Thema: milch

Die Milch wird sauer

Vor einer Nordmlich-Molkerei in Schleswig-Holstein vergammelt Tonnenweise Milch in den Tanks von lieferbereiten Landwirten - blockiert von streikenden Kollegen. Ihre streikenden Kollegen blockieren dort die Zufahrten mit Traktoren. In der Region zwischen Heide und Elbe haben sich die Milch-Landwirte zwar vorerst gegen "illegale" Aktionen  ausgesprochen, doch gestreikt wird weiter.

"Mehr als 83 % der regionalen Milchbauern sind beim Streik dabei", erklärt Gisela Webs, Landwirtin und Koordinatorin des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) für Lüchow-Dannenberg. Immer wieder klingelt bei ihr das Telefon und weitere Landwirte melden ihre Teilnahme am Streik an. Ähnlich sieht es in Uelzen, Lüneburg und der Altmark aus.

In den ersten Supermärkten wird unterdessen die Milch knapp. So standen schon am Freitag in einigen REWE-Märkten statt Tüten nur Zettel im Milchregal. Die nur regional vertriebene Biomilch "Natürlich Wendland" ist seit dem Wochenende vorerst aus den Regalen verschwunden.

"Klar, machen auch wir weiterhin mit", so Michael Dreyer, einer der zwölf Milchbauern der "Milchkoop Wendland". "Wir haben zwar - noch - recht günstige Konditionen für unsere Biomilch, aber wir unterstützen natürlich den Kampf unserer konventionell produzierenden Kollegen."

Nicht nur bei den Milchbauern, auch bei den Verbänden herrscht derzeit grosse Geschlossenheit. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, brauchte allerdings einige Tage, bevor er öffentlich zumindest Verständnis für die Situation der Milch-Landwirte kund tat. Grundsätzlich hält Sonnleitner allerdings das Mittel des Streiks für falsch.

Der Markt solle den Preis bestimmen, so Sonnleitner gegenüber verschiedenen Medien. Auch der Milchindustrieverband sah sich genötigt, in Verhandlungen mit den Landwirten einzutreten, nachdem er in der letzten Woche vollmundig erklärt hatte, daß keine Engpässe eintreten würden.

Selbst der Verweis auf den "Welthunger", angesichts dessen das Wegschütten von Milch geradezu unmoralisch sei, half da nichts. Bundesweit haben sich die Milch-Landwirte mehrheitlich dem Streik angeschlossen. Für die einzelnen Molkereien bedeutet das je nach Region einen Verlust von 2 - 30 % ihrer Frischmilchanlieferungen. Langsam wird es auch bei den milchverarbeitenden Betrieben eng, so daß derzeit der Milchpreis de facto fast bei den geforderten 43 ct. steht - 40 Ct. werden derzeit durchschnittlich für einen Liter Milch gezahlt. 

Inzwischen sind sich die Molkereien und die Landwirte soweit einig, daß der Druck auf den Einzelhandel verstärkt muß. Existierende Lieferverträge sollen gekündigt und neu verhandelt werden. "Da sind wir im Moment auf einem guten Weg," so Christian Schulz, Kreisvertreter des BDM für Uelzen. Gestreikt werde allerdings vorerst weiter - bis akzeptable Verträge tatsächlich geschlossen worden sind.

 

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2008-06-02 ; von Angelika Blank (autor),

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