Thema: local heroes

Local Heroes rocken unterm Funkturm

Bereits zum zweiten Mal versammelte Aktion Musik/local heroes e.V. die vielversprechendsten Talente der Republik in einem Semi-Finale auf der "YOU", Europas größter Jugendmesse in Berlin, um im direkten “Kräftemessen” die sieben Finalisten zu ermitteln.

Als dann Indie-Bands auf Hip-Hop-Combos trafen, Rocker auf Funker, harte Riffs auf weiche Stimmen, da spitzten sich nicht nur die feinen Ohren der Jury, sondern auch die der Zuschauer. Denn was sie am 11. Oktober in Halle 5.2a des Berliner Messegeländes geboten bekamen, das konnte sich durchaus hören und auch sehen lassen.

Sie ließen Pinguine tanzen, Chöre wie Phönix aus der Asche emporsteigen, stürzten sich todesmutig von Schlagzeugen und Bühnen oder schmissen sich gleich vollends von Leidenschaft gepackt auf den Boden der Stage, während selbstgebastelte Banner durch die Lüfte schwangen und die mitgereisten Fans alles boten, um ihre Lieblinge im Wettkampf lautstark zu unterstützen. Während über drei Tage neben Musik auch Sport und aktuelle Trends auf dem Programm standen, kämpften am letzten Tag der Veranstaltung 13 Newcomer nicht nur um ihren Einzug ins Bundesfinale, sondern kamen während des gesamten Wochenendes auch in den Genuss kompetenter fachlicher Beratung.

Denn auch heuer wurde wieder vor und nach dem eigentlichen „musikalischen Wettkampf“ ein zweiteiliger Workshop angeboten. Frei nach dem Motto „fit für die Bühne“, vermittelten die Coaches Daniel Heerdmann vom Hamburger Label „Tiefdruck-Musik“, Bandtrainer Wolfgang Schwericke und Thilo Hess, Bandcoach aus Nordrhein-Westfalen noch einmal wesentliche Basics in Sachen Live-Performance, Gema, Selbstvermarktung, Booking, Gestaltung der Proberäume, Urheberrecht und vieles mehr. „Die Nachfrage der Bands hiernach wird immer größer“, freute sich Projektleiter Dieter Herker. Früher seien separat zwei Tage in Magdeburg angesetzt gewesen. Nun werde Wettbewerb und Unterricht miteinander verbunden. Doch das Ende der Fahnenstange sei definitiv noch nicht erreicht. „Dieser Bereich wird immer weiter ausgebaut.“

“Sie meinen es ernst!“ liegt in der Luft

Die Eindrücke könnten unterschiedlicher nicht sein, fasste Label-Inhaber und Coach Daniel Heerdmann mit Blick auf die diesjährigen Teilnehmer zusammen. „Das Niveau ist insgesamt viel höher als im letzten Jahr.“ Die einzelnen Bands seien viel künstlerischer. Die Botschaft „wir meinen es ernst“ sei stärker zu spüren gewesen als sonst. Gerade im Bereich Songwriting und Instrumental werde hier auf einem sehr hohen Level agiert – und dazu noch äußerst abwechslungsreich. Dass auch 2009 nicht bei Null angefangen werden musste und es ganz im Gegenteil schon außergewöhnlich hochkarätig zuging, stand jedoch bereits im Vorfeld fest. Trafen doch abermals frisch gekürte Landessieger, die zuvor in mehr als 150 Einzelwettbewerben aus rund 1700 Teilnehmern ermittelt wurden, aufeinander. Nun treten sie, gemeinsam an, um am 7. November im Alten Theater zu Magdeburg der Frage auf den Grund zu gehen. “Wer wird die beste Nachwuchsband Deutschlands?” 

Doch bevor es soweit ist, gab es bei Dieter Herker erst einmal allen Grund zur Freude. Mit Skatch, den Siegern des ungarischen Wettbewerbs und Cosma, der Berliner Support-Band hatte er nicht nur ausgezeichnete Musiker zur Hand, die das Programm zu bereichern wussten, sondern auch einen neuen Austragungsort gefunden. Mit der YOU 2009, hatte er offenbar trotz stetig wechselnden Publikums voll ins Schwarze getroffen. „Das ist für die Bands eine gute Möglichkeit, um sich neues Publikum zu erspielen, das normalerweise nicht zu Konzerten geht“, war er sich sicher. Schließlich sei eine Jugendmesse geradezu prädestiniert dafür, jungen Leuten aktuelle Bands zu präsentieren. Hier allerdings gehe es über ein Konzerterlebnis hinaus. „Die Musik steht in einem ganz anderen Zusammenhang. Rund herum gebe es unheimlich viele Ausbildungsfelder und weitere spannende Themen, die beleuchtet würden. Entscheidend sei aber: „Die YOU zieht um die 40.000 Besucher, die im Schnitt 17 Jahre alt sind. Dazu sind eine hervorragende Bühne samt dazugehöriger Technik vorhanden.“ Traumhafte Bedingungen also, um einen Wettbewerb dieser Größenordnung zu bewerkstelligen. Eine fruchtbare Kooperation für alle Beteiligten eben. 

