Thema: kunst

Mareike Scharmer - die Buntwerkerin

Ohne Farbe ist die Künstlerin Mareike Scharmer nicht vorstellbar. Ihre ungewöhnlichen und farbenprächtigen Wohnobjekte sind noch bis zum 20. August  in Lüchow zu sehen.

Keksdosen werden zu phantasievollen Lampen, schäbige Aulastühle zu bunten Designerstücken oder eine alte Musiktruhe zu einer Art Deco-Reminiszenz. Mareike Scharmer hat sich schon seit Jahren dem Upcycling verschrieben. Längst bevor das "Upcyclen" im Designbereich in Mode kam, hauchte die Künstlerin alten Gegenständen neues Leben ein. Buntes Leben, denn Farbe gehört zu Scharmers Leben wie die Mütze zum Kopf. Konsequent nennt sie sich deswegen auch "Buntwerkerin".

Diese bunte "Reformation durch Deformation" findet sich aktuell in all den Objekten wieder, die sie noch bis zum 20. August bei ihrer Werkstatt in Lüchow (Hälleforsvägen) ausstellt. Neben bekannten Stücken wie die mit ihrem Ex-Partner, dem Österreicher Rudi Pollack, entwickelten Schränke und Kommoden sind auch zahlreiche neue Objekte zu sehen wie unter anderem eine Kollektion aus neu gestalteten Lampen. Keksdosen, Glasscherben oder alte Werkstattleuchten sind hier die Grundmaterialien.

Kunst, die mensch benutzen kann

Neu ist auch eine alte Musiktruhe aus dem elterlichen Haushalt, die vermutlich aus den 40er Jahren stammt. Das behäbige Design hat Scharmer in ein farbiges Objekt mit ebenso farbigem Innenleben umgestaltet. Unkonventionell auch der "Vogelschrank", der beim in seinem Innern eine rote Höhle mit Felleinlage offenbart.

Ihre Werke kann mensch mit Recht als künstlerische Objekte bezeichnen. Mareike Scharmer denkt allerdings den Gebrauchswert immer mit. "Ich will Kunst machen, die man benutzen kann," so Scharmer. Als Designerin sieht sie sich dabei nur zum Teil. "Beim Design geht es immer um Vervielfältigung, um serielle Produktion. Dabei geht die Seele der Gegenstände verloren," ist sie überzeugt.

Alten Gegenstände zu neuem Leben zu verhelfen, ist für sie zur Leidenschaft geworden. "Auch die scheußlichsten Gegenstände werden beim Bearbeiten zu etwas ganz Neuem. Das begeistert mich immer wieder aufs Neue," so Scharmer. "Wenn ein Schrank plötzlich Augen hat, dann habe ich ihm eine Seele eingehaucht. Das sind dann Wesen, mit denen ich mein Leben bevölkere."

Ressourcenschonung auf kreative Art  

Es geht ihr aber nicht nur um Kunst. Ihre Art zu arbeiten, ist für sie auch kreativer Protest gegen die Wegwerfgesellschaft. "Ich will Bewusstsein dafür wecken, welche Schätze in Kellern, Schuppen und auf Dachböden auf ihre Wiederentdeckung warten," sagt Mareike Scharmer."

Auch Ironie blitzt in Scharmers Objekten immer wieder durch - zum Beispiel bei ihrer Variante der Trophäensammlung: auf an der Wand angebrachten Holzplatten hängen keine Geweihe oder Bärenköpfe, sondern aus Holzresten reliefartig ausgeschnittene, bunt bemalte Fischköpfe. Traurig, neugierig, skeptisch oder müde - die Palette der Gefühlsausdrücke dieser Fische ist vielfältig. Jeder Einzelne ein Unikat.

Überhaupt - Fische. Bei Mareike Scharmers Objekten spielen sie eine besondere Rolle.  "Ich habe ein Faible für die Unterwasserwelt," erzählt sie. "Es ist faszinierend, wieviel unterschiedliche Formen und Farben Fische haben - weshalb sie tausend Möglichkeiten bieten, sie bunt zu machen."

Unkonventionell, kreativ, farbenprächtig und detailverliebt - so beschreibt die "Buntwerkerin" ihre Arbeitsweise und ihre Objekte.

Bis zum 20. August lassen sich die wundersamen Wohnwelten im Werkstattgebäude am Hälleforsvägen (die Straße vor REPO) in Lüchow bestaunen. Die Verkaufsausstellung ist täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet. 




Fotos

2022-08-07 ; von Angelika Blank (text),
in 29439 Lüchow, Deutschland

kunst   ausstellung  

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