Acht Nationen schickten ihre Favoriten in das erste europäische Local Heroes-Finale, dass am Wochenende im ungarischen Pecs stattfand, in ein spannendes Rennen. Letztendlich setzte sich die dänische Band „Rufus Spencer“ gegen ihre starken Konkurrenten durch.
Noch immer hat die deutsche „local heroes“-Delegation den Jubel von rund 1000 Zuschauern im Ohr. Erst vor drei Wochen wurde gemeinsam mit 14 vielversprechenden jungen Bands der 20. Geburtstag des größten, deutschen nicht-kommerziellen Nachwuchs-Musikwettbewerbs im Rahmen des jährlichen Bundesfinales gefeiert. Die Berliner „The Love Bülow“ gingen an diesem Abend in der Magdeburger Factory als Gesamtsieger nach Hause. Kaum waren die Koffer ausgepackt, hieß es erneut: raus aus dem Probenraum und rauf auf die Bühne. Am vergangenen Wochenende fanden sich die fünf sympathischen Jungs auf der Stage des Mozi Clubs im Herzen der ungarischen Studentenstadt Pecs wieder, um Deutschland bei der Wahl zum ersten „Local Heroes Yourope“ zu vertreten.
„Am Freitag gab es harte, aber auch gleichermaßen innovative Töne unter anderem aus Kroatien von der Band 'Igut' zu bestaunen“, fasst Daniel Heerdmann, Inhaber des Musiklabels „Tiefdruck“ und bei local heroes Deutschland gemeinsam mit Bandtrainer Wolfgang Schwericke für das intensive Bandcoaching nach den Auftritten zuständig, das Gesehene zusammen. „Die Band 'Mad Dogx' aus der Slowakei präsentierte sich etwas ruhiger aber nicht weniger rockend, während 'The Sharon Tate' sich in feinster Metal-Manier durch das Programm arbeitete.“ Überraschend auch für den erfahrenen Musikkenner: Der mehr als hoffnungsvolle Österreichische Vertreter „Mother‘s Cake“ war zunächst als heimlicher Favorit ins Rennen gegangen und hinterließ so manchen offenen Mund, der sich in Anbetracht ihrer Virtuosität und der überragenden Stimme von Sänger Yves Krismer einfach nicht mehr schließen lassen wollte. Am Ende reichte es für die Tiroler zu einem guten zweiten Platz.
Das Rennen der „jungen Erben“
Eine musikalische Brücke zwischen europäischen Ländern und Kulturen herstellen, das war das Ziel der federführenden Organisatoren Janoz Szebeni (local heroes Hungary), Dieter Herker (local heroes Germany) sowie für Jasmin Fuchs (local heroes Austria). Kurz vor Weihnachten hat sich dieser Wunsch auf ganzer Linie erfüllt. „Man könnte sagen Ost trifft auf West. Doch eigentlich hat Local Heroes hier mehr als nur Musik der unterschiedlichsten Nationen miteinander verbunden“, waren sie sich sicher. „Die beiden europäischen Kulturhauptstädte Ruhr2010 und Pecs2010 hatten die Ehre, Kulturen zu verbinden. Ob Neoton Family oder Rocksaurier der ungarischen Musikszene wie Elo Omega, die seit Jahrzehnten Geschichte in Europa schreiben, hatten ihre jungen Erben ins Rennen geschickt. Nur, so konnte auch in Pecs 2010 der Slogan des local heroes Bandbandwettbewerbes: 'ihr,spielt die musik!' in Formen gegossen werden.“
Neben acht Wertungsbands gab es für die unzähligen Musikfreunde in Pecs zwei weitere Kulturen verbindende Highlights. Für „local heroes europe 2010“ legten „Van Briel“, als offizielle Vertreter der „Ruhr 2010“ am ersten Tag, ganz souverän ihren eigenen Klangteppich aus. Die Ehre am zweiten Tag den gigantischen Bandreigen zu eröffnen, hatte Virrasztok, als die offiziellen Vertreter von “Pecs 2010”, die nicht nur die Zuschauer in ihren magischen Bann zogen, sondern auch für einigen Gesprächsstoff sorgten. Sie erwiesen sich als wahre Mittler der Kulturen, in einer Zeit der Gegensätze und Emotionen.
