Bittere Winterkälte legte den Bau acht Wochen lang lahm, starker Grundwasser-Zufluss musste bewältigt werden, und dennoch konnte am Donnerstag, wie ursprünglich geplant, Richtfest im Bau der neuen Capio Elbe-Jeetzel-Klinik (EJK) gefeiert werden. „Sie haben den Bau in Rekordzeit hochgezogen“, lobte EJK-Verwaltungsdirektorin Gabriele Benke im Beisein vieler Gäste die Handwerker.
Zwar herrscht noch allerorts auf dem großen Komplex Baustellenatmosphäre, aber ein Gang um und durch das Gebäude und ein Blick in den zum Richtfest herausgegebenen Lageplan lassen bereits erkennen, wo 2012 welche Räumlichkeiten zu finden sind: die Operationssäle etwa, die Geburtsräume, die Technikzentrale oder die Patientenzimmer, die für zwei Betten ausgelegt sind und alle über Dusche und WC verfügen.
Mehrere Lichthöfe tun sich auf und lassen selbst in Funktionsräumen des Untergeschosses keine „Kelleratmosphäre“ aufkommen. Rund 38 Millionen Euro wird das Ganze kosten; von dieser Summe trägt das Land 12 Millionen, aus EU-Mitteln fließen 20 Millionen, und Capio investiert 6 Millionen Euro. Die gesamte Nutzfläche der neuen Klinik liegt bei 15.000 Quadratmetern.
Kran hievt die Richtkrone im Foyer empor
Im großen Eingangsbereich mit Foyer und benachbarter Cafeteria scharten sich die Gäste am Donnerstag um die Richtkrone, die mit einem Kran hochgehievt wurde – zum Zimmererpolier, der in seinem Richtspruch den bisherigen Bauverlauf in Versform Revue passieren ließ und dann nach altem Brauch einen „Kurzen“ kippte und das Schnapsglas getreu dem Motto „Scherben bringen Glück“ auf dem Rohbauboden zerschmetterte.
Ziel: Optimierung der Arbeitsabläufe
Eine glückliche Zukunft wünschten auch mehrere Gäste in kurzen Ansprachen der künftigen neuen Klinik. So Dr. Dr. Gunnar Németh als Repräsentant des in Schweden beheimateten Gesundheitskonzerns Capio sowie Klaus Wöhrl, Geschäftsführer von Capio in Deutschland. Krankenhaus-Planungen, so Wöhrl, seien heutzutage davon geprägt, Optimierung der Arbeitsabläufe zu gewährleisten – sowohl im Interesse der Patienten als auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht.
Anerkennend äußerte sich der Geschäftsführer über die Leistungen der Architektengruppe Schweitzer und Partner aus Braunschweig und der ausführenden Firmen, voran das Unternehmen Wolff & Müller aus Dresden, denen es gelungen sei, trotz der Winterprobleme den Bauablauf wieder in den Zeitplan zu bringen. Einen Dank richtete Wöhrl an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik, die viel Arbeitszeit investieren, um sich auf den Umzug ins neue Haus vorzubereiten und gemeinsam mit Capio dafür neue Strukturen entwickeln.
Die Vorfreude auf das neue Haus genießen
„Wir freuen uns darauf, in einer der modernsten Kliniken Niedersachsens arbeiten zu können“, bekräftigte der ärztliche Direktor der EJK, Chefarzt Dr. Kai Schlicht. „Genießen Sie die Vorfreude darauf“, rief er den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses zu. Der Vorsitzende des Betriebsrates, Johannes Heuer, gab zu bedenken, wie wichtig es sei, dass das Personal eines Krankenhauses gut behandelt werden - denn dann würden auch die Patienten gut behandelt.
