Theoretisch hätte es noch eine Chance gegeben, dass die Landesmedienanstalt (NLM) ihre Entscheidung, Radio ZUSA die Wendland-Frequenz zu entziehen, revidiert. Doch seit Juli 2019 ist so gut wie nichts passiert. Nun schafft die NLM Realitäten.
Im Juli 2019 hatte der in der Landesmedienanstalt für Bürgerfunk zuständige Sachbearbeiter Dr. Klaus-Jürgen Buchholz, vor einem Kreistags-Fachausschuss, deutlich gemacht, dass die Entscheidung, die sogenannte "Wendland-Frequenz" nicht wieder auszuschreiben, "definitiv" sei.
Eine leise Hoffnung, die Frequenz zu erhalten, hätte es gegeben, wenn es im Wendland zahlreiche Engagierte gegeben hätte, die Bürgerrundfunk machen wollen - Beiträge erstellen, Sendungen machen ... Doch es ist in 20 Jahren nicht gelungen, viele BürgerInnen für das Radiomachen zu gewinnen. So war es nicht weiter überraschend, dass nach der Ankündigung des Endes der Wendland-Frequenz nichts weiter passierte. Kein öffentlicher Aufschrei, keine Aktivitäten - nichts. Lediglich die Feuerwehr bemühte sich um den Erhalt.
Der Landkreis bewilligte zwar 5000 Euro Zuschuss für Radio ZUSA, Landrat Jürgen Schulz nahm Kontakt mit den Nachbar-Landräten auf, um eine Lösung der Finanzfragen zu finden. Doch einen Zuschuss von mehreren Zehntausend Euro kann (und will?) der Kreistag für Radio ZUSA nicht investieren.
Für Buchholz ist das ein weiterer Beleg dafür, dass es im Landkreis kaum Interesse gibt, das Bürgerradio aufrecht zu erhalten.
Unwürdiges Gezocke - keine Bürgerbeteiligung sichtbar
"Dieses unwürdige Gezocke um kleine
vierstellige Beträge ist der Sache nicht angemessen," kritisierte Dr. Buchholz in einem Gespräch mit wnet das Verhalten des Kreistages bzw. der Verwaltung. "Es war schon länger sichtbar, dass sowohl bei Politik und Verwaltung aber vor allem auch in der Bevölkerung kein
Wille da ist, sich an der Radioarbeit zu beteiligen." Womit der NLM-Sachbearbeiter deutlich machte, dass es nicht nur ums Geld geht, sondern auch um das nicht vorhandene Engagement in der Bevölkerung. Lediglich die Feuerwehr und eine politische Gruppe nutzten die Möglichkeit, regelmäßig Sendungen zu gestalten.
Schließlich wurde die Frequenz für ein Bürgerradio zur Verfügung gestellt. Heißt: Bürger sollten die Möglichkeit erhalten, ihre eigenen Beiträge veröffentlichen zu können. "Im Wendland ist das nie Realität geworden," so Buchholz. Logische Konsequenz: die für Bürgerradio vorgesehene Frequenz wird nicht mehr vergeben. In Lüneburg und Uelzen wird die Frequenz wohl erhalten bleiben, da es dort eine lebendige Bürgerradio-Landschaft mit zahlreichen Sponsoren gibt - und zahlreichen Radio"machern".
Inzwischen hat NLM begonnen, die für den Betrieb der Frequenz notwendige Verträge wie z.B. die Nutzung des Sendemastes in Zernien oder Wartungsverträge zu kündigen.
So wird ab April nächsten Jahres Radio ZUSA im Wendland mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr auf dem UKW-Kanal 89,7 zu hören sein. Autofahren mit Radio ZUSA im Ohr wird nur noch denen möglich sein, die mit Internetradio ausgestattet sind.
Foto | unbekannt: Lediglich eine halbewegs regelmäßige Berichterstattung aus dem Wendland fand in all den Jahrzehnten statt - hier ein Interview mit Landrat Schulz.