Nuri El Ruheibany, Komponist und Dirigent, ist in der Nacht zum 3. März im Alter von 83 Jahren gestorben. Ein genialer, kosmopolitischer Komponist und engagierter Ensemble-Leiter fehlt nun in der Musiklandschaft Lüchow-Dannenbergs.
Seine tiefe Verbundenheit zu seiner Wahlheimat Wendland hatte der Komponist deutlich gemacht, als er zum 850. Stadtjubiläum Lüchows »Musikalische Bilder aus dem alten Wendland» komponierte. In einem dreiteiligen Stück für Chor und Orchester beschrieb er darin musikalisch die Wanderung der Wenden aus Russland in die hiesige Gegend, die Sage vom wendischen Elternmord im Jammerholz oder ein Fest auf dem Schloß. In einem Interview hatte Ruheibany damals seinen "starken emotionalen Bezug zur Natur des Wendlandes" bekundet. In seiner Musik wolle er "malen, was ich in der Landschaft sehe."
El Ruheibany, von vielen nur „Nuri“ genannt, gehörte zwischen 1980 und
2007 dem Kollegium der Kreismusikschule an – als Lehrer für Klavier,
Schlagzeug und Percussion. , Hier hatte er schon zu früheren Zeiten
"Generationen von Musikschülern" unterrichtet, darunter auch die
Madsen-Brüder, die heute als Rockband "Madsen" die Pop-Charts stürmen. Und auch Katharine Schorling, die später als "CATT" berühmt wurde, hat bei ihm gelernt.
Als es mit den Trägern der Musikschule zu Konflikten kam, fand sich schnell ein großer Förderkreis zusammen. "Nuri mit Nuri" war der Slogan, mit dem die Freunde Nuri unterstützten - was letztendlich in einen Förderverein mündete. Das von El Ruheibany ins Leben gerufene grandiose Percussion-Ensemble "Tamburo Temperamento" konnte so bestehen bleiben.
Der 1939 in Damaskus geborene Musiker hatte
Klavier und Komposition an der Hochschule für Musik in Leipzig
studiert. Nach dem Dirigentenstudium in Dresden, unter anderem bei Kurt
Masur oder Yehudi Menuhin, folgte eine mehrjähriger Tätigkeit als
Dirigent: in Halle, Berlin, Freiberg, Leipzig, Lüneburg und Magdeburg.
Später dirigierte El Ruheibany auch in Moskau, St. Petersburg und
Kaliningrad.
Auch in seinem Heimatland Syrien war El Ruheibany hoch verehrt. Am Syrischen Nationalsymphonieorchester in Damaskus war er ständiger Gastdirigent. Der Leiter des Syrian Expat Philharmonic Orchestra, Raed Jazbeh, an dem Ruheibany beteiligt war, schreibt im Namen des gesamten Orchesters: „Unser Maestro war ein edler, freundlicher, liebevoller und kooperativer Mensch, der sich durch Spaß und Humor auszeichnete, der mit Leidenschaft und Liebe zur Musik arbeitete. Syrien war immer in seinen Gedanken präsent. Bis zum letzten Tag seines Lebens hörte er nicht auf, mit uns zu kommunizieren, Musik zu komponieren und zu arrangieren.“
„Seine unermüdlichen und selbstlosen Leistungen für die kulturelle Belebung des Wendlands hätten mehr Anerkennung und Unterstützung verdient. Er aber war viel zu höflich und bescheiden, das zu fordern. Hatte man ihm doch von einflußreichen Stellen in Ministerien nicht selten das Gefühl gegeben, nur ein Gast zu sein. Dabei hatte er ein großes Herz und wollte nur Lebensfreude weitergeben“, bilanziert sein Freund und Manager Christoph M. Lang und unterstützte damit den Komponisten in einer Zeit, in der die Nähe zu Syriens System immer wieder Kritik auslöste.
Seine intensive Auseinandersetzung mit den klanglichen Möglichkeiten des Orff-Instrumentariums führte zu zahlreichen eigenen Werken. Seine Kompositionen für Sinfonieorchester fanden auch internationale Beachtung. Als Anerkennung für seine Verdienste als Musiker, Komponist und Pädagoge wurde ihm 2001 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
„Nuri El Ruheibany wird der musikalischen Landschaft Lüchow-Dannenbergs sehr fehlen“, sagt Landrätin Schulz. „Er hat mit jeder Faser seines Körpers Musik gespürt und gelebt. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.“
In Erinnerung bleibt ein enthusiastischer Komponist, Musiker und Ensemble-Leiter, der denjenigen, die ihn kannten, viel Inspiration mit auf den Weg gegeben hat .
Foto | Angelika Blank: Als es 2009 zum Konflikt mit der Kreismusikschule kam, fanden sich schnell zahlreiche Unterstützer, die mit dem Slogan "Nur mit Nuri" für die weitere Zusammenarbeit mit ihm warben.