Judith Christner ist aus dem Wendland vor Jahren nach Mozambik gezogen, um dort in einem Frauenprojekt zu arbeiten. Hier ein Auszug aus ihrem aktuellen Newsletter.
Im Rahmen der der Gipfelkonferenz der SADC Staaten in Botswana waren zwei LeMuSiCa Frauen zur Teilnahme in Repräsentation der Provinz Manica eingeladen. Die Frauen der Mitgliedsstaaten waren aufgefordert worden, die spezifischen Probleme des jeweiligen Landes und der jeweiligen Provinzen den dort versammelten Staatschefs vorzutragen, damit die Interessen und Besorgnisse der Frauen auch auf höchster Ebene Berücksichtigung finden.
Im
Oktober nahm eine Vertreterin von Le Musica gemeinsam mit Frauen aus allen Provinzen von
Mosambik an der Schlussveranstaltung des Weltmarsches der
Frauen in Kenia teil.
Eine vielbeachtete Aktion von LeMuSiCa fand im Juni in Chimoio und Manica statt: Der Anlass war, dass der in Mosambik bekannte Sänger Rene de Lamarques, bekannt als "Rei Anaconda" , seine 14-jährige Stieftochter vergewaltigt hatte. Als Reaktion auf diese Meldung entschloss sich LeMuSiCa spontan zu einem symbolischen Akt am Platz der Unabhängigkeit, um öffentlich Anklage gegen diese und viele weitere Vergewaltigungen und Missbrauchshandlungen im Land zu erheben und die Gesellschaft dazu aufzufordern, aktiv dagegen vorzugehen.
"Wir fordern Verhaltensänderungen im einzelnen und strukturelle Änderungen auf politischer Ebene! Frauen und Mädchen sind nicht Eigentum der Männer und Instrumente für ihr Vergnügen und ihre Befriedigung. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist auch ein strukturelles Problem und charakteristisch für das patriarchalische und kapitalistische System. Es wird als Kontrollinstrument benutzt, um das Leben, die Körper und die Sexualität von Frauen und Mädchen zu kontrollieren – von Männern, von Institutionen bis hin zum Staat.Wir fordern die konsequente Verfolgung und Verurteilungen solcher Straftaten, die auf der Grundlage der bestehenden Gesetze möglich ist."
Kampf gegen Vergewaltigung und Missbrauch
Leider wird diese Forderung nicht immer und vor allem nicht umgehend erfüllt und nicht alles können wir als Organisation selbst in die Hand nehmen. Die beiden festgenommenen Vergewaltiger des im letzten Rundbrief erwähnten 14-jährigen Mädchens sitzen in Haft und warten auf ihre Verurteilung, die beiden anderen Beteiligten sind immer noch flüchtig bzw. bis heute nicht in das Bairro zurückgekehrt, in dem die Tat geschehen ist. Wir vermuten, dass die Polizei auch wenig Anstrengung unternimmt, sie zu suchen und zu finden.
Ende
Mai wurden zwei weitere Mädchen im Alter von 7 und 13 Jahren über die
Polizei (Anlaufstelle für Opfer häuslicher Gewalt) zu uns ins
Zentrum gebracht, mit der Bitte um Unterbringung. Die 7-jährige
Celina war von ihrem Stiefvater mehrfach vergewaltigt worden und
befindet sich seit dem bei uns in psychosozialer Betreuung, nachdem
sie zunächst zu einer ärztlichen Untersuchung und zur Vorstellung
bei einem Psychologen begleitet worden war. Die Vergewaltigung wurde
eindeutig festgestellt und der Vergewaltiger sitzt in Haft.
Die 13-jährige Joaquina war von der Schwester ihrer Stiefmutter schwer misshandelt worden und der eigene Vater hatte sich in diesen Fällen immer auf die Seite der Familie der Stiefmutter gestellt. Außerdem war es für das Mädchen schwierig, sich dem Vater anzuvertrauen, da dieser die meiste Zeit getrennt von der Familie lebt - er arbeitet in Tete, ca. 600 km von Chimoio entfernt. Joaquina soll zunächst bis zum Jahresende bei uns bleiben, während wir mit der Familie Gespräche über die Situation führen und gemeinsam eine Lösung erarbeiten wollen.
Weihnachten steht vor der TürDas Jahr geht dem Ende entgegen, wir haben bereits mit den Neueinschreibungen für unseren Kindergarten und den Schulanmeldungen unserer Zielgruppe begonnen, da es sich bei letzterem immer um einen sehr zeitaufwendigen und komplizierten Prozess handelt.
Wir planen außerdem gerade die Aktionen, die wir anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen ab dem 25.11.2015 durchführen wollen und natürlich haben wir auch schon das Weihnachtsfest und die Weihnachtstage für die Kinder in unserem Zentrum im Blick.
Dafür bitten wir nun auch wieder um einen kleinen Beitrag, damit wir mit den Kindern einen kleinen Weihnachtsausflug machen können und es beim Weihnachtsfest ein angemessenes Festmahl, einschließlich Plätzchen und Kuchen geben kann. Auch kleine Geschenke unter dem Weihnachtsbaum sollen nicht fehlen, wobei wir da vor allem an neue Kleidung und vielleicht Schulrucksäcke für die bei uns lebenden Kinder denken. Der Grundstock dafür wurde bereits gelegt, als bei meinem letzten Besuch in Deutschland im Hause meiner Freundin Christine ein Benefiz-Konzert zu Gunsten von LeMuSiCa stattfand ! Auf diesem Weg noch einmal herzlichen Dank dafür!
In diesem Sinne eine schöne Advents- und Weihnachtszeit und schon jetzt auch die besten Wünschen für ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016.Wer mehr über LeMusica erfahren möchte: auf lemusica.org gibt es mehr Informationen.
Und wer für das Projekt spenden möchte, kann dies auf verschiedenen Wegen tun:
- Frauen
für Frauen e.V. Lüchow“ Stichwort LEMUSICA
Bankverbindung: Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg,
BLZ: 25850110, KtoNr.: 44043842
IBAN: DE 35 2585 0110 0044 0169 70; SWIFT-BIC: NOLADE21UEL
Foto: Weltmarsch der Frauen in Kenia