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Rauch + Rausch: Hortensienklau geht um

So mancher Gartenliebhaber war schon so entnervt ob des permanenten Hortensienklaus, dass er seine Pflanzen lieber verschenkte als sie den Hortensiensüchtigen zu überlassen. In Lüneburg wurde nun ein "Hortensien-Ernter" auf frischer Tat ertappt. Und warum der Hype? Hortensientriebe lassen sich rauchen und sollen berauschende Wirkung haben.

Am Freitag Nachmittag erwischte eine 44-jährige Hauseigentümerin im Lüneburger Oedemer Weg in ihrem Garten einen fremden Mann mit schwarzem Spitzhut - drei abgeknickte Hortensienblüten in der Hand haltend.  Da er sich offensichtlich bot er ihr Geld für die Blüten an. Doch dies lehnte die 44-jährige ab und forderte die Blüten zurück. Was dieser auch tat und in unbekannte Richtung flüchtete .

Das Phänomen des Hortensienklaus ist nicht ganz neu. Auch in anderen norddeutschen Regionen und Bundesländern kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Hortensien-Diebstählen. Im Celler Raum nahm der Klau derart überhand, dass viele Gartenbesitzer dort ihre Hortensien aus dem Garten entfernten - blieb ihnen von der Blütenpracht doch eh nichts. Und das nicht, weil die Gewächse so dekorativ sind, sondern weil sich die getrockneten Blüten und Blätter sowie die Jungtriebe rauchen lassen und berauschen sollen.

Die Polizei geht nun aufgrund dieser Ereignisse davon aus, dass eine potenzielle, wenn auch überschaubare "Hortensien-Szene" existiert. "Die physischen Nachteile des Missbrauchs der Pflanze überwiegen derart, dass eine langfristige Etablierung der Hortensie als Marihuanasubstitut eher nicht zu erwarten ist," beruhigt (sich) die Polizei.

Heimisch ist die "Hydrangea paniculata - rispige Hortensie" in Nordamerika und Ostasien. Hier gilt sie als ein natürlich verbreitetes Gewächs. In Deutschland wird sie als an sich ungiftige Zierpflanze genutzt. Bei Naturvölkern kommt sie als Heilpflanze bei Blasen- und Nierensteinen zum Einsatz. Im 19. Jahrhundert wurden auch in Europa entsprechende Heilversuche bei schweren Nierenerkrankungen praktiziert.

In der einschlägigen Fachliteratur wird die Hortensie als Ersatzstoff für die bekannte Droge Marihuana aufgeführt. Eine "bewusstseinsverändernde-euphorisierende" Wirkung der Hortensie wird beschrieben, gilt aber als umstritten. Experten warnen insbesondere vor den gesundheitlichen Folgen des Konsums. So gelten bei übermäßiger Dosierung u.a. Schwindel, Beklemmungen und zentralnervöse Störungen als gesicherte Symptome. Zudem werden beim Verbrennen der Hortensie bzw. Anzünden der Blüten hochgiftige Blausäureanteile frei gesetzt.

Auch deshalb rät die Polizei von einem Konsum der Hortensie als Droge massiv ab. Über Suchtgefahren liegen bisher keine Erkenntnisse vor.

Die Stoffe der Hortensie sind im Betäubungsmittelgesetz nicht  erfasst. Somit steht ein möglicher Verkauf oder Handel ihrer Blüten und Blätter nicht unter Strafe. Dennoch ermittelt die Polizei in den Hortensien-Fällen wegen Diebstahl, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.

Foto: Frank Vincentz ... Von der Blütenpracht der Rispen-Hortensie bleibt den Gartenliebhabern nicht viel, wenn die "Ernter" in der Nähe sind ...




2012-08-03 ; von pm / asb (autor),
in Lüneburg, Deutschland

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