Ein Bündnis für die gemeinsame Zukunft schließen
Zauberhaft, atemberaubend und spektakulär ging es auf und vor der Bühne zu. Doch auch abseits der „Bretter, die die Welt bedeuten“ wurde über eben diese eifrig diskutiert. So wurde der Wettbewerb von einer zweitägigen, national wie international ausgerichteten Konferenz begleitet. Dabei ging es den Teilnehmern nicht nur um das Thema „Nachhaltigkeit“, sondern im Speziellen um die Förderung von Musik im europäischen Raum. „Es wurde dabei mehr als deutlich, dass ein Bündnis für die gemeinsame Zukunft geschlossen werden muss“, betont Daniel Heerdmann. Für den Experten hat sich klar herauskristallisiert: „Der Austausch steht im Vordergrund – sowohl der kulturelle, wie auch der an Erfahrungen.“ Nachwuchsförderung werde heute groß geschrieben, freut sich der Hamburger. „Hier wurde versucht Mittel und Wege zu finden. Gemeinsame Auftrittsmöglichkeiten wurden als Pflichtmaßnahme erkannt.“ Im Miteinander der unterschiedlichen Kulturen eines gemeinsamen Europas könne es, so sei es in Pecs mehr als deutlich geworden, nur einen gemeinsamen Weg geben: „Wir sind verbunden durch Gemeinsamkeit, Förderung von Popularmusik und der Kraft der Darstellung eines gemeinsamen Weges.“
Währenddessen liefen beim Wettbewerb die Vorbereitungen zum zweiten Ausscheidungstag auf Hochtouren. „Willow“ vertraten Belgien mehr als würdig und bewiesen, dass die Arbeit von „Poppunt“, der wichtigsten belgischen Institution zur Förderung lokaler Talente, bereits heute „schmackhafte“ Früchte trägt. „Poppunt fördert Bands vom Amateurmusiker bis hin zum semi-professionellen Status. Wir bieten sowohl Beistand in Rechtsfragen, vermitteln Auftrittsmöglichkeiten und helfen unseren Gruppen zu lernen ihre Kunst auch in den Medien umzusetzen“, erklärt Bandbegleiter Stijn Lemaire, die Funktion seiner nicht-kommerziellen Organisation. „Eine Dienstleitung die allen unsere Bands kostenfrei in Anspruch nehmen können.“ Und zeigt damit auf, dass Talentförderung unerlässlich für die Zukunft einer vitalen Musikkultur sein kann.
„Wir würden am liebsten umdrehen und mit euch weiterfeiern!“
Ein Beispiel für diese schillernde, lebendige und vor allem vielfältige Welt lieferten auch die Dänen von „Rufus Spencer“. Sie konnten am Ende den ersten Titel „local heroes Yourope“ mit nach Hause nehmen. Durch ihr erstklassiges Handwerk wie auch durch ein außergewöhnlich reifes Songwriting schafften sie es, das Publikum wie auch die Fachjury gleichermaßen zu überzeugen. Leider bekamen die genialen Musikanten ihren Sieg nur noch aus der weiten Ferne mit. Viel zu früh mussten die jungen Leute ihre Rückreise in Richtung Dänemark antreten. „Wir müssen leider unsere Fähre rechtzeitig bekommen“, teilt Gitarrist Lukas Leer via Telefon zugeschaltet mit. „Wir würden am liebsten umdrehen und mit euch weiterfeiern“, freute sich das Quintett aus dem kleinen Städtchen Aalborg über diesen tollen Erfolg.
Abgerundet wurde der Abend durch den Holländischen Headliner Anneke van Giersbergen, die mit der Metalformation „The Gathering“ Weltruhm erlangte. „Ihr habt hier eine phantastische Veranstaltung zusammengestellt und es ist mir und meiner Band eine Freunde gewesen mit Euch hier die Bühne zu teilen“, fasste die blonde Sängerin den ersten „Local Heroes Yourope“-Wettbewerb zusammen. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme beschloss sie einen Konzertreigen, der allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Denn auch künftig soll es heißen: Ihr spielt die Musik!
Foto: Local Heroes