Was hat Vietze bei kommenden Hochwassern zu erwarten und wie lässt sich der tiefer gelegene Teil des Ortes vor den andrängenden Wassermassen besser schützen? Das waren die Themen einer Informationsveranstaltung, die kürzlich in dem Elbschifferdorf stattfand.
Der größte Teil des Elbdorfes Vietze bleibt vom (inzwischen beinahe) alljährlichen Hochwasser verschont. Doch rund zehn Grundstückeigentümer am südwestlichen Ende des Ortes haben immer wieder mit überfluteten Grundstücken und Kellern zu kämpfen. Am Freitag informierte eine Veranstaltung im Dörfergemeinschaftshaus Vietzes Bürger darüber, ob es für die Anlieger im „Unter“-Dorf Möglichkeiten zur Abhilfe gibt und darüber, wie sich die Hochwassersituation in Vietze voraussichtlich entwickeln wird.
„Diese Siedlung so dicht am Fluss
wäre so heute wohl nicht mehr genehmigt worden,“ zeigte sich
Ernst-August Schulz, Fachdienstleiter Tiefbau in der Kreisverwaltung,
überzeugt. Doch die Häuser existieren und ihre Eigentümer pumpen
seit Jahren zu Hochwasserzeiten immer wieder Tage- und Nächtelang, um ihre Häuser vor
eindringendem Wasser zu schützen.
Einen gewidmeten Deich möchte keiner wirklich haben
Um wenigstens etwas Abhilfe zu
schaffen, wurde vor einigen Jahren ein kaum 1,20 m hoher Wall
angelegt, der das Eindringen des Wassers in die Grundstücke
allerdings nur verzögerte. Einen echten Deich möchten aber weder
die betroffenen Anwohner noch die Gemeinde bauen. Wie Peter
Hildebrandt, Geschäftsführer des Kreisverbandes der Wasser- und
Bodenverbände, berichtete, würde die Kosten für einen
vorschriftsmäßigen Deich, der sich wohl über mindestens 500 m
erstrecken müsste, in die Hunderttausende gehen – für die meisten
Eigentümer und die Gemeinde zuviel. "Da kommen schnell mal Summen von rund 50 000 Euro Eigenanteil pro Besitzer zusammen," befürchtete Hildebrandt.
Auch die Frage der „Flächenverfügbarkeit“ wäre wohl ein schwierig zu lösendes Problem, wie Bürgermeister Schenk berichtete, hatten doch schon beim Bau des Walls diverse Anwohner diverse Vorbehalte, einen Teil ihrer Grundstücke für Hochwasserschutzmaßnahmen herzugeben.
Dabei könnten kommende Hochwasser
Vietze noch härter treffen als bisher. Wie Ernst-August Schulz,
Fachdienstleiter Tiefbau in der Kreisverwaltung und als solcher auch
für Bauten im Hochwasserschutz zuständig, am Freitag Abend in
Vietze berichtete, gehen Experten-Prognosen davon aus, dass
kommende Hochwasser Vietze weitere 30 – 40 cm Wasserhöhe
einbringen würden. Das könnte für den Schifferort bedeuten, dass
die Zufahrt im südlichen Bereich dann vollständig unter Wasser
liegen würde, Kapelle und Friedhof inbegriffen. Zusätzlich wären
weitere Grundstücke vom Wassereinbruch betroffen.
"Verbuschung ist das Hauptproblem"
Neben grundsätzlichen öfter und höher eintretenden Hochwasserereignissen machten die Fachleute auch einen Elb-Durchstich bei Lenzen als Mit-Ursache für höhere Wasserstände in Vietze verantwortlich.
Als Hauptursache orteten sowohl Deichverbands-Vorsteher Ulrich Flöter als auch Peter Hildebrandt aber die zunehmende Verbuschung an der Elbe. Beide zeigten sich überzeugt, dass die Hochwasserproblematik sich nicht nur für Vietze entspannen würde, wenn der Weidenbestand an der Elbe rigoros zurückgeschnitten wird.
Für die
betroffenen Eigentümer, die seit Jahren alljährlich Sandsäcke und
Pumpen auspacken müssen, ergab sich auf der
Informationsveranstaltung wenig Neues. Immerhin gibt es
Vorschläge, wie die bestehende Verwallung womöglich so ausgebaut
werden kann, dass sie die Grundstücke besser schützt. Doch auch für
dieses Modell, dass außendeichs Lehmaufschüttungen und eine
Erhöhung um rund 1 m vorsieht, müssten Eigentümer Flächen
zugunsten der Allgemeinheit abgeben. „Wenn es entsprechende Anträge
an die Gemeinde gibt, so werden wir sie wohl positiv beschließen,“
signalisierte Bürgermeister Schenk, wohl wissend, dass diese
Entscheidung auch finanzielle Konsequenzen für die Gemeindekasse
haben könnte.
Foto / Angelika Blank : Auch bisherige Hochwasserereignisse - wie hier im Januar 2011 - ließen im unteren Teil Vietzes Gärten versinken ...