Das Wasser hat sich aus Vietze zwar längst zurück gezogen, aber mit den Schäden haben Dutzende Einwohner des Ortes immer noch zu kämpfen. Am Donnerstag informierte sich die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte in Vietze über die Folgen der diesjährigen Flut.
Marion Munk aus Vietze ist an diesem Donnerstag ganz fröhlich: "Endlich! Heute ist der erste Tag, wo etwas aufgebaut wird und nicht nur abgerissen." Seit über zwei Monaten lebt die Vietzerin in einem Provisorium. Anders als manche ihrer Nachbarn konnte sie in ihrem Haus bleiben, musste sich aber ins Obergeschoss zurückziehen, da das Erdgeschoss vollständig durchfeuchtet war.
Fußböden, das frisch renovierte Bad, Einbaugeräte, ein Teil der Möbel - alles ist ein Opfer des eindringenden Wassers geworden. An diesem Donnerstag war es nun das erste Mal, dass Handwerker in ihrem Haus mit Einbauarbeiten beginnen konnten. Bisher ging es nur ums Trocknen, um das Herausreißen aufgequollener Fußböden, das Wegwerfen zerstörter Möbel usw. "Seit der Flut finde ich außerdem meine Schuhe nicht mehr wieder. Sie sind irgendwo verpackt," so Marion Munk.
Doch die Schuhe sind ihr geringstes Problem. Im Haus hat sie einen Schaden in mehrstelliger Tausenderhöhe zu bewältigen - ganz ohne Versicherung. "Bisher ist unser Haus immer trocken geblieben, da erschien uns eine Versicherung nicht notwendig," bedauert die alt eingesessene Vietzerin nun. Mit Spendengeldern konnte sie die notwendigsten Arbeiten beauftragen. Und letztendlich wird Marion Munk wohl ohne große Sorgen irgendwann wieder ein gut renoviertes Haus bewohnen können.
Was jedoch nicht nur Marion Munk, sondern alle ihre Nachbarn im unteren Vietze umtreibt: Was wird sein, wenn die nächste Flut kommt? Nach Aussagen von Experten kann es sein, dass die Pegelstände dann noch höher eintreten - wenn womöglich keine Deiche im Oberlauf mehr brechen oder der Aland im Brandenburgischen übergeleitet wird. ...
Staudte: Fokus auf vorbeugenden Hochwasserschutz legen
Miriam Staudte, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, informierte sich am Donnerstag gemeinsam mit der grünen Direktkandidatin für den Bundestag, Julia Verlinden, in Vietze über die Folgen der Flut. Die kleine Abordnung besuchte einige Flutopfer und informierte sich über die Schäden im Ort, die auch am Friedhof und der uralten Feldsteinkapelle noch immer überdeutlich zu erkennen sind.
Hauptthema für die Landesregierung wird wohl sein, welche Art des Hochwasserschutzes sie mit welchem Anteil finanzieren wird. Erst eine Woche vor dem Besuch von Miriam Staudte hatte die zuständige Staatssekretärin erklärt, dass wohl nur ein gewidmeter Deich nach den Vorgaben des Niedersächsischen Deichgesetzese vom Land mit einem Anteil von 70 % finanziert werden könne.
Einige Vietzer warfen die Frage auf, ob nicht auch eine kleinere, günstigere Maßnahme sinnvoller wäre. Miriam Staudte will sich nun beim Umweltministerium dafür einsetzen, dass der Prozess, welche Massnahme realisiert werden, kann im engen Dialog mit den Einwohnerinnen und Einwohnern von Vietze abläuft. Dabei sollen alle Spielräume des Nds. Deichgesetzes ausgeschöpft werden.
Die Grünen-Politikerin betonte des weiteren, dass in Zukunft ein sehr viel stärkerer
Fokus auf den vorbeugenden Hochwasserschutz gelegt werden müsse.
Insbesondere zusätzliche Überschwemmungsflächen am Gesamtfluss Elbe
seien notwendig, um neue Rekord-Höchststände zu verhindern.
Foto / Angelika Blank: