Für Menschen mit schmalem Geldbeutel wird das Wohnen im Landkreis Lüchow-Dannenberg mehr und mehr zu einem Problem. „Besonders betroffen sind Geringverdiener, Alleinerziehende und Rentner“, sagt der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther. Das Institut hat in einer aktuellen Studie die sozialen Kriterien des Mietwohnungsmarktes untersucht.
Dabei kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass rund 5.020 Haushalte im Landkreis Lüchow-Dannenberg Anspruch auf eine Sozialwohnung haben. Zu diesen Haushalten mit niedrigem Einkommen gehören Hartz-IV-Empfänger und Wohngeldbezieher. Ebenso Erwerbsunfähige und ältere Menschen, die von der staatlichen Grundsicherung leben. Landesweit haben nach Angaben des Pestel-Instituts gerade einmal 19 Prozent dieser Haushalte überhaupt die Chance, eine Sozialmietwohnung zu bekommen. Der Grund: Seit Jahren schrumpft der soziale Wohnungsbau – ein bundesweiter Trend.
„Das Problem der Haushalte mit geringem Budget im Landkreis Lüchow-Dannenberg ist in erster Linie allerdings nicht die Kaltmiete. Was wesentlich stärker aufs Portemonnaie drückt, sind die Nebenkosten – als ‚zweite Miete’. Hier insbesondere die steigenden Heizkosten“, so Günther. Längst nicht alle Mietwohnungen seien energetisch saniert. Es habe sich hier zwar viel getan. Trotzdem gebe es immer noch Miethäuser mit Energielöchern – Wohnungen als Wärmeschleudern. „Fehlende Isolierungen und veraltete Heizungsanlagen machen das Wohnen immer teurer“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.
Zukünftig immer mehr Menschen in Altersarmut
Darüber hinaus sei nur ein Bruchteil der Mietwohnungen im Landkreis Lüchow-Dannenberg altersgerecht saniert. Enge Türen, durch die weder Rollator noch Rollstuhl passen, fehlende Aufzüge, Schwellen ... – viele ältere Menschen müssen früher oder später ihre Wohnungen verlassen, weil sie nicht seniorengerecht umgebaut wurden.
„Betroffen sind insbesondere die Menschen, die vor der Rente stehen, aber heute bereits von Hartz IV leben müssen. Ihnen droht Altersarmut“, so Matthias Günther. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg beziehen nach Angaben des Pestel-Instituts derzeit rund 550 Menschen Hartz IV, die in den kommenden zehn Jahren das Rentenalter erreichen werden.
Der aktuelle Trend setze sich damit fort: Es werde auch künftig immer mehr Menschen mit Altersarmut geben. Gerade für sie müssten dringend energetisch und altersgerecht sanierte Wohnungen geschaffen werden. Dies wiederum werde ohne eine effektive staatliche Förderung allerdings nicht gelingen, macht die Wohnungsbau-Initiative deutlich. Sie hatte das Pestel-Institut mit der Studie beauftragt.
Zur Wohnungsbau-Initiative haben sich neben der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) zusammengeschlossen.
Gemeinsam fordern sie für das energieeffiziente Bauen und Sanieren bessere steuerliche Anreize und mehr KfW-Fördermittel. Bereits für das kommende Jahr müsse der Bund hierfür mindestens 3 Milliarden Euro bereitstellen. Mittelfristig seien sogar 5 Milliarden Euro als feste Position im Bundeshalt notwendig.
Zudem müsse das KfW-Programm für das altersgerechte Bauen und Sanieren wieder reaktiviert werden – mit jährlich mindestens 100 Millionen Euro für die kommenden Jahre. Hier dürfe der Bund nicht nur zinsgünstige Kredite fördern. Auch ein direkter Zuschuss sei für das altersgerechte Umbauen notwendig. Denn kaum ein 65- oder 70-jähriger Wohnungseigentümer ist bereit, sich in dem Alter noch an einen Kredit mit längerer Laufzeit zu binden. Viele würden diesen nicht einmal bekommen, so die Wohnungsbau-Initiative.
An die heimischen Bundestagsabgeordneten appelliert die Initiative, sich in Berlin bei den laufenden Haushaltsberatungen für das kommende Jahr für eine deutliche Aufstockung der Gelder für das energetische und altersgerechte Bauen und Sanieren stark zu machen. In einem Schreiben an die Parlamentarier aller Fraktionen macht die Wohnungsbau-Initiative deutlich, dass es „eine der drängendsten sozialen Herausforderungen“ sei, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.