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Markt für Ökowärme bricht ein - Lieber frieren als heizen

Es war der kälteste Winter seit rund 40 Jahen - und trotzdem frieren die Deutschen lieber als ihre Wohnungen voll zu heizen. Und der Absatz von Solarthermie- oder Biomasse-Anlagen ist im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Keine guten Aussichten für die ehrgeizigen Klima- und Ressourcenschutzziele der gerade erst verkündeten Energiepolitik der Bundesregierung.

„Noch 2008 lag der Markt für Technologien zur Nutzung von erneuerbaren Energien auf der Zielgeraden. Umso mehr bestürzt der Einbruch bei Solarthermie, Wärmepumpen und fester Biomasse in 2010“, betonte Klaus Jesse, Präsident des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) anlässlich der Mitgliederversammlung des industriellen Spitzenverbandes in Hamburg. Nach Angaben des BDH ging der Absatz der Solarthermie um etwa die Hälfte gegenüber dem guten Jahr 2008 zurück. Auch die Nachfrage nach Kesseln für Biomasse und nach Wärmepumpen schwächelt.

"Bereits seit dem vierten Quartal 2009 ging die Nachfrage nach Heizungssystemen, die Effizienz und erneuerbare Energien einbinden, kontinuierlich zurück. 2010 schrumpfte der Markt erneut und liegt jetzt zirka 30 Prozent unter dem des Vorjahres", so der BDH in einer Mitteilung. Für diese Entwicklung macht der BDH im Wesentlichen den – durch Überförderung verursachten – Photovoltaik-Boom in 2009 und 2010 und niedrigere Energiepreise im Vergleich zu 2008 verantwortlich.

Klimaziele der Bundesregierung gefährdet

BDH-Präsident Jesse stellt fest: „Damit rücken die ambitionierten Klima- und  Ressourcenschutzziele des Energiekonzeptes der Bundesregierung in weite Ferne.“

Der Verband fordert eine deutliche Aufstockung der Förderprogramme für die energetische Modernisierung des veralteten Gebäudebestands und kritisiert die Kürzungen der Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie des Marktanreizprogramms für erneuerbare Energien. „Die zu begrüßenden Absichtserklärungen des Energiekonzeptes müssen nunmehr in reale Politik umgesetzt werden“, erklärt Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des BDH. „Es gilt jetzt, die Mittel so aufzustocken, dass die im Energiekonzept geforderte Verdopplung des Modernisierungstempos von ein auf zwei Prozent tatsächlich erreicht werden kann. Darüber hinaus muss die Förderung gegenüber den Vorjahren verstetigt werden, um Investoren, der Industrie und den Verarbeitern Investitionssicherheit zu verschaffen.“

Lieber frieren als heizen

Der erneute Anstieg bei Öl, Gas und Strom lässt immer mehr Deutsche freiwillig frieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des deutschen Immobilienmarktplatzes immowelt.de. "Bereits 60 Prozent der Bundesbürger verzichten auf warme Wohnräume. Zudem hat sich die Zahl derer, die einzelne Räume beheizen, im Vergleich zum Jahr 2007 verdoppelt", sagte kürzlich immowelt.de-Sprecher Jan-Carl Mehles.

Kaum einer lüftet durch

Die im Winter 2010 vom Marktforscher Innofact durchgeführte Datenerhebung unter 1.014 Personen hat außerdem ermittelt, dass konsequentes Stoßlüften nur noch für 26 Prozent eine Möglichkeit darstellt, bei den Energiekosten zu sparen. Drei Jahre zuvor hielten das noch 48 Prozent für sinnvoll. Gegenüber 20 Prozent im Winter 2007 verkneifen sich inzwischen 43 Prozent eine wohlig warme Wohnung und heizen nur noch gezielt einzelne Räume.

Laut immowelt.de ist der Anteil derer, die sich trotz gestiegener Energiepreise für eine warme Wohnung entscheiden, mit gerade einmal zwölf Prozent marginal. Dass dieser Anteil sinkt, ist angesichts der Preisrunden kaum verwunderlich. Laut dem Bund der Energieverbraucher sind fast alle Mieter mit Nachzahlungen konfrontiert. Am stärksten trifft es aber die Hausbesitzer, die mit Öl heizen oder Wasser erhitzen. Bis zu 50 Prozent Mehrkosten sind möglich.

Kältester Dezember seit 40 Jahren

Ausgerechnet zum Jahresende mit dem kältesten Dezember seit über 40 Jahren ist der Preis für den Brennstoff noch einmal nach oben gegangen. Heizkostensteigerungen zwischen 20 und 25 Prozent, schlimmstenfalls um bis zu 50 Prozent sind die Folge. Der Grund: Über das Jahr 2010 betrachtet, verteuerte sich Heizöl um 22 Prozent. Ein Wermutstropfen gibt es aber. Erdgas- und Fernwärmekunden trifft es wegen moderater Preissprünge nicht ganz so hart.

Ob die Mieter auch weiterhin mit hohen Kosten zu rechnen haben, hängt nicht zuletzt von den Temperaturen ab. Wer zu den fast 19 Mio. deutschen Haushalten zählt, die mit Erdgas heizen, kann der Heizkostenabrechnung einigermaßen entspannt entgegensehen. Denn der Gaspreis blieb 2010 weitgehend konstant und sank teilweise sogar. Hier müssen Kunden im Schnitt mit sieben bis acht Prozent Verteuerung rechnen. Der Mieterbund schätzt nur drei Prozent.




2011-01-29 ; von Angelika Blank (autor),

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