon: ein Lottogewinn! In dem kleinen irischen Dorf Tullymore ist der Traum Wirklichkeit geworden. Einer der 52 Einwohner hat den wöchentlichen Jackpot geknackt. Doch niemand weiß, wer der oder die Glückliche ist. Von Neugier getrieben, machen sich die alten Freunde Jackie O’Shea und Michael O’Sullivan daran, das Geheimnis zu lüften. Ihre Recherchen führen sie nach einigem Hin und Her zu Ned Devine. Der war als einziger einer Einladung zu einem – eigens arrangierten – Dorfabend nicht gefolgt. Bald, nachdem sie Ned aufgesucht haben, dämmert es ihnen, daß der Lottogewinn das Leben des ganzen Dorfes verändern könnte.
Das Regie-Debüt von Kirk Jones ist eine erfrischende Komödie mit pfiffiger Story und vor allem unglaublich interessanten Typen. Ian Bannen als Jackie und David Kelly als Michael spielen ein hinreißend komisches Freundespaar, das es durchaus selbst mit Lemmon und Matthau aufnehmen könnte. Der Film ist nur selten auf schen-kelklopfende Brüller aus (die ja ab und an auch gut-tun).
Er zwinkert eher mit dem Auge und setzt auf einen Witz, der erst zwei Sekunden später wirkt – mit einem Wort: „Lang lebe Ned Devine“ ist in der Wolle britisch angeschwärzter Humor pur. Allein die Mimik des David Kelly ist es wert, den Film zu sehen. Und als ich den naiv aben-teuerlustigen Blick von Ian Bannen sah, wünschte ich mich auf der Stelle in das wunderschön irische Dorf, um mich in dieser verrückten Geschichte zum Komplizen der beiden zu machen. Das ist aber längst nicht alles.
Es gibt noch einen ganzen Sack voll Nebencharaktere zu entdecken, die durch ihre Verschrobenheit glänzen und einem in ihrer heimlichen Liebenswürdigkeit eins fix drei ans Herz wachsen.
Der Film, in dem es um Freundschaft, Liebe und einen sympathischen Betrug geht, berührt aber nicht nur durch das tolle Ensemble; Kameramann Henry Braham zeigt uns wundervolle Bilder eines Irlands, das wir so in keiner Hochglanzbroschüre finden. Irische Fremdenverkehrsvereine sollten die Vorführung dieses Films massivst fördern – wer ihn sieht, will da hin. Nicht ganz unbeteiligt an diesem Effekt ist auch die Musik von Shaun Davey; er findet genau die richtige Balance zwischen Komik und Melancholie – einem schwer zu widerstehenden Paar.
„Lang lebe Ned Devine“ – ein prima Start ins Neue Jahr, in Lü-chow, Filmcafé „Alte Brennerei“ am 4. Januar um 10.30 Uhr.