Wenn die Frequenzen für Bürgerrundfunk im März 2021 neu verteilt werden, wird die sogenannte "Lüchow-Dannenberg"-Frequenz für Radio Zusa nicht mehr dabei sein. Die Landesmedienanstalt beschloss kürzlich, diese nicht weiter zu finanzieren.
"Radio Zusa - Ihr Radio für Heide, Elbmarsch und Wendland" - so wirbt das Bürgerradio "ZUSA" auf seiner Website. Dieser Slogan dürfte aber spätestens im April 2021 Geschichte sein: die sogenannte "Lüchow-Dannenberg"-Frequenz wird es dann nicht mehr geben.
Dr. Klaus-Jürgen Buchholz, Leiter der Abteilung Bürgerrundfunk, zu den Gründen: "Trotz aller Versprechungen ist die Unterstützung aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg bisher ausgeblieben." Der kürzlich vom Kreistag bewilligte 5000,- Euro Zuschuss sei da als "rein symbolisch" zu betrachten.
"Das Geld für die Frequenz wird von den Budgets für die Studios Uelzen und Lüneburg abgezogen," so Buchholz. Angesichts des mangelnden Engagements aus Lüchow-Dannenberg sei dies nicht länger zu vertreten. Eine sechsstellige Summe ist jedes Jahr fällig, um die Frequenz 89,7 (die über den Sender Zernien läuft) zu finanzieren.
Die Entscheidung sei "definitiv", so Buchholz. Die Frage, ob sie noch rückgängig zu machen ist, antwortete er mit den Worten: "Anderhalb Jahre sind lang" ...
Das ist wohl so zu verstehen: Sollten nicht bald ein hoher (regelmässiger) finanzieller Zuschuss + entsprechendes Engagement aus Lüchow-Dannenberg kommen, so wird es ab April 2021 nur noch heißen: "Radio Zusa - Ihr Radio für Heide und Elbmarsch".
Martin Donat , Kreistagsmitglied: "Ein pluralistisches Bürgerradio gehört zur ländlichen Infrastruktur wie ein funktionierender Nahverkehr und wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten und Schulen." Radio ist ein Medium für einen Landkreis, in dem viele Menschen täglich unterwegs sind. Für Donat sind es hauptsächlich die konservativen Politiker im Kreistag, die eine höhere Förderung verhindert haben.
Auch Kurt Herzog, ebenfalls Kreistagsabgeordneter sieht die Kommunalpolitik in der Verantwortung: "Die CDU hat unseren Antrag auf Förderung regelrecht torpediert," so Herzog. "Auch die Verwaltung macht soviel kaputt, wenn es um Veränderungen geht. Auch der Landrat hat in Sachen ZUSA Desinteresse geäußert." Des Weiteren richtet Herzog den Appell an alle Institutionen, sich zu rühren und die Chancen des Bürgerfunks zu nutzen. Sprich: Sie sollen Radiobeiträge und Sendungen aus Lüchow-Dannenberg erstellen und liefern - oder sich finanziell engagieren.
Sowohl Donat als auch Herzog wollen die Entscheidung der Landesmedienanstalt nicht einfach hinnehmen. Sie überlegen, was sie noch tun können, um die Frequenz aufrechtzuerhalten.
Wolfgang Laudan, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft von Radio ZUSA, war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Sollten alle Bemühungen nichts nützen, so wird Radio ZUSA im Wendland nur noch über das Internet oder in den nördlichen Randbereichen Lüchow-Dannenbergs im Radio zu hören sein. Beiträge und von Bürgern erstellte Sendungen werden aber weiterhin über die Studios Lüneburg oder Uelzen ausgestrahlt.
Hintergrund:
Nach harten Verhandlungen darüber, ob Lüchow-Dannenberg mit eigenem Studiobetrieb an einem neuen Bürgerradio beteiligt wird, nahm "Radio ZUSA" im Mai 1997 seinen Betrieb auf. Den Aktiven aus Lüchow-Dannenberg war es damals lediglich gelungen, eine eigene Frequenz durchzusetzen, aber nicht die Finanzierung einer vollständigen Sende- und Arbeitsstruktur.
Die Sicherung eines vollständigen Sendebetriebs mit Studioeinrichtung und qualifiziertem Personal wurde nur den Standorten Lüneburg und Uelzen zugestanden.
Trotz allem nutzen einige Gruppen aus dem Wendland seit Jahren die Möglichkeit, regelmäßig Radiosendungen zu übertragen - wie zum Beispiel Feuerwehrgruppen (Florian) und der "rote Kanal", eine regelmäßige Sendung, die sich mit politischen Themen beschäftigt.
Die aktuelle Laufzeit für den Bürgerfunk endet Ende März 2021. Da die Landesmedienanstalt im Juni darauf verzichtet hat, die Senderechte für den hiesigen Bereich neu auszuschreiben, müssen die Verantwortlichen von Radio Zusa lediglich einen Antrag auf "Zulassungs- und/oder Zuweisungsverlängerung stellen. Nach Prüfung dieser Anträge wird die Versammlung der Landesmedienanstalt voraussichtlich bis Jahresende eine Entscheidung über die Verlängerung treffen.