Stimmt das Gesamtprodukt? Newcomer auf dem Prüfstand

In nur 20 Minuten Spielzeit galt es, die zehnköpfige Jury, bestehend aus Experten der Musik- und Medienbranche, als auch das Publikum vom “Gesamtpaket” der eigenen Band zu überzeugen und sich im wahrsten Sinne des Wortes den “Arsch abzuspielen”. Spiel, Innovation, Eigenständigkeit und viele weitere Kriterien wurden dabei erneut nach dem altbewährten 40:60-Konzept des Traditions-Contests bewertet. 40 Prozent für das tobende, aber vor allem durchhaltefähige Publikum vor der Stage und 60 Prozent für die Fachjury. „Für mich spielen hier drei wesentliche Punkte eine Rolle“, holte Jury-Mitglied Daniel Heerdmann aus. Zum einen beurteile er das Können auf dem Gebiet Songwriting, daneben spiele jedoch auch die Performance eine wesentliche Rolle. Abschließend betrachte er aber natürlich die Stimmigkeit des Gesamtprodukts. In diesem Jahr seien, auch schon „fertige“ Bands, wie er es nannte, dabei gewesen und solche, die mit der absolut richtigen Einstellung an die Sache herangetreten seien. „Bei ihnen merkt man, die wollen was. Da macht es Spaß zu arbeiten“, fasste er zusammen. Das konnte auch Jury-Mitglied Ovid Heeckt, Veranstalter und Booker aus Hamburg, nur unterstreichen. „Die Teilnehmer in diesem Jahr machen sich mehr Gedanken“, so sein Eindruck. Das liege natürlich auch am Coaching, das sie bekommen würden. Einige Bands hätten ihn zudem sehr überrascht. Pinguine zum Beispiel, blieben definitiv in den Köpfen hängen.

Dies sah das Publikum offensichtlich genauso. „Die Musik hat für wirklich gute Stimmung gesorgt“, freute sich die 15-jährige Sara und nach dem Aufritt von Skaya meinte Timo: „Die CD würde ich mir auf jeden Fall kaufen“ und Philipp ergänzte am Ende der letzten Band Mumpel, Murks und die Herrscherin der Galaxis: „Dieser Auftritt hat Spaß gemacht. Die Musik ist toll!“

Dann, nach acht anstrengenden, aber vor allem schönen Stunden, kam der Augenblick der Wahrheit. Die Finalisten standen fest: „Es ist eine große Leistung überhaupt soweit gekommen zu sein. Hier gibt es definitiv keine Verlierer“, fasste Johny F., Moderator des Tages und Gitarrist der bekannten Band Dario unter großem Publikumsbeifall zusammen. Es sei ein außerordentlich vielseitiger Tag gewesen. So viele Spektren, da war er sich sicher, erlebe der Musikfreund sonst nur auf einem Festival. Sichtlich Spannung lag zu diesem Zeitpunkt in der Luft. Das Publikum als auch die 13 Teilnehmer wollten es jetzt wissen. Und so spannte der redselige „Herr des Mikros“ auch nicht länger auf die Folter. Liquid Lightning, Elephant Party, The Drakes, Neon Pingu Pussys, Intermediate, Bubble Session und schließlich Frames haben es geschafft. Für diese Sieben geht es jetzt ins große Finale. Und so dürfte es am 7. November im Alten Theater in Magdeburg erneut ziemlich hoch hergehen, aber vor allem noch einmal äußerst spannend werden. Denn das Motto des Wettbewerbs ist auch in wenigen Wochen Programm: “Ihr spielt die Musik!”

Mehr Informationen auch unter www.local-heroes.de

Text: Nicole Oppelt/Pia Marie Lavington
 
Photo: Bernd Zahn/Als letztes ins Semi-Finale und nun auch noch weiter ins Finale. The Drakes aus Sachsen-Anhalt konnten ihr Glück kaum fassen.

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2009-10-14 ; von asb (autor),

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