Am Dienstag unterzeichneten die Minister der Anrainer-Länder und Bundesverkehrsminister Tiefensee die Finanzierungsvereinbarung für die Autobahn 14 von Schwerin nach Magdeburg. Geplant ist hier auch eine Abfahrt bei Seehausen. Jetzt dämmert den Bewohnern des Ostkreises in Lüchow-Dannenberg langsam, dass sie dadurch noch mehr LKW-Verkehr zu erwarten haben.
Die A 14 kann nun also gebaut werden. Um die ebenfalls geplante "Querspange" zwischen der A 14 und der A 39 gibt es allerdings immer noch Auseinandersetzungen. Noch sehen die Planungen einen Trassenkorridor vor, der von Westen nach Osten an den Orten Arendsee und Salzwedel vorbei nach Bad Bodenteich führt. Da aber auch die B 71 am Rande des Verkehrskollapses steht, mehren sich auch auf politischer Seite Stimmen, die statt der neu gebauten B 190n einen Ausbau der weiter nördlich gelegenen B 71 fordern.
Der Dachverband von 35 Bürgerinitiativen gegen die geplante A 39 hat denn auch das Votum der CDU- Landtagsabgeordneten für Lüchow-Dannenberg, Karin Bertholdes-Sandrock, für den Ausbau der B 71 anstelle eines Querspangen-Neubaus weiter südlich als „erfreulich regional- und realitätsorientiert“ begrüßt. „Der Neubau einer Querspange zwischen A 14 und A 39“, so Dachverbandssprecherin Annette Niemann, „ist tatsächlich völlig unsinnig und zerschneidet in unverantwortlicher Weise das Grüne Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.“
Sie verwies auf das nahezu einhellige Plädoyer der politischen Gremien des Altmark-Kreises Salzwedel für den Ausbau der B 71, weil der Verkehr auch nach einem evt. Neubau der Strecke Salzwedel-Bad Bodenteich weiter die kürzere B 71 nutzen werde, statt einen 40 Kilometer weiten und zudem auch noch bemauteten Rechteck-Umweg über Bad Bodenteich zu fahren. Der Ausbau der B 71 könne den ohnehin betroffenen Orten dann endlich einen Lärmschutz und zum Teil auch Ortsumgehungen bringen. Uelzen plane sogar schon Gewerbegebiete an der B 71. Auch ein CDU-Landtagsabgeordneter aus Uelzen habe in Gesprächen mit Bürgerinitiativen bereits eine mögliche Zustimmung zum Anschluss der Querspange bei Uelzen signalisiert.
Am 25. März haben je zwei Vertreter der Bürgerinitiatve gegen die A 39 und der Initiative westliche Altmark Gelegenheit, ihre Kritik mit dem Bundes-Umweltminister zu besprechen. Dachverbands-Sprecher Eckehard Niemann setzt darauf, dass das Gabriel-Ressort doch noch den Ausbau der B4 als Alternative prüfen lässt, da die A-39-Trasse nicht nur Natura-2000-Gebiete streift, sondern auch das Grüne Band entlang der innerdeutschen Grenze. Das Ministerium hatte dies bei der Linienbestimmung kritisiert.
Für Lüchow-Dannenberg macht es jedoch keinen großen Unterschied, ob die Querspange zur A 39 entsteht oder die B 71 ausgebaut wird. Der Schwerlast-Verkehr aus Richtung Hamburg/Lüneburg wird sich weiterhin den kürzesten - und mautfreien - Weg Richtung Berlin suchen. Und der führt nun mal entweder durch den Landkreis Lüchow-Dannenberg oder über die B 5 - wobei der Weg über Lüchow-Dannenberg interessanter wird, sollte es, wie geplant, eine Autobahnabfahrt Seehausen geben.
In Gartow ist man sich des Problems durchaus bewusst. Doch Kämmerer Heinrich Drimalski weiß auch, dass die Samtgemeinde wenig Chancen hat, auf das Verfahren Einfluss zu nehmen: "Seit Jahren kämpfen wir bereits mit der Landesbehörde darum, dass der Schwerlast-Verkehr durch Gartow reduziert wird. Da unsere Durchgangsstraßen Landesstraßen bzw. Bundesstrassen sind, haben wir nur beschränkte Rechte." Und, wie bereits berichtet, zögert auch der Landkreis Lüchow-Dannenberg, Gartow eine 30-km/h-Zone zu genehmigen.
Dabei hatte das Bundesverkehrsministerium betroffenen Gemeinden bereits 2006 die Möglichkeit eingeräumt, bestimmte Bundesstraßen unter gesonderte Mautpflicht zu stellen. Doch tatsächlich wurden bis heute nur wenige Bundesstrassen mit einer eigenständigen Mautpflicht ausgestattet. Woran liegts? Noch haben wir weder vom Bundes- noch vom Landesverkehrsministerium hierauf eine Antwort bekommen können. Sobald sie uns vorliegt, tragen wir sie nach. Doch auch diese Regelung hilft Gartow wenig: die entscheidende Verbindungsstrasse nach Lüneburg ist lediglich eine Landesstrasse (L 256) - und dafür gibt es nicht einmal ein Antragsrecht.
Andere Konzepte zur Mautflucht-Bekämpfung haben sich bisher als wenig hilfreich erwiesen. Nach dem schweren LKW-Unfall auf der B 71 brandete auch dort das Thema wieder hoch. Diskutiert wurde eine LKW-Sperrung der B 4/B71, doch die Polizei wies damals darauf hin, dass schon die existierende Sperrung der B 4 wegen Personalmangels kaum kontrolliert werden könne. So bleibt betroffenen Gemeinden nur, sich selbst verkehrsberuhigende Maßnahmen zu überlegen, die aber nach Erfahrungswerten auch meist verpufft sind. "Die zeitweise sehr beliebte Maßnahme, Ortsein- und -ausfahrten mit Hindernissen zu versehen, haben nur dazu geführt, dass im Bereich der Verkehrsinseln zwar langsamer gefahren wird, aber nur, um dann sofort wieder zu beschleunigen", weiß Heinrich Drimalski.
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