Röttgen-Besuch: Laute Stille bei den Gorleben-Gegnern

Über sechzehn Sprecher verschiedener Anti-Gorleben-Initiativen, gorlebenkritische Politiker sowie Vertreter der Kirche erläuterten am Donnerstag Morgen ihre Ablehnung des Ministerbesuchs. Einhellige Ansicht: Minister Röttgen kommt zu spät.

Carsten Niemann als Sprecher der Bäuerlichen Notgemeinschaft brachte es als erster auf den Punkt: "Jetzt, wo alles in Sack und Tüten gebracht ist, kommt Röttgen mit seinem Schwiegermutti-Lächeln zu Besuch und möchte den Dialog. Das ist unverfroren! Nun kann er daraus einen Monolog machen und mit sich selber sprechen.

Ähnlich äusserten sich auch die anderen Teilnehmer der Pressekonferenz. Für Greenpeace sah Mathias Edler die Glaubwürdigkeit des Ministers auf dem Nullpunkt angekommen: "Nicht nur mit der Idee, Atommüll in einen russischen See zu kippen, hat Röttgen alten Narben neue Wunden hinzu gefügt."

Der Minister habe "doch nur Kreide gefressen, um die Gerichte zu beeindrucken, die demnächst über die eingereichten Klagen zu entscheiden haben".

Pseudodialog , Affront, Vortäuschung eines Dialogs ... waren nur einige der Kritikpunkte, die immer wieder genannt wurden.

Propst Wichert von Holten, sah für die evangelische Kirche seit dem Regierungswechsel gar einen "Dialogabbruch". "Auch die Kirche hat in der aktuellen Regierung bisher keine Gesprächspartner gefunden", so der Propst.  "Das heute ist ein Besuch - mehr nicht."

Zur "lauten Stille" am Rande der Besuchstour von Bundesumweltminister Norbert Röttgen in und um Gorleben erklärte Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament:

„Röttgen hat alle Möglichkeiten des Dialogs ungenutzt verstreichen lassen.“Immer wieder wurde der Wunsch eines ernsthaften Gespräches an ihn aus dem Wendland herangetragen, auch von ihr selbst und zuletzt geschlossen vom gesamten Kreistag. Man habe in den überraschend atomkritischen Minister Hoffnungen gesetzt. Seine Pirouetten zur Laufzeitenverlängerung ließen diese Hoffnungen aber inzwischen als naiv erscheinen: Das Ende des Moratoriums in Gorleben, die Anordnung des Sofortvollzuges als Reaktion auf die Klage von Grundbesitzern sowie die gesetzliche Absicherung der Enteignung von Familie Bernstorff und der Kirche machten die Aussage des Ministers, einen Dialog auf Augenhöhe zu beginnen, unglaubwürdig.

„Wir haben hier viele Minister und Ministerpräsidenten begrüßt. Eines hatten sie fast alle gemeinsam: ihre Angst, ein ungeeignetes Endlager für Atommüll voranzutreiben und zu verantworten, war geringer als die Angst, eine neue Suche nach einem bestmöglichen Standort zu beginnen“, so Harms. „Norbert Röttgen ist da nicht die Ausnahme, sondern die Regel.“

„Der Plan, im Salzstock Gorleben ein Endlager einzurichten, muss aufgegeben werden“, fordert Harms. „Eine neue, ernst gemeinte Suche nach einem geeigneten Endlager wird erst dann möglich“.

Auch Kurt Herzog, Partei "Die Linke"  hat den überfallartigen Besuch von Bundesumweltminister Norbert Röttgen im Wendland in einer Mitteilungscharf kritisiert. „Wer mit politischen Entscheidungen längst vollendete Tatsachen geschaffen hat und sich dann im Hochsicherheitstrakt des Endlagerbauwerkes oder im Kaminzimmer des Grafen Bernstorff handverlesene Plauderpartner sucht, sollte das nicht ‚Dialog‘ nennen - er düpiert 33 Jahre wendländischen Widerstand gegen die Gorlebener Atomanlagen“. Was der Minister vorhabe, sei einMonolog, den er sich aus Image-Gründen selbst verordnet habe – Er wolle der Region dabei nur mitteilen, was längst schon alle wissen.

Foto: Andreas Conradt/publixviewing.de




2010-12-02 ; von Angelika Blank (autor),

norbert röttgen   endlager_gorleben  

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