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Hyperion - das Mini-AKW für den Hausgebrauch

Während in Europa die Debatte um die Nutzung der Atomkraft neu entflammt ist, kommt aus den USA eine Meldung, die man für einen Witz halten möchte: Mini-AKWs zum Vergraben im Garten sollen die Verbraucher unabhängig von den Energieversorgern machen

Nein, es ist kein Scherz: seit Monaten präsentiert die Firma Hyperion Power Generation auf amerikanischen Messen ihren Minireaktor „Hyperion“. Demnächst soll das Atomkraftwerk für den Hausgebrauch massenhaft hergestellt werden. Zwischen 2013 und 2023 will die Hyperion Power Generation 4000 der Mini-Meiler herstellen und verkaufen. Angeblich sind sie absolut sicher, nahezu wartungsfrei und sollen ganze Kleinstädte mehrere Jahre lang mit Strom und Wärme versorgen können.

Entwickelt wurde Hyperion in den Los Alamos Laboratorien – jener Forschungseinrichtung, die auch die erste Atombombe entwickelt und gebaut hat. Der kaum 4 m große Reaktor kann per LKW oder Schiff auch in die abgelegensten Gebiete transportiert werden. Nach Angaben der Herstellerfirma produziert „Hyperion“ 25 MW Leistung – genug um rund 20000 Haushalte mit Energie zu versorgen. Zusammengeschaltet seien auch grössere Projekte machbar. In einem Interview mit der britischen Zeitschrift „The Guardian“ sagte Firmenchef John Deal, dass „man Elektrizität an jedem Ort der Welt für 10 Cent/Kilowattstunde verfügbar machen wolle“.

Der Mini-Reaktor ist zwar noch nicht auf dem Markt – doch schon sollen hunderte Bestellungen vorliegen, unter anderem aus Tschechien.

Für den Betrieb wird der Reaktor einfach in den Boden vergraben und mit Leitungen einerseits an Häuser angeschlossen, die die vom Reaktor produzierte Wärme nutzen können. Andere Leitungen werden an Generatoren zur Stromproduktion angeschlossen.

Sicherheitsbedenken weist die Herstellerfirma vehement zurück. Eine Katastrophe wie Tschernobyl können bei „Hyperion“ nicht entstehen, da der Meiler mit Kalium gekühlt werde. Ausserdem sorge der Kernbrennstoff Uranhydrid dafür, dass schnelle Neutronen abgebremst werden. Desweiteren gebe es keine beweglichen Teile, die ausfallen könnten.
Selbst zu einer Kernschmelze könne es nicht kommen, da der Reaktor so klein sei, dass er seine überschüssige Hitze an die Umwelt abgebe.  Und durch den Einsatz von Wasser als Moderator breche die Kettenreaktion in sich zusammen, wenn bestimmte Temperaturen überschritten  werden.

Sicher, sauber, zuverlässig und erschwinglich – so wirbt Hyperion Power Generation für seine „Hyperions“. Doch (mindestens) eine Antwort bleibt die Firma schuldig: was mit dem Atommüll geschehen soll, der bei geplantem Verkauf überall in der Welt anfällt. Auch über politischen oder terroristischen Mißbrauch lässt HPG nichts verlauten. ....

Grafik: Hyperion Power Generation




2008-11-15 ; von Angelika Blank (autor),

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