Das Archäologische Zentrum (AZH) in Hitzacker soll erweitert werden, um seine Existenz zu sichern. Das hat der Rat der Stadt Hitzacker am Montagabend einstimmig beschlossen. Der Ausbau ist mit rund 4,5 Millionen Euro Kosten veranschlagt. Die Stadt hofft, 90 Prozent des Betrages aus Fördermitteln aufbringen zu können. Aber auch über eine „kleinere Lösung“ soll nachgedacht werden.
Im Rahmen der Erweiterung, die sich auf einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren erstrecken könnte, ist unter anderem die Anlage eines slawischen Dorfes vorgesehen. Es soll Außenstationen zum Thema Handwerk und Technik ebenso beinhalten wie ein slawisches Boot und eine Teilrekonstruktion der slawischen Befestigung „Weinberg“.
Beabsichtigt: Zentrum kostendeckend führen
Grundlage der Rats-Entscheidung ist ein Gutachten, das die Firma „Spendwerk – Beratungshaus für soziale Investition“ aus Jesteburg erarbeitet hat. Anlass für diese Expertise wiederum war der Beschluss des Landkreises, das jährlich von rund 11.000 Interessierten besuchte AZH künftig nicht mehr finanziell zu unterstützen. Der bisher gezahlte Zuschuss von jährlich 35.000 Euro entfällt ab 2011. Ziel in Hitzacker ist es nun, das seit 20 Jahren bestehende Zentrum künftig kostendeckend zu führen.
Konzipiert: Slawenzeit-Präsentation
Dazu aber, so das Gutachten, sei es nötig, in das Zentrum zu investieren. Details dazu hat bereits die Museumsleitung in einem Konzept dargestellt. Es enthält neben dem Slawenzeit-Präsentation auf dem Freigelände den Neubau eines Ausstellungshauses mit Café, Büroräumen und Toiletten.
Befürchtet: Keine 1-Euro-Jobber im AZH
Derzeit hat das AZH einen Jahresetat von etwa 125.000 Euro, heißt es im Gutachten. Noch werden die fest angestellten MitarbeiterInnen von Hartz-IV-Empfängern unterstützt, die als 1-Euro-Jobber im Zentrum tätig sind. Aber „es steht zu befürchten, dass aufgrund einer geänderten Förderpolitik der Bundesagentur für Arbeit diese Arbeitskräfte im kommenden Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen“, befürchten die Gutachter. Damit sei die weitere Existenz des Zentrums als Museums infrage gestellt. Es gebe keine Möglichkeit, fehlende Mittel durch Einsparungen auszugleichen. Vielmehr sei nach Wegfall der 1-Euro-Kräfte mit einer Erhöhung der Personalkosten zu rechnen.
Kalkuliert: 6 € Eintritt – Für Kinder kostenlos
Zur Lösung der Probleme im AZH solle auch die Struktur der Eintrittspreise geändert werden, raten die Gutachter. Zurzeit zahlen Erwachsene 3,50 Euro und Kinder 2 Euro. Vorgeschlagen wird, von Erwachsenen künftig 6 Euro zu kassieren, von Kindern und Jugendlichen bis zu 16 Jahren gar nichts. Die Familienkarte würde dann statt bisher 9 fortan 12 Euro kosten.
Erhofft: 70.000 Besucher jährlich
Damit das AZH kostendeckend arbeiten kann, müsste es jährlich etwa 70.000 Besucher haben, rechnen die Gutachter. Das bedeutet eine Steigerung der Besucherzahlen um mehr als 600 Prozent. Um dies zu erreichen, sollten neue Zielgruppen erschlossen werden, vorwiegend Erwachsene. Pro Jahr, so die Expertise, hat Lüchow-Dannenberg rund 120.000 Übernachtungsgäste. Von ihnen sollten mindestens 20 Prozent für einen Besuch des Archäologischen Zentrums gewonnen werden.
Darüber hinaus biete sich die Nähe von Hannover, Hamburg und Lüneburg an, von dort und der Umgegend Tagesbesucher und Familien für das AZH zu interessieren. Man dürfe nicht vergessen: Das AZH sei mit seinem Angebot „attraktiv für Bildungsbürger“, die sich für das Leben in der Bronzezeit oder im Mittelalter interessieren; ebenso für Familien, die ein Ziel für einen Tagesausflug suchen und „die ihren Kindern bronzezeitliches oder mittelalterliches Leben vermitteln wollen“.
Geplant: Seniorengruppen fürs AZH begeistern
Auch für Betriebsausflüge, Weihnachtsfeiern Kegelclubs und weitere Gemeinschaften sei das AZH ein lohnendes Ziel mit viel Erlebniswert. Seniorengruppen – beispielsweise aus Altenheimen – seien ebenfalls eine interessante Zielgruppe. Das gleiche gelte für Fahrrad-Ausflügler und Flusskreuzfahrer, die zu den wachsenden Touristengruppen im Kreisgebiet gehören. All diesen Besuchern soll nach Ansicht der Gutachter ein AZH präsentiert werden, in dem sich die Gäste „mindestens drei bis vier Stunden aufhalten können, ohne Teile doppelt gesehen zu haben“. Der geplante Ausbau schaffe eine gute Möglichkeit, den Erlebniswert des Zentrums zu steigern.
Betont: Systematische Werbung wichtig
Beim Ausbau, so betont das Gutachten, müsse auf die Barrierefreiheit der gesamten Anlage geachtet werden. Auch das sei wichtig, um neue Zielgruppen anzusprechen. Für nicht minder wichtig halten die Gutachter „ein systematisches und kontinuierliches Marketing“ einschließlich Public Relations und Werbung.
Beschlossen: Auch „kleine Lösung“ entwickeln
Alternativ zu diesem „großen Konzept“ für die Zukunft des AZH, so beschloss der Rat, sollen nun die Kosten für eine mögliche „kleine Lösung „ ermittelt werden – einschließlich der Berechnung der voraussichtlich entstehenden Defizite. Auch sollen die Mitarbeiter des AZH Vorschläge für ein effizientes Marketing mit dem Ziel höherer Besucherzahlen machen.
Von Seiten des Landkreises aber auch des Landes Niedersachsen war immer wieder betont worden, dass sich zunächst die Stadt Hitzacker zum Ausbau des Archäologischen Zentrums "bekennen" solle. So sollte klargestellt werden, dass das AZH auch in Politik und Verwaltung Rückhalt hat. Diese Vorgabe hat nun die Stadt mit ihrem Beschluss erfüllt. Nun bleibt abzuwarten, ob es wirklich gelingt, die millionenschwere Investitionssumme bei möglichen Finanziers zu organisieren.
Foto: Angelika Blank
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