Da staunten selbst die Polizisten nicht schlecht: Er wolle einfach nicht mehr weiterfahren - mit dieser Begründung gab der 47-jährige Fernfahrer am Mittwochmorgen Schlüssel und Papiere seines Lastzuges bei der Polizei ab. Im übrigen wolle er sein Arbeitsverhältnis sofort beenden, denn als Berufs-Fernfahrer werde er in Zukunft sicher nicht mehr arbeiten.
Gestresst und müde weigerte sich der Fahrer eines Sattelschleppers sogar, den Lastzug zu seiner Speditionsfirma nach Schleswig-Holstein zurück zu fahren. Bei den eng gesetzten Termine bliebe ja noch nicht einmal Zeit für die vorgeschriebenen Pausen.
Seit einem Monat war der 47-jährige als Berufskraftfahrer bei der Spedition beschäftigt. Nun blieb "sein Brummi" auf einem Autohof in der Nähe der Autobahn 7 stehen. Schlüssel und Papiere muss sich der Firmeninhaber wohl bei der zuständigen Polizeiwache abholen.
Von der Polizei verständigt, glaubte der (Ex-)-Arbeitgeber zunächst an einen Scherz. Doch spätestens wenn sein Truck nicht termingerecht beim Kunden ankommt, wird ihm dämmern, dass hier wohl jemand Ernst gemacht hat.
HINTERGRUND:
Bereits 2003 hatte eine Repräsentativumfrage bei 3000 Berufskraftfahrern zu erschreckenden Ergebnissen geführt. Vom Institut für Fahrzeugsicherheit München (IFM) durchgeführt und vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ausgewertet, ergab die Studie ein gefährlich hohe Belastungen für die Fahrer. Hier die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsberichts:
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Die Belastungen am Arbeitsplatz Lkw sind hoch (lange Lenkzeiten, lange Arbeitszeiten, häufige Nachtfahrten); dies führt insbesondere bei den älteren Fahrern zu starken Beanspruchungen. Die Folge: gefährliche Ermüdung.
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Die zur Regeneration nötigen Pausen werden nicht ausreichend eingehalten. Die Gründe dafür liegen einerseits in Organisationsstrukturen der Firmen, aber insbesondere auch am Mangel von Parkmöglichkeiten. Zusätzlich beklagen die Fahrer häufige Staus.
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Die ermittelte Anschnallquote der Lkw-Fahrer ist besorgniserregend: Weniger als ein Viertel der Lkw-Fahrer legen den Gurt regelmäßig an.
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Dichtes Auffahren als Unfallschwerpunkt deckt sich mit den Einschätzungen der Lkw-Fahrer.
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Weitere zentrale Problembereiche sind neben der Überladung die falsche bzw. unzureichende Ladungssicherung. Die Fahrer beklagen einerseits fehlende Fahrzeugausstattungen (keine geeigneten Haltepunkte, keine ausreichenden Sicherungsmittel), andererseits mangelnde Kenntnisse über das Ladegut und Sicherungsmethoden sowie Zeitdruck beim Be- und Entladen.
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Viele Fahrer durchlaufen Weiterbildungsmaßnahmen und beurteilen diese insgesamt als gut. Als etwas schlechter wird die Weiterbildung in der eigenen Firma eingestuft. Allerdings hat knapp die Hälfte der befragten Lkw-Fahrer noch nie an einer Weiterbildung teilgenommen.
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Der Nutzen moderner Sicherheitseinrichtungen wird von den Fahrern recht unterschiedlich eingestuft. Sie versprechen sich aber am meisten sowohl von aktiven Sicherheitssystemen wie ESP und retroreflektierenden Konturmarkierungen als auch von passiven Sicherheitseinrichtungen wie Heck-, Seiten- und Frontunterfahrschutz.
Foto: Angelika Blank
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