Die Region zwischen Elbe und Drawehn verkauft sich gerne als "Erlebnisregion". Doch nur 17,5 % der vorhandenen Betten werden tatsächlich von Gästen genutzt. Deswegen soll die Vermarktung gestärkt und die jetztige Tourismus-Gesellschaft aufgelöst werden. So beschloss es am Montag der Kreistag.
Theoretisch könnten in Lüchow-Dannenberg rund 1,5 Millionen Gäste pro Jahr Unterkunft finden. Tatsächlich sind die in der Region vorhandenen Betten jedoch nur zu durchschnittlich 17,5 % ausgelastet. Es gibt also dringenden Handlungsbedarf in der überregionalen Vermarktung. Das wissen touristische Anbieter schon seit vielen Jahren. Doch ihre Stimmen wurden bisher kaum gehört. Die Hauptkritik richtete sich immer wieder gegen die Elbtalaue-Wendland-Touristik (EWT), deren Vermarktungserfolge nach allgemeiner Ansicht zu wünschen übrig lassen.
Nach diversen Sitzungen und Gutachten über die Situation auf dem regionalen Tourismus-Markt entschloss sich nun der Kreistag, den Vertrag mit der Elbtalaue-Wendland-Touristik (EWT) prophylaktisch zum 31.12.2015 zu kündigen. Zerschlagen wolle man die Vermarktungsstrukturen aber nicht, betonte der Kreistag in seinem Beschluss, deswegen soll in der Übergangsphase ein Konzept aufgestellt werden, wie die Arbeitsstruktur der "EWT neu" aussehen soll.
Mehr Geld fürs Marketing
Bisher flossen ca. 440 000 Euro jährlich aus Mitteln des Landkreises (220 000 Euro), der Samtgemeinde Lüchow (66 000 Euro), der Samtgemeinde Elbtalaue (95 304 Euro) sowie Samtgemeinde Gartow (48 400 Euro), Naturpark Elbhöhen-Wendland (10 296 Euro) in die Kassen der EWT, der neben dem Betrieb des Rundlingsmuseums Lübeln sowie der Gästebetreuung auch die Umsetzung des überregionalen Marketings oblag. (Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2014).
Doch wie gesagt: an den Erfolgen des Marketings gab es in den vergangenen Jahren zunehmend massivere Kritik. Vor allem die Samtgemeinden kritisierten, dass ihre jährlichen Einlagen kaum Vermarktungserfolge erkennen lassen. Die durchschnittliche Belegungsrate der touristischen Anbieter liegt bei 17,52 % - für die meisten Betriebe zu wenig, um auf Dauer überleben zu können oder aus einem Nebeneinkommen einen Haupterwerb zu machen.
Deswegen sollen die Gelder, die aus öffentlichen Mitteln einer wie auch immer gearteten Vermarktungsgesellschaft zufließen sollen, auf 320 000 Euro "eingedampft" werden. Gleichzeitig soll aber nach dem Willen des Kreistages mehr Geld für Marketingmaßnahmen zur Verfügung stehen. Bedeutet unter dem Strich: die Personal- und Verwaltungskosten müssen sinken.
Zwei Vollzeitstellen sollen es wuppen
Nach dem bisher vorliegenden Konzept sollen ein Geschäftsführer(innen)-Posten und eine Assistentenstelle eingerichtet werden, die das Marketing des Landkreises nach vorne bringen sollen. Diese beiden Personen sollen nicht nach das Dachmarketing sowie die Internetvermarktung (weiter)entwickeln und umsetzen, Kampagnen- und Produkte entwickeln sondern sie sollen auch die "Ortsebenen vernetzen", diese beraten und auf allen Ebenen für ein Qualitätsmanagement sorgen.
Heißt im Klartext: nachdem Arbeitsgruppen in den drei Samtgemeinden, bestehend aus Touristikern, Bürgern sowie Vertretern aus Handel und Gewerbe, Konzepte und Angebote für ihren eigenen Bereich entwickelt haben, sollen sich Vertreter aus den drei Tourismus- und Gewerbevereinen (AlMa, G.U.T. und Wendland Regionalmanagement) über gemeinsame Strategien und Angebote verständigen. Die Geschäftsführung der EWT neu soll diesen Prozess moderieren und begleiten, muss also dafür sorgen, dass die drei bisher vollständig unabhängig voneinander agierenden Vereine zu gemeinsamen Ergebnissen kommen.
Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre ist für die Bewältigung dieser Aufgabe mindestens eine Vollzeitstelle notwendig. Verschärfend kommt hinzu, dass die Touristinformationen, die bisher alle bei der EWT angesiedelt waren, "heim ins Reich" der Samtgemeinde geholt werden sollen, wie es Gartows Samtgemeinde-Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Schröder auf dem Gartower Samtgemeinderat bezeichnet. Sprich: die MitarbeiterInnen werden wieder Angestellte der Samtgemeinden und sind nach den bisherigen Planungen in die zentrale Struktur nicht mehr eingebunden.
Viele Fragen tun sich da auf, die sich der Kreistag am Montag aber alle nicht stellen mochte. Keine zehn Minuten war den Abgeordneten die geplante Umstrukturierung wert. Allein Hans-Udo Maury, Kreistagsabgeordneter und Vorsitzender des G.U.T. Gartow hielt ein Plädoyer für die Umstrukturierung, aber auch für eine "schnellstmögliche" Entwicklung des Arbeitskonzeptes für die neue Vermarktungsgesellschaft.
Die ift Freizeit und Tourismusberatung GmbH errechnete in ihrem Gutachten übrigens eine in der Region verbleibende Wertschöpfung durch den Tourismus von rund 30 - 40 Millionen Euro pro Jahr, die sich mit einer effektiven Vermarktung deutlich steigern ließe. Allerdings: auf allen Ebenen müssen neue Angebote entwickelt werden, die geeignet sind für überregionale Aufmerksamkeit zu sorgen. Bisher hat das in der Region nachhaltig jedoch lediglich die Kulturelle Landpartie geschafft, die zumindest für zehn Tage im Jahr rund 50 000 Gäste in die Region zieht.
Foto / Angelika Blank: Der Durchzug einer Schaf- und Ziegenherde gehört im Landkreis Lüchow-Dannenberg zu den Erlebnissen, die ohne besonderen Aufwand zu haben sind.