Kurz nach 05:00 Uhr am Mittwoch morgen (MEZ) war es soweit: noch nicht einmal die Hälfte aller Staaten waren ausgezählt, da hatte Barack Obama die magische 270er-Schwelle überschritten. Nach letzten Auszählungen sind es inzwischen 338 Wahlmänner-Stimmen, auf die Obama zählen kann.
War es nur die immer wieder beschworene Vorstellung eines "Change" und die Suggestion, dass "wir" es schaffen können? Obwohl Obama nicht wirklich Konzepte vorgestellt hat, mit denen er Wirtschafts- und Finanzkrise, Umweltproblemen oder außenpolitischen Krisenherden begegnen will, eins hat er geschafft: die amerikanischen Wähler haben sich offensichtlich von der Möglichkeit eines Wandels anstecken lassen. Es gingen soviele Amerikaner zur Wahl wie schon seit 100 Jahren nicht mehr: 66 % aller Wahlberechtigten rafften sich dieses Mal auf, während es bei der Bush-Wiederwahl im Jahre 2004 nur noch 55,3 % waren. War es das Internet, welches für einen Wahlkampf so intensiv genutzt wie noch nie zuvor? War es das Geschick Obamas, Popgrössen für sich einzunehmen?
Doch Barack Obama wird nicht als Sozialarbeiter und Jurist in das Weisse Haus einziehen, der so handeln kann, wie er es vielleicht in seiner Anwaltskanzlei konnte. Als Präsident der USA ist er von diversen systemimmanenten Strukturen abhängig. Ein weiteres Problem ist auch, dass er von seinen Anhängern teilweise schier zum "Heiland" ernannt wurde. Dieser Erwartungshaltung gerecht zu werden, dürfte ein eigenes Problem sein. Ausserdem ist bis jetzt noch unklar, wer ihm eigentlich die unglaubliche Wahlkampfsumme von über 100.000.000 Mio. Dollar gespendet hat. Auch hier steht Obama im Wort. Glaubt man der Wahlkampfbeobachtungsseite www.fec.gov, so hat Obama insgesamt 639.000.000 Dollar für seine Präsidentschaftskampagne an Spenden erhalten. Alles von "kleinen" Leuten?
Trotzdem: für den Moment zieht ein Hoffnungsschimmer am Horizont vorbei. Hoffnung darauf, dass die destruktive Art, wie George W. Bush Amerika regierte und die Welt in Bedrängnis brachte, nun endgültig ihr Ende hat. Hoffnung darauf, dass der Schwung der gewonnenen Kampagne auch auf Deutschland überschwappt und auch hierzulande endlich der "Mut zum Wandel" einsetzt: gegen Niedriglöhne, gegen Hartz IV, gegen Pflegenotstand, gegen florierende Börsenunternehmen, die trotz massiver Gewinne massenhaft Mitarbeiter entlassen und, und, und ...