Ulli Schröder, Leiter des Rolling Stones Fan-Museums in Lüchow hat schon wieder Grund zur Begeisterung: Ron Wood hat dem Museum eine ganze Kiste voller Kunstwerke