Thema: unfall

LKW verliert Glyzerin: Rutschpartie auf der B 4 und der B 216

25 Tonnen der schmierigen Massen hatte der Sattelzug geladen, als sein Fahrer aus ungeklärter Ursache kurz vor Lüneburg scharf abbremsen musste. Vermutlich durch das starke Abbremsen drückte einer der Ablasshähne offensichtlich gegen eine der mit jeweils 10 000 l Glyzerin gefüllten Tankblasen in ihrem Flexi-Container. Durch den plötzlichen Druck riss an einer Tankblase eine Naht auf und das Glyzerin ergoss sich zunächst langsam, dann immer stärker fließend auf die Fahrbahn.

Erst als der 40-jährige LKW-Fahrer auf die B 4 abgebogen war und sich schon in Höhe der Abfahrt Stadtkoppel befand, bemerkte er, dass ihm seine Ladung im wahrsten Sinne des Wortes davonlief und stoppte seinen Lastzug. Inzwischen hatte sich auf einer Strecke von ca. 10 km seit Barendorf auf der gesamten Fahrbahn ein extrem rutschiger Schmierfilm gebildet.

In der Folge musste die B 216 bis in die Morgenstunden des 21. Oktober voll gesperrt werden, so wie die B 4 in Fahrtrichtung Norden.  Dabei kam es in diesem Bereich zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Flugs wurden örtliche Umleitungen eingerichtet, so dass die Autofahrer ihre Fahrtziele wenigstens auf Umwegen erreichen konnten. Dies und die Tatsache, dass wegen der Herbstferien kaum Berufsverkehr auf den Bundesstraßen unterwegs war, verhinderten das ganz große Chaos.

Am Montagabend begann dann eine Hamburger Spezialfirma mit der Reinigung der Fahrbahn sowie des angrenzenden Fahrbahnrandes. Insgesamt achtzehn Stunden arbeitete die Firma mit Hochdruck, bis die B 216 dann am Dienstag gegen Mittag wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte. Glücklicherweise kam es auf der seifenglatten Fahrbahn nur zu einem Folgeunfall, bei dem ein Fahrer von der Straße abkam. Sein PKW erlitt einen Blechschaden, er selber blieb unverletzt.

"Das war wohl mangelnde Ladesicherung", beantwortete Polizeisprecher Kai Richter die Frage nach der Ursache für das Ausfließen. Denn die Frage stellt sich, wie es sein kann, dass bei einem Gefahrgut-Transport ein einmaliges scharfes Abbremsen ausreicht, um eine Naht derart zum Platzen zu bringen, dass die Ladung ausläuft. Der Gesamtschaden wird derzeit auf mehrere hunderttausend Euro beziffert.

Glyzerin wird in der Industrie vielfältig eingesetzt: in Putz- und Kosmetikartikel wird der süße Alkohol als Weichmacher und Feuchtigkeitsspender benutzt. Aber auch als Frostschutzmittel, Süßungsmittel oder medizinischer Zusatzstoff findet Glyzerin Einsatz. In Reaktion mit Schwefel- und Salpetersäure wird aus Glyzerin das explosive Nitroglyzerin.

Foto: Feuerwehr Lüneburg/Alfred Schmidt




2008-10-22 ; von asb (autor),

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