Ilker Catak hat mit seinem Kurzspielfilm "Sadakat" zuletzt den begehrten Max Ophüls Preis abgeräumt. Am Freitag wurde sein Preisgekrönter Film auf den wendland-shorts gezeigt. Ein Interview mit dem Filmemacher.
wnet: Gibt es Themen, die Sie aktuell umtreiben, mit denen Sie sich gerne filmisch beschäftigen würden?
Ilker Catak: Unabhängig vom Thema, interessieren mich Menschen. Wie und warum sie sich in bestimmten Situationen entscheiden. Das Thema setzt sie ja bloß in einen Kontext.
Im Falle von Sadakat war das Thema allerdings etwas präsenter.
Meine Familie lebt in Istanbul und was dort in den letzten 10 Jahren
politisch passiert ist, lässt sich nicht ausblenden.
wnet: Politische
Themen sind für Regisseure, die sich dem Spielfilm verschrieben
haben, nicht unbedingt üblich. In Sadakat erzählen Sie zwar eine Geschichte, aber sie ist gleichzeitig eine Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen. Wie politisch sind Sie in Ihrer
Arbeit – wie politisch möchten Sie sein?
Ilker Catak: Wie gesagt: politisch sein ist nicht mein erstes
Anliegen. Wenn es aber spannende Menschenkonstellationen gibt und
diese dann in einem politischen Kontext handeln, dann möchte ich
auch politisch sein. Politik der Politik wegen ist langweilig.
wnet: Viele, gerade junge, deutsche Filmemacher beklagen sich über die
Schwierigkeiten, mit ihren Filmen bei Fernsehredaktionen zu landen.
Wie ist aus Ihrer Sicht die Situation in
Deutschland?
Ilker Catak: Besonders in Deutschland herrschen hervorragende Bedingungen. Es existiert eine gute Infrastruktur sowie ein Fördersystem, das es in anderen Ländern nur selten gibt. Nicht zu vergessen all die großartigen Filmschulen in Berlin, München, Hamburg und, und. … Bester Beweis für die guten Entwicklungsmöglichkeiten in Deutschland: bei den jährlichen Studenten-Oscars in Los Angeles werden Sie regelmäßig deutsche Produktionen vorfinden.
wnet: Wie ist Ihre Erfahrung mit (deutschen) Fernseh-Redaktionen?
Ilker Catak: Ich befinde mich durch den Erfolg meiner Filme in
einer komfortablen Position. Es gab Zeiten, noch vor meinem Studium,
da habe ich Klinken putzen müssen. Es gibt einfach sehr viele gute
Filmemacher. Die Redaktionen haben die Qual der Wahl. Das macht es
für uns Filmemacher nicht einfacher.
wnet: Was motiviert Sie, sich an den wendland-shorts zu beteiligen?
Ilker Catak: Es ist einfach eines der charmantesten Festivals - mit
einer sehr guten Filmauswahl. Und die Filmemacher sind alle Vor Ort.
Dadurch ist ein großartiger Austausch möglich! Außerdem ist
Dirk (Roggan) ein schräger Vogel. Ich habe ihn total gerne.
wnet: Was sind die interessantesten Aspekte bei den wendland-shorts?
Ilker Catak: Der Austausch mit Kollegen. Der Austausch mit dem Publikum. Die ganze Atmosphäre. Ein Kino in der Scheune. Wo sonst gibt es denn sowas?!
Ilker Çatak wurde 1984 in Berlin geboren. Später lebte er in Istanbul, machte dort sein Abitur und studierte dann Film- und Fernsehregie in Berlin. Seine Bachelorarbeit über den türkischen Regisseur Nuri Bilge Ceylan schloss er 2010 ab. 2011 wurde Ilker Çatak Autorenstipendiat des Bayerischen Rundfunks, für den er seinen ersten Spielfilm schrieb. Parallel dazu arbeitete er als Werbefilmregisseur. 2012-2014 machte er seinen Master in Filmregie an der Hamburg Media School.
Sein Kurzspielfilm "Sadakat" gewann erst kürzlich den begehrten Hauptpreis des renommierten
Max-Ophüls-Festivals. Das "atmosphärisch dichte" Drama
hatte die Jury sehr begeistert. Auch ansonsten ist Ilker Catak
preisverwöhnt. Er gewann in letzter Zeit mehrere Hauptpreise auf
internationalen Filmfestivals.
Foto / Max Ophüls Preis: Der Regisseur Ilker Catak bei der Verleihung des Max Ophüls Preises.