An alle hiesigen Hausärzte appellierte Heuer, Patientinnen und Patienten in die Dannenberger Klinik einzuweisen – und an die Bürgerinnen und Bürger erging ebenfalls ein Appell: „Kommen Sie als Patienten hierher nach Dannenberg!“ Dies trage auch mit dazu bei, Arbeitsplätze zu sichern. Es sei bedauerlich, so Heuer sinngemäß, wenn sich Patienten statt im hiesigen Krankenhaus in Salzwedel oder anderswo behandeln ließen. Wenn jemand unzufrieden sei mit der Klinik in Dannenberg, möge er dies der Geschäftsführung sagen oder schreiben.
Die Capio-Geschäftsführung bat der Betriebsratsvorsitzende, sie möge zum einen ihren MitarbeiterInnen Wertschätzung entgegenbringen, und zum anderen möge sie mit ihrem Geld so gut wirtschaften, dass sie noch viel in das Dannenberger Haus investieren könne.
Seitens der kirchlichen Ebene wünschte Pastorin Susanne Ackermann aus Dannenberg, es möge eine Klinik entstehen, „von der alle sagen können ‚das ist unser Krankenhaus!‘“ Die neue Klinik solle ein Ort sein, den man nicht nur gern wieder verlässt, sondern zu dem man auch gern hingeht.
Klinik-Neubau nicht selbstverständlich
Es sei nicht selbstverständlich, dass in Dannenberg ein Krankenhaus-Neubau entsteht, unterstrich die CDU-Landtagsabgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock. Es gab und gebe auch Leute, die meinen, wer ins Krankenhaus müsse, könne doch auch nach Salzwedel, Uelzen oder Lüneburg fahren. Doch in „gemeinsamen Kämpfen“ sei es gelungen, eine neue Klinik ins hiesige Kreisgebiet zu bekommen. „Dieses Haus wird ein Stück Zukunft für unseren Landkreis sein“, sagte die Abgeordnete und gab zu bedenken: „In Lüchow-Dannenberg muss man nicht nur sterben, sondern auch geboren werden können!“
Landrat: Eine mutige Investition
Landrat Jürgen Schulz dankte dem Unternehmen Capio für die „mutige Investition“ in Dannenberg und dem Land Niedersachsen dafür, dass es sich um die Verteilung von EU-Geldern und kommunaler Mittel zugunsten des Dannenberger Klinik-Projekts gekümmert habe. An das viele Grundwasser, das beim Baubeginn auftauchte, das aber mit Erfolg bewältigt werden konnte, erinnert Samtgemeinde-Bürgermeister Jürgen Meyer und sagte in diesem Zusammenhang: „Ich ziehe meinen Hut vor den Bauhandwerkern!“
Arbeitsumfeld muss Demotivation verhindern
Der frühere ärztliche Direktor des Krankenhauses, Dr. Olaf Praetsch, hielt Rückschau auf die Geschichte der „alten“ Elbe-Jeetzel-Klinik , erzählte unter anderem, wie er sich zu Beginn seines vieljährigen Dienstes dort einmal gewundert habe, warum in einem Patientenzimmer eine Stopfnadel auf dem Schrank lag. Die ihn begleitende Krankenschwester habe dann erklärt: Diese Nadel liege dort aus gutem Grund – nämlich gegen den „Bösen Blick“!
Vieles habe sich seit jener Zeit verändert, sagte Praetsch. Umstrukturierungen gab es, Verkäufe, Verhandlungen, Entlassungen, Outsourcing. Nicht immer sei das problemlos gewesen, aber: Bewegung müsse nun mal sein, sonst gebe es Stillstand. Anerkennend äußerte sich der ehemalige Klinikchef über das Team in der EJK. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauche man nicht erst zu motivieren – aber man müsse ihnen ein Arbeitsumfeld bieten, welches „die Demotivation verhindert“. Das Umfeld im Hause solle so menschlich wie möglich sein.
Ehe er zum Rundgang durch den Bau einlud, ging Joachim Welp, leitender Architekt der Gruppe Schweitzer und Partner, kurz auf das Konzept des Neubaus ein: Dieser sei mehr als ein Krankenhaus, nämlich durch den Verbund von stationärer Betreuung, Fachpraxen und Ambulanzen ein Gesundheitszentrum. Eröffnet wird es 2012.
Fotos: Hagen Jung
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