Pilze sind wundersame Wesen. Ihre Myzelien erstrecken sich teilweise über mehrere Kilometer. Das Institut für Pflanzenkultur in Solkau forscht mit internationalen Partnern den Nutzen von Pilzen als natürliche Bodenverbesserer.
Versteckt im Schnegaer Mühlenbachtal liegt Solkau – ein kleines Dorf mit kaum 100 Einwohnern. Kaum etwas lässt ahnen, dass hier auf einer historischen Hofstelle Forschung von - mindestens - europäischer Bedeutung betrieben wird: im Institut für Pflanzenkultur.
Neben Forschung und Vertragsanbau hauptsächlich für phyto-pharmazeutische Unternehmen untersuchen 35 Mitarbeitern die nutzbringenden Eigenschaften von netzbildenden Pilzen (Mykorrhiza). Anders als sogenannte Schadpilze gehen diese Pilze eine enge Symbiose mit umliegenden Pflanzen und Bäumen ein. Einerseits sind die Pilze auf die Versorgung durch die Pflanzen angewiesen, andererseits versorgen sie die von ihnen „infizierten“ Pflanzen mit Nährstoffen und Wasser und schützen sie außerdem vor Schädlingen. Das Wundersame ist auch, dass „Mykorrhiza“ überall auf der Welt, wo es Pflanzen und etwas Feuchtigkeit gibt, vorhanden sind.
Kein Wunder, dass die Forschung an diesen „Wunder“pilzen für Dr. Carolin Schneider und Imke Hutter, die beiden wissenschaftliche Köpfe des Instituts, seit langem ein faszinierender Arbeitsbereich ist. Seit mittlerweile über beinahe 30 Jahren erkunden sie nun schon die Eigenschaften der Pilze – immer wieder auch mit finanzieller Unterstützung aus europäischen Förderprogrammen.
Problemlöser bei Umweltproblemen?
Entdeckt wurden die faszinierenden Eigenschaften der Pilze bereits im 19. Jahrhundert. Seitdem werden Mykorrhiza systematisch gesammelt und charakterisiert. Denn es gibt hunderte verschiedene Stämme der Pilze, die sich wiederum in unterschiedlichen Pflanzenpartnerschaften jeweils anders verhalten.
Im Solkauer Institut untersuchen mehrere Doktoranten – unter anderem aus Mexiko und Ägypten - innerhalb eines internationalen Forschungsnetzwerks die Wirkungen von Mykorrhiza auf verschiedene Nutzpflanzen wie z.B. Tomaten, Weizen oder Heilpflanzen. Dabei geht es z. B. darum, ob der Wirkstoffgehalt bei Heilpflanzen sich verändert, wenn sie mit Mykorrhiza-Pilze angereichert werden oder wie sich die Pilze unter schwierigen Boden- oder Klimabedingungen verhalten.
Letztendlich geht es bei der Forschung um nichts Geringeres als das Ziel, Düngemitteleinsatz und Wassermengen beim Pflanzenanbau zu verringern. Selbst die Reinigung schadstoffbelasteter Böden traut man den Pilzen zu, wenn sie in der richtigen Pflanzen-Partnerschaft wachsen. Das wird gerade in Ghana und Burkina Faso – ebenfalls im Rahmen eines Bundesforschungsprojekts – erkundet. Dort geht es darum, wie die Pilze helfen können, quecksilberkontaminierte Abbaustätten zu „reinigen“.
Derzeit wird im Institut auch verstärkt an Projekten für den Übergang in der Landwirtschaft gearbeitet. Für den wirtschaftlichen Einsatz müssen verschiedene Punkte beachtet werden: die Pilze müssen eine 100%ige Wirksamkeit erreichen, damit sie für die Landwirte eine echte Alternative zu derzeit gängigen Düngemitteln sein können. Außerdem müssen die Mischungen praktisch ausbringbar sein. Ein Pulver ist auf dem Acker zum Beispiel nicht einsatzfähig, es wird zu leicht verweht. Also müssen stabilere Mischungen wie z.B. Pellets entwickelt werden.
Für Privatgärtner entwickelte das
Institut bereits vor Jahren verschiedene Mykorrhiza-Mischungen, die
im Forst oder im Garten als Düngerersatz oder Bodenverbesserer
eingesetzt werden können. „Inoq“ heißt das Produkt, welches in
verschiedenen Größen und Zusammensetzungen im Handel erhältlich
ist.
Foto | Angelika Blank: Imke Hutter (li.) und Dr. Carolin Schneider (re.) sind auch nach über 30 Jahren Forschung an Mykorrhiza immer noch fasziniert von deren Fähigkeiten.