Seit Monaten diskutiert eine Arbeitsgruppe in Gartow, wie sie mit dem umstrittenen Holzkreuz aus der Nazizeit an der Kriegsgedenkstätte umgehen wollen. Unbekannte sorgten nun über Ostern für Fakten: sie sägten das rund drei Meter hohe Kreuz kurzerhand ab.
"Euer Opfergang Ehr und Ruhm - unser Opferdienst ein Heiligtum" - dieser Spruch, ehemals vermutlich von Reichspropagandaminister Heinrich Goebbels ausgesprochen und 1944 eingemeißelt in ein Kreuz am Ehrenhain sorgte in Gartow seit Monaten für Auseinandersetzungen.
Dabei prangte die Inschrift bereits seit 70 Jahren versteckt auf der Rückseite des über drei Meter hohen Kreuzes der Gedenkstätte für Gefallene der Weltkriege. Im Herbst 2012 fand am "Ehrenhain" sogar noch eine feierliche Andacht für rund ein Dutzend dorthin umgebettete ehemalige Kriegsgefangene aus Polen und Russland statt. Weder der örtlichen Pastorin, noch dem Vertreter des Volksbundes für Kriegsgräberstätte und auch nicht dem Leiter des Museums Wustrows war damals bewusst, vor welch tickender Zeitbombe sie die Andacht über Frieden und Versöhnung zelebrierten.
Erst im Spätherbst 2013 tauchten plötzlich massive Beschwerden über die nationalsozialistische Herkunft der Inschrift auf. Vehement wurde im Gemeinderat diskutiert und nach Lösungen für "das Problem" gesucht. Während die Einen das Kreuz entfernen lassen wollten, plädierten Andere für ein Belassen und eine Ergänzung des Ehrenhains mit Informationstafeln.
Ausgerechnet am Abend des 20. April (dem "Führergeburtstag") beendeten Unbekannte nun die Diskussion auf ihre Weise. In der Nacht rückten sie mit Handsägen an und sägten das Kreuz ab. Die umstrittene Inschrift wurde zerhackt und somit unleserlich gemacht.
Die Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung und eventuell sogar wegen Störung der Totenruhe - was für die Unbekannten, sollten sie jemals gefasst werden, eine mehrjährige Haftstrafe zur Folge haben könnte.
Ironie des Schicksals: Vor kurzem hatte die Gartower Arbeitsgruppe nach langen Diskussionen beschlossen, das Holzkreuz zu entfernen und durch ein neues (natürlich ohne die umstrittene Inschrift) zu ersetzen. Nur das hatte der Öffentlichkeit bisher niemand mitgeteilt.
UPDATE/KORREKTUR: Leider hat sich beim Namen des VdK ein Fehler eingeschlichen: er heißt nicht "Volksbund für Kriegsgräberstätte" sondern "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.".