Thema: heimatkunde

Ordnung muss sein – Alte amerikanische Dampfbügeleisen

Ab Freitag wird in Vietze gebügelt und über Ordnung nachgedacht. Mit einer Bügelperformance eröffnet dann im Heimatmuseum eine Ausstellung über Amerikanische Dampfbügeleisen. Nach einer Ausstellung über Waagen widmet sich das Museum nun erneut alten Haushaltsgeräten.

Wie war das? Tischdecken wurden gebügelt, Hemden und Hosen, Taschentücher, Kopfkissen und Bettbezüge. Die Wäsche – sauber gewaschen, faltenfrei gebügelt, akkurat gefaltet – ist eine Demonstration: hier ist die Welt noch in Ordnung. So war das und Generationen von Hausfrauen haben sich diesen Ritualen gebeugt.

Naürlich war das nicht alles. Die Frauen haben geklagt. Sie haben sich auch geweigert. Die Männer hatten auch Mitleid. Manchmal haben sie ihre Hemden selbst gebügelt und sie haben auch nicht gemurrt, als es Mode wurde, in ungebügelter Bettwäsche zu schlafen. Aber sie haben auch Erfindungen gemacht. Sie haben die alten schweren Bügeleisen durch technisch ausgefuchste und leichtere, auch leichter zu bedienende Geräte ersetzt. Sie haben neue Materialen erfunden, die man nicht mehr bügeln musste. Und die Mode schaffte mit T-Shirt, Knitterhosen und der Legalisierung von Gebrauchsspuren neue Freiheiten.

Doch jetzt kommen die Philosophen und klären auf. Zen oder die Kunst eine Tischdecke zu bügeln … Das Bügeleisen wird geadelt. Bügeln ist nicht nur eine ermüdende, es ist oft eine liebevolle Tätigkeit und damit auch eine Form der Meditation. Es verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es ist auch eine Rückschau und es ist eine ganz persönliche Investition in ein gemeinsames Leben. Eine gebügelte Tischdecke ist auch eine Geste der Wertschätzung für den Gast.

Dampfbügeleisen - eine Hinterlassenschaft amerikanischer Soldaten

All diesen Aspekten der Hausarbeit widmet sich das Höhbeck-Museum in Vietze mit einer kleinen aber feinen Dauerausstellung alter Hausgeräte. Zusätzlich wird diese Sammlung jetzt durch eine Sonderausstellung amerikanischer Dampfbügeleisen aus den 70er Jahren ergänzt, einer Sammlung, die von der Vietzer Sammlerin Barbara Tietze seinerzeit in Berlin aus den Hinterlassenschaften der abziehenden amerikanischen Soldaten zusammengestellt wurde.

Erstaunlich ist, amerikanische Bügeleisen sind ganz anders. Die ästhetische Sehnsucht der deutschen Hausfrau in den 70er Jahren war der VW Golf. So sehen die Staubsauger aus und die Bügeleisen. Die amerikanische Hausfrau, das zeigen die in Vietze ausgestellten Geräte, sehnt sich nach Straßenkreuzern und nach dem Glamour der Kreuzfahrtschiffe. Die amerikanischen Bügeleisen sehen aus wie kleine Ozeandampfer.

Eröffnet wird diese Ausstellung am Freitag, 18.7. um 17.00 Uhr mit einer Bügelei von handgewebten Leinentüchern. Vietzer Freunde des Höhbeckmuseums haben ihre Kostbarkeiten geplündert und dem Museum gestiftet. Gegen eine kleine Spende für die Museumskasse können in Vietze alte, handgewebte Leinentischdecken und Leinenhandtücher aus Familienbesitz gebügelt und von den Besuchern erworben werden.

Die Ausstellung läuft vom 19. Juli bis 17. August 2014 und ist jeweils Mittwochs, Samstags und an Sonn- und Feiertagen 15.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Sondertermine auf Anfrage: Tel. 05846.1439 oder 05846.2201 .

Foto / Library of Congress Prints and Photographs Division Washington , D.C.: 1908 mussten nicht nur amerikanische Dienstmädchen beim Bügeln auf Dampf verzichten. 




2014-07-16 ; von pm (autor), asb (autor),
in Hauptstraße, 29478 Höhbeck, Deutschland

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