Nicht nur Häuser und Menschen sind der Kulturregion rings um Tschernobyl durch den GAU verloren gegangen. Auch die musikalische Tradition droht in Vergessenheit zu geraten. Im Rahmen der Ausstellung „Ethnographische Spurensuche“ des Westwendischen Kunstvereins bringt am Samstag die ukrainische Sopranistin Nina Matvienko die uralten Lieder der Tschernobylske Polissja auch dem wendländischen Publikum nahe.
Als eine der ersten Sängerinnen der Moderne hat sich Nina Matvienko, ehemalige Sopranistin des ukrainischen Staatschores, des fast vergessenen Liedguts und musikalischen Erbes der Tschernobylske Polissja angenommen, von dem schon 1932 der polnische Ethnologe Kazimierz Moszyski wusste, dass hier eine ganz außergewöhnliche musikalische Tradition gelebt wurde. Durch seine Initiative wurden viele der uralten Liedtexte und Melodien aufgezeichnet und blieben so der Nachwelt erhalten.
In ihr Repertoire hat Nina Matvienko seit den 90er Jahren über 250 Volkslieder und Werke von ukrainischen Komponisten aufgenommen – traditionelle Rituallieder ebenso wie Hochzeitslieder, Totenklagen oder Tanzmelodien.
Ganz im Sinne der Tradition der Polissja ist für die in der Ukraine landesweit bekannte Sängerin die kreative Improvisation von Text und Melodie ein wesentlicher Bestandteil ihrer Art, mit dem Liedgut ihrer Heimat umzugehen.
Was Nina Matvienko zu einer ursprünglichen, unnachahmlichen Sängerin macht, ist die Art, wie sie ihre Stimme einsetzt, um die kreative Substanz des Textes und der Melodie als ein einziges untrennbares Ganzes geradezu zu „leben“. Nicht umsonst sagt sie von sich selbst, dass sie „gerne ein Lied sein möchte.“
Die studierte Philologin sang bereits 1968 im ukrainischen Staatschor und wurde dort mit ihrem klaren Sopran schnell Solistin. Heute tritt sie in verschiedenen Formationen in der ganzen Welt auf.
Wann? Samstag, 9. Juli, 20.00 Uhr
Wo? Zehntspeicher Quarnstedt/Gartow, {{tpl:GMap |ort=29471 Gartow, Quarnstedt }}
Eintritt: 10,- Euro