Kommt Entspannung in die erbittert geführte Diskussion um konkurrierende Vorschläge für die potentiellen Baugebiete Mühlentor und Querdeich in Dannenberg?
Bauunternehmer Michale Wieczorek aus Hitzacker, der gemeinsam mit dem DRK - in buchstäblich letzter Sekunde - eine alternative Planung für das Baugebiet Querdeich vorgelegt hatte, schlägt vor, den Stadtrat erneut über die Projekte befinden zu lassen.
Ob das rechtlich umsetzbar ist, wird im Rathaus bezweifelt. Aber der
Reihe nach. Vertreter der Werbegemeinschaft Dannenberger hatten am
Dienstag zu einem Pressegespräch geladen. Christian Willam, Vorsitzender
der Werbegemeinschaft, stellt sich demonstrativ hinter
die Pläne der Stadt, am Querdeich ein Einkaufszentrum mit einem neuen
Edeka-Markt als „Ankermieter“ zu errichten. Und Willam weiß große Teile
der Kaufmannschaft hinter sich.
Christian Willam: „Unser Ziel ist es, den Stadtrat in seiner richtigen
Meinung zu stärken und zu ermutigen. Hier wurde sehr lange und sorgfältig
geplant. Hier wurden städtebauliche Aspekte berücksichtigt - und nicht
durch Klientelpolitik Interessen einzelner umgesetzt. Nun wird vom einen auf den anderen Tag Druck auf die Politik ausgeübt.“
Willam: „Um am Mühlentor Bauprojekte umsetzen zu können, benötigt man
einen Ankermieter. Deshalb begrüße ich die aktuelle Planung des Rates
mit Edeka am Querdeich. Die Investorin hat sich ebenfalls für den
Querdeich stark gemacht.“
Um von der Standortverlegung des Edeka-Marktes mögliche negative Effekte
auf Famila auszugleichen, schlägt Willam vor, die Straßenführung der
Riemannstraße zu ändern. „Viele Wege führen aus Dannenberg hinaus, aber
nur ganz wenige hinein. Das sollten wir grundsätzlich
wieder anders regeln.“ Dieter Aschbrenner begrüßt seitens der Initiative Pro Altstadt diesen
Vorschlag vehement und wischt Sicherheitsbedenken beiseite: „Viele
machen das doch sowieso schon - illegal. Und die Gymnasiasten sind alt
genug, um zu verstehen, dass eine Straße gefährlich
ist.“
Aschbrenner bekennt sich eindeutig zu den aktuellen Querdeich-Plänen.
„Wir haben ein Ziel: Wir wollen endlich Nägel mit Köpfen machen. Wir
wollen am Querdeich kurzfristig zum Ziel kommen.“ Diese Chance bestünde
jetzt. „Geschäfte machen zu wollen ist selbstverständlich legitim“, so
Aschbrenner in Richtung DRK-Investorengruppe, „aber gleichzeitig dem
Stadtrat ein schlechtes Gewissen einzureden, ist nicht fair.“
Aschbrenner warnte vor einer möglichen „Ghettobildung“ durch noch mehr
Altenheime an nur einer Stelle, die zudem keine nennenswerte Zahl von
qualifizierten Arbeitsplätzen brächten. Und: „Die Alten bringen keine
Kaufkraft“. Auch das Argument der Gegenseite, günstigen Wohnraum schaffen zu wollen,
lässt der ehemalige Landrat nicht gelten: „Wohnraum ist hier überall
preiswert. Und wem Wohnraum zu teuer ist, der bekommt Wohngeld.
Wohnungen könnte ich übrigens auch am Gotenweg bauen
- von der Planung her sogar weitaus einfacher.“
Aschbrenner zeigt sich überzeugt: „Die Mühlentor-Planung ist ein Segen
für Dannenberg. Das Mühlentor mit dem Bereich der ehemaligen Post bedarf
dringend einer Renovierung. Das ist die schlechteste Ecke in
Dannenberg“. Die Achse ALDI - Famila - LIDL sei aber
„enorm wichtig“ für die Jeetzelstadt und müsse „auf jeden Fall“
gestärkt werden.
Dass kein echter Bedarf für das DRK-Projekt bestünde, zeige laut
Aschbrenner das Scheitern des ambitionierten Plans der 81fünf-AG, die
ein Mehr-Generationen-Häuser-
Immerhin sei eins klar: „Natürlich steht die Kaufmannschaft auch hinter
dem DRK-Projekt“, so Christian Willam, - nur sollte dies „auf einem
anderen, geeigneteren Areal“ realisiert werden. „Um Wohnraum im Bereich
Querdeich zu schaffen, wäre es vielleicht denkbar,
die zweite Etage der aktuellen Planung umzunutzen“, schlägt Christian
Willam vor - Wohnungen statt Praxen.
Einen ganz neuen Aspekt bringt Bauunternehmer Michael Wieczorek in die
Diskussion: Er regt an, dass beide Parteien - die Terraplan und das DRK
mit seiner Investorengruppe - ein „Gesamtkonzept für
Mühlentor-Querdeich und Gotenweg erarbeiten und diese Konzepte
durch die Bürgerschaft verabschiedet“ werden sollten. Wieczoreks Hoffnung: „Das bessere und nachhaltigere Konzept gewinnt, und die Stadt profitiert davon!“
Wieczorek betont: „Wir erwarten keine Wunder, wir erwarten nur einen
fairen Umgang mit der Sache. Hier wurde im stillen Kämmerlein, das
Mühlentor-Projekt um die Gärten an der B 216 erweitert, ohne die
Anlieger - DRK, Diakonie, Lebenshilfe etc. - mit einzubeziehen.
Wir erwarten deshalb eine ergebnisoffene Diskussion unter Einbeziehung
von Stadtplanern, die über die Zukunft derartiger Ansiedlungen -
zentrumsnahes Wohnen oder noch ein Fachmarktzentrum? - Stellung beziehen
können. Die Investorengruppe Gotenweg wurde unseres
Erachtens von der Verwaltung hinters Licht geführt. So etwas macht man
nicht“, zeigt sich Wieczorek empört.
Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Die Nachbarstadt Lüchow kämpft mit
Leerständen; in Dannenberg ist dieses Problem im Griff. Es gilt nun, die
beiden zentralen Punkte der Stadt, den Markt und das Mühlentor
miteinander zu verbinden. Der Marktplatz und das Mühlentor, dazwischen die Lange Straße, gefüllte
Geschäfte, Mode, Schuhe, Lebensmittel, ein abgerundetes Konzept bis zum
Querdeich: Das ist das Ziel, das derzeit verfolgt wird.“
Und wie geht es nun weiter in der Causa Querdeich? Am 19. Mai wird der Stadtrat über die Aufstellungsbeschlüsse der Bebauungspläne „Mühlentor“ und „Querdeich“ entscheiden.
Foto / Björn Vogt: Für den einen eine grüne Lunge, für den anderen ungenutzter potentieller Baugrund: Zankapfel „Querdeich“ in Dannenberg.