Thema: lesung

Leben und Sterben im 1. Weltkrieg

Im November 1918 endete der Erste Weltkrieg. Doch die erste weltweite Pandemie - die spanische Grippe - begann erst. Zwei Jahre hielt sie die Welt in Atem. Das Archiv der unveröffentlichten Texte stellt demnächst Texte von WendländerInnen zum Ersten Weltkrieg vor.


„Bis Weihnachten war gar nichts vorbei. Leben und Sterben im I. Weltkrieg und danach.“ - das ist die Überschrift zur Lesung am 21. August, die das Archiv der unveröffentlichen Text veranstaltet. Die Lebensbedingungen im I. Weltkrieg stehen im Mittelpunkt der Lesung - Alltag zu Hause, in der Schule, an der Front, im Lazarett, in der Kriegsgefangenschaft. Finden wir da schon Zeichen, die auf die drohende Pandemie der Spanischen Grippe hindeuten? Denn diese begann zum Ende des Ersten Weltkriegs erst - und sorgte bis 1920 in drei Wellen dafür, dass mindestens 20 Millionen Menschen das Leben verloren.

Susanne Götting-Nilius, Stadtarchivarin von Dannenberg, hat sich die alten Schulchroniken des Landkreises zum Steckenpferd gemacht. Von einem oder mehreren Lehrern verfasst, findet sich darin alles über den Schulunterricht, Schulkinder, Feste und Feiern, das Schulgebäude, Lehrer und Lehrerinnen, Schulort, Geschichte der Schule. Die Darstellung des Kriegsausbruchs wird je nach Gemüt des Chronisten sehr unterschiedlich dargestellt, wie wir hören werden. Ein Beispiel: Splietau: 31. Juli 1914: "In dichten Truppen standen die verstörten Menschen auf den Straßen und besprachen die Ereignisse. Besonders sorgenschwer waren diejenigen, die einen Angehörigen bei der aktiven Truppe hatten, oder ein liebes Familienmitglied in den allernächsten Tagen ins Feld senden mussten."

Sammlungen für die Soldaten, Rationierung von Lebensmitteln folgen und schließlich im Sommer 1918 gibt es die Spanischen Grippe. Bei allem Leid heißt es zum Kriegsende: "'Friede, das war der Trost..."

Uwe Neumann (Künsche), in Berlin Landschaftsarchitekt, liest aus der Korrespondenz seiner Großeltern. Der Großvater war in Konstantinopel stationiert, war lange in einem Lazarett, während seine Frau zu Hause ihr 5. Kind bekam.

45 Postkarten aus dem ersten Weltkrieg besitzt Ulrich Schröder vom Blauen Haus in Clenze. Sie gingen zwischen Schröders Großvater Heinrich und seiner Frau Sophie hin und her. Hier geht es um die Front zu Belgien. Markige Worte eines Freundes von Großvater Schröder stehen da. „Die Herzen zu Gott, die Faust auf den Feind, wo dieser Geist stets wird walten, da bleibt der alte Gott bei uns da bleiben wir Deutschen die Alten.“

Russische Kriegsgefangenschaft im I. Weltkrieg ist das Thema von Christa Fenge-Huber, Therapeutin in Vasenthien. Sie ist im Besitz des Kriegstagebuchs ihres Großvaters Otto Köhn im zaristischen Russland bis zur beginnenden russischen Revolution. Gezeichnet von viereinhalb Jahren Kriegsgefangenschaft von 1916 bis 1921, eine Zeit, in der 55 Prozent der Gefangenen durch Hunger, Seuchen, Frost und Erschießen umkamen.

Diese und ähnliche Geschichten werden erzählt, gelesen und diskutiert im „Archiv der unveröffentlichten Texte“. Wie immer in Groß Heide, Heider Chaussee 12 (Beginn 19 Uhr) in der Gastwirtschaft von Sabine und Elfriede Schulz, auch diesmal jedoch nur bei schönem Wetter im Hof.

Wegen der begrenzten Zahl der Plätze bitte Anmeldung per Mail und bitte Masken mitbringen. 

Foto | The U.S. National Archives and Records Administration via wikipedia : Angesichts der massiven Ausbreitung der spanischen Grippe in den Jahren 1918 - 20  fürchteten die Offiziellen Massenhysterie in großen Städten. Die Bürger waren dringend aufgefordert worden, zuhause zu bleiben und Ballungsräume zu vermeiden.  Auf dem Foto patroullieren Polizisten (hier in Seattle) , um die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten.




2020-08-12 ; von asb/pm (text),
in Groß Heide, 29451 Dannenberg (Elbe), Deutschland

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