Bleibt die historische Fassade des am 13. Januar 2007 ausgebrannten Dannenberger Hotels „Ratskeller“ erhalten? Einen potentiellen Käufer soll es im Raum Schneverdingen geben, war zu erfahren, und ein Planer, Architekt Boris Lietzow aus Hitzacker, hat bereits Entwürfe für ein Wohn- und Geschäftshaus gefertigt. Aber noch ist in puncto Fassade nichts entschieden, auch ist der Ratskeller nicht verkauft, wie dessen Eigentümer Uwe Koch am Freitag auf Anfrage erklärte.
Bis vor kurzem erinnerte der Blick durch den Zaun, der das fast völlig zerstörte Gebäude umgibt, an Szenen aus den so genannten Trümmerfilmen der Nachkriegszeit. Wer auf die verrottete Bodenplatte des Ratskellers schaute, aus deren Fugen Wildwuchs wuchert, sah in Gedanken vielleicht den damals noch sehr mageren Gert Fröbe, wie er als „Otto Normalverbraucher“ über ähnlich traurige Grundstücke der zerstörten deutschen Hauptstadt trottete – im 1948 gedrehten Film „Berliner Ballade“. Solche Eindrücke verwehrt am Dannenberger Ratskeller nun ein hölzerner Zaun, den der Eigentümer der Immobilie, Uwe Koch, unlängst errichten ließ. Doch die Sichtblende täuscht nicht darüber hinweg, dass die Ruine längst zum Ärgernis geworden ist, für Bürger ebenso wie für offizielle Stellen, die sich ein einladendes Stadtzentrum wünschen. Das wünscht sich auch Uwe Koch, wie er gegenüber wendland-net betonte. Er sei bemüht, zusammen mit dem potentiellen, noch ungenannten Investor sowie mit Planer Boris Lietzow, eine gute Lösung für das Terrain am Markt zu finden.
Uwe Koch: Architekt hat gute Pläne
Ist das Grundstück schon verkauft? „Nein, noch nicht“, sagt Koch, dem die Ideen des Hitzackeraner Architekten offensichtlich gefallen: „Herr Lietzow hat wirklich gute Pläne“, betont der Grundeigentümer. Ein Wohnhaus solle entstehen, im unteren Bereich wäre Platz für Geschäfte, es gebe Interessenten dafür, das wiederum bringe Arbeitsplätze in die Stadt.
Etwas verärgert klingt Uwe Koch, wenn er auf den seinerzeit gescheiterten, angedachten Verkauf des Areals an einen „ersten möglichen Investor“ angesprochen wird, denn da sei nicht alles so gelaufen, wie gewünscht. Seinerzeit geisterte nicht nur in Dannenberg das Gerücht herum, ein Immobilienkaufmann aus dem Nordkreis sei derjenige, der anstelle des zerstörten, rund 200 Jahre alten Ratskellers ein neues Hotel bauen wolle. Nein, das sei Unfug, bekräftigt Koch und blickt auf die Verhandlungen mit dem ersten – ungenannten – möglichen Käufer zurück: „Mir wurden erst 150 000 Euro für das Objekt geboten, als es dann Ernst wurde mit der Sache aber nur 30 000 Euro“. Stadtdirektor Jürgen Meyer, so Uwe Koch sinngemäß, habe dann aber darauf hingewirkt, dass das Gebot auf 50 000 erhöht worden sei. Besonders ärgerlich sei es, bedauert Koch, dass in diesem Zusammenhang „falsche Zahlen in die Welt gesetzt“ worden seien. Zur möglichen Kaufsumme beim Erwerb durch den neuen potentiellen Investor hält sich der Eigentümer zurück.
Stadtdirektor: Möchten Kaufvertrag sehen
So wie Uwe Koch die Sache darstelle, sei das nicht abgelaufen, entgegnet Jürgen Meyer und berichtet: Zusammen mit dem ersten potentiellen Investor habe man einen „Richtwert“ der Immobilie errechnet und dem die Abrisskosten sowie weitere Aufwendungen entgegengestellt – und dabei sei dann ein möglicher Kaufpreis zwischen 30 000 und 50 000 Euro herausgekommen. Meyer hofft, dass die Stadt nun Unterlagen sehen werde „aus denen wir die Ernsthaftigkeit aller Beteiligten sehen“ hinsichtlich des Ratskellers. „Einen verbindlicher Kaufvertrag“ vor allem möge Uwe Koch zeigen. Wenn ein gutes Konzept vorgelegt wird, solle das Projekt mit rund 25 000 Euro aus Mitteln für Stadtentwicklung unterstützt werden, kündigt Jürgen Meyer an.
Doch zur Zeit gibt die Stadt noch kein Geld, sondern sie fordert solches: Uwe Koch soll monatlich 500 Euro Nutzungsgebühr für die öffentlichen Flächen – Teile des Fußwegs – überweisen, auf denen die Sockel der Ruinen-Stützen stehen. Aber Koch will nicht zahlen. „Als ich damals die Auflage bekommen habe, das Gebäude abstützen zu lassen, habe ich das getan“, erinnert Koch. Von irgendwelchen Gebühren sei nie die Rede gewesen. Als Stadtdirektor Meyer noch in puncto Ratskeller „verhandelt“ habe und der erste mögliche Investor im Gespräch war, sei keine Gebührenrechnung geschrieben worden. Nun aber, wo es einen neuen Interessenten gebe, dessen Namen Koch nicht nennt, „da plötzlich soll ich zahlen“, so Uwe Koch. Er vermutet, dass Jürgen Meyer hinter dem Gebührenbescheid stecke, „aber ich gehe vor dem Verwaltungsgericht gegen die Forderung an“, betont Uwe Koch.
Keinesfalls habe man die Absicht, Uwe Koch seitens der Verwaltung irgendwie zu ärgern, bekräftigt Jürgen Meyer, zum Hintergrund der Gebührenbescheids gefragt. „Aber wir wollten durchaus ein Zeichen setzen“, räumt der Stadtdirektor ein und gibt zu verstehen, dass die Sache mit dem ersten Kaufinteressenten durch ein gewisses Hin und Her nicht zufriedenstellend verlaufen sei. Es müssten endlich schlüssige Konzepte auf den Tisch, und: „Herr Koch muss wissen, dass er mit uns nicht machen kann was er will.“
Planer möchte Fassade erhalten
Auch Architekt Boris Lietzow ist offensichtlich sehr daran interessiert, die gewünschten Planungen vorzulegen. Er habe Entwürfe erarbeitet, zurzeit gebe es aus planerischer Sicht in Sachen Ratskeller keine Probleme mit Behörden, auch mit der Denkmalpflege in Hannover stehe man in gutem Kontakt, fasst Lietzow auf Anfrage zum Ratskellerprojekt zusammen. Dies und jenes gebe es noch zu berechnen und zu besprechen. „Ich versuche mein Bestes“ verspricht der Planer mit Blick auf den Erhalt der historischen Fassade. Diese dürfe eigentlich nicht fehlen im Dannenberger Stadtbild, es wäre sehr schade, wenn auf sie verzichtet werden müsste, konstatiert Boris Lietzow.
Stadtmarketing: Bitte kein Billiganbieter
Dies meint auch die Leiterin des Stadtmarketings in Dannenberg, Ursula Fallapp. Mit Blick auf Läden oder Gastronomie im Erdgeschoss eines künftigen Gebäudes an Stelle des Ratskellers ist sie optimistisch: Vor allem Geschäfte, die etwas bieten, was es in Dannenberg noch nicht gibt, „könnten zugkräftig sein“. Dies wiederum würde sich auch positiv auf den benachbarten Einzelhandel auswirken. „Was wir allerdings nicht in dem Haus haben möchten, ist ein Billiganbieter“, wünscht sich Ursula Fallapp.
Foto: Hagen Jung
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