Thema: kultur

Mit Plattdeutsch durchs Museum

Auf Deutsch, Englisch, Niederländisch und Plattdeutsch können sich die Besucher des Rundlingsmuseums in Lübeln Geschichten und Geschichte des Wendlands per Audioführung erzählen lassen. Am Sonntag wurde diese neue Möglichkeit in Lübeln vorgestellt.

Was viele große Museen anbieten, ist nun auch in Lübeln möglich: per Audioführung können die Besucher des Freilichtmuseums sich viele detaillierte Informationen und Geschichten erzählen lassen. Angesichts der Tatsache, dass der Museumsbetrieb seit Anfang des Jahres weitestgehend ehrenamtlich organisiert werden muss, eine kreative Idee, den Besuchern die Geschichte der Rundlinge und die Lebensweise der Dörfler auf möglichst kostensparende Weise lebendig nahe zu bringen.

Was ist eine Audioführung? Auf kleinen Handgeräten sind Sprach-(oder auch Musik-)Inhalte gespeichert, die nach einem bestimmten Zeitraster durch die Ausstellung führen. In der Lübelner Version haben die Besucher die Gelegenheit, sich entweder die ganze Tour anzuhören oder ganz gezielt bestimmte Stationen anzusteuern. Angeboten werden die Sprachen Deutsch, Englisch, Niederländisch und Plattdeutsch. 

In dem Drehbuchautor und Regisseur Peter Bauhaus aus Klein Witzeetze fanden Ilka Burkhardt-Liebig und ihre MitstreiterInnen vom Rundlingsverein einen Profi, der ihnen durch seine Erfahrung TV-Serienautor der Geeignetste erschien. "Wir sind richtig glücklich, dass er sich bereit erklärt hat, uns die fachlichen Informationen in lebendige Geschichten umzusetzen," so Ilka Burkhardt-Liebig am Sonntag. Insgesamt fünfzehn freiwillige Experten aus dem Rundlingsverein und seinem Freundeskreis hatten an der Entwicklung der Texte sowie der technischen Gestaltung gearbeitet. 

Plattdüütsch mutt bliewen

Eine besondere Herausforderung war die Übertragung ins Plattdeutsche. "Beim Einsprechen des hochdeutschen Textes merkten wir, dass eine direkte Übertragung ins Plattdeutsche nicht funktioniert," so Erika Premke, die sich mit Wendula ... hauptsächlich um die Dialektversion gekümmert hatte. Beide sind mit dem Plattdeutschen groß geworden. "Die Herausforderung fängt schon damit an, dass selbst zwischen Lüchow und Dannenberg so manches Wort anders lautet," so Premke. Zum Beispiel sagt(e) der Nordkreis "Kirch" zu und der westliche Landkreis "Kaak". Ähnliches gilt für das Wort "Kuh" - im Nordkreis wird es "kü" ausgesprochen und im Westlandkreis "Keu".

Des weiteren gibt es für das Plattdeutsche keine allgemein gültige Grammatik, da es sich als Schriftsprache nie etabliert hat. Und nicht zuletzt ist der Satzbau den Bedürfnissen der bäuerlichen Kultur angepasst. "Ordentlich" gebaute Sätze, wie es sie im Hochdeutschen gibt, sind dem Dialekt eher fremd. Also musste für die Audioführung eine ganz eigene Version geschrieben werden. 

Trotz der Schwierigkeiten wollte der Rundlingsverein nicht auf die plattdeutsche Version verzichten. "Auf diese Weise wollen wir die Sprache lebendig erhalten und vielleicht den ein oder anderen neuen Fan gewinnen," betonte Ilka Burkhardt-Liebig, Vorsitzende des Rundlingsvereins.

"Besser als im Hamburger Museum"

Unter Beteiligung von Landrat Jürgen Schulz, Lüchows Samtgemeinde-Bürgermeister Hubert Schwedland und weiteren Gästen aus Politik, Verwaltung und Kultur wurde die Audioführung - oder besser die Audioführungen - der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die ersten Reaktionen der Besucher waren durchaus positiv. Die Audioführung sei besser als die im Hamburger Museum war von einem Gast zu hören. Andere lobten die Lebendigkeit der Texte. Besonders beliebt sind die kleinen Anekdoten am Rande, die Einblicke in das Alltagsleben früherer Zeiten geben. Wer weiß schon, dass Zweige und Blätter der Eberraute in der Kirche ausgehängt wurden, um den "Stallgeruch der Landsleute" zu vertreiben? Oder warum das Häuschen mit dem Herz hierzulande "Pardamang" heißt? In Zeiten der Napoleonischen Besetzung nannten die französischen Soldaten das Häuschen scherzhaft "Appartement", um das derbe norddeutsche "Schiethuus" zu vermeiden. Daraus wurde im Plattdeutschen dann Pardamang.

Dies sind nur einige wenige Beispiele der Geschichten, die in die Audioführung aufgenommen wurden. Zu insgesamt 20 Themen und einigen Unterthemen bietet sie Informationen.

Den Rundlingsverein kostete die Ausstattung insgesamt 8000 Euro, die über Spenden und Zuwendungen organisiert werden konnten. Allein 5000 Euro aus dem Preisgeld des Europa Nostra Awards, den der Rundlingsverein vergangenes Jahr gewonnen hatte, konnte für das Projekt eingesetzt werden. Dazu kamen Zuwendungen von der Sparkasse, der Samtgemeinde Lüchow sowie dem Landkreis Lüchow-Dannenberg sowie eigene Spenden aus der Vereinsarbeit.

Zum Aufpreis von 2,- Euro steht die Audioführung ab sofort im Rundlingsmuseum zur

Foto / Angelika Blank: Entspannt zeigte sich ein großer Teil des Organisationsteams der Audioführung am Sonntag bei dessen Vorstellung. Der Gesang von plattdeutschen Liedern durfte da natürlich nicht fehlen. Von links: Ilka Burkhardt-Liebig (1. Vorsitzende des Rundlingsvereins), Michael Kablitz, Peter Bauhaus, Wendula Peters, Erika Premke, Carla Michel, Günther Schmidt, Adrian Greenwood,  Hermann Albrecht




2016-05-22 ; von Angelika Blank (autor),
in Lübeln, 29482 Küsten, Deutschland

kultur   museum   geschichte  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können