Die Deiche zwischen Rönne und Schnackenburg waren im vergangenen Jahrzehnt mehrfach bedrohlichem Hochwasser ausgesetzt. Nun attestiert eine aktuelle Analyse zwar einen insgesamt guten Zustand der Deiche - zeigt aber auch viele Defizite auf.
In dieser Woche übergaben Vertreter des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten-und Naturschutz (NLWKN) an die Deichverbände der Region die Ergebnisse einer detaillierten Untersuchung des Deichbestands im niedersächsischen Elbeabschnitt zwischen Schnackenburg und Rönne. Hintergrund waren die extremen Hochwasserereignisse von 2002 bis 2013. „Damals haben die Deiche zwar stets den enormen Belastungen standgehalten - nicht zuletzt, weil die Verbände und Einsatzkräfte vor Ort einen enormen Aufwand bei der Deichverteidigung betrieben haben. Es kam aber an diversen Deichabschnitten zu deutlich erhöhten Sickerwasseraustritten vor dem Deichverteidigungsweg und im Binnenbereich", erinnert sich Heiko Warnecke, Geschäftsbereichsleiter und Ansprechpartner der Deichverbände in der NLWKN-Betriebsstelle Lüneburg.
Gut gerüstet für die Zukunft?
Nicht
zuletzt diese bekannten Sickerwasserbereiche wurden nun einer genauen Untersuchung unterzogen. Hierbei ging es etwa um die Bestimmung der
Lagerungsdichte, den Aufbau der einzelnen Bodenschichten und eine Überprüfung
auf innere Erosions- und Suffosionsprozesse, sowie eine
Standsicherheitsbetrachtung. Auch die Eisthematik an der Elbe wurde
berücksichtigt.
Die mit Fördermitteln des Landes Niedersachsen ermöglichte Deichbestandsanalyse beinhaltet zudem eine visuelle Begutachtung, eine Bestandsvermessung der Anlagen und Deiche sowie weitere geologische Erkundungsmaßahmen. „Insgesamt geht es darum, einen Eindruck vom technischen Zustand der Deiche zu erhalten und zu prüfen, wie gut sie für die heutigen Anforderungen hinsichtlich ihrer Konstruktion und Höhe gerüstet sind", so Heiko Warnecke.
Deiche an die neuen Herausforderungen anpassen
Die Verfasser der Studie und der NLWKN kommen zu dem Ergebnis, dass sich die Hochwasserschutzanlagen in einem guten und wehrhaften Zustand befinden. „Allerdings müssen die Deiche an die neuen Herausforderungen angepasst werden, um auch künftig zuverlässig vor Gefahren schützen zu können", betont der NLWKN-Experte und Verfasser der Studie Clemens Löbnitz. So zeigen die einbezogenen hydraulischen Berechnungen der Bundesanstalt für Gewässerkunde Fehlhöhen von bis zu 80 Zentimetern an den Elbdeichen auf. Zudem ist ihr Sandkern teils zu locker gelagert und der Deichverteidigungsweg liegt zu tief.
Der erforderliche Finanzbedarf zur Bewältigung der Aufgaben wird auf rund 313 Millionen Euro geschätzt. „Die Arbeiten werden einen Zeitraum von 25 bis 30 Jahren in Anspruch nehmen und bedingen eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Akteure", so Heiko Warnecke.
Diese Analyse dürfte in der Diskussion um langfristig wirksame Hochwasserschutzmaßnahmen in der Seegeniederung weiteren Stoff liefern.
Foto | Angelika Blank: Die Fluten zwischen 2002 und 2013 haben den Fokus auf die Deichsicherheit enorm geschärft. Überschwemmte Ortsteile wie hier in Vietze im Sommer 2013 soll es nicht wieder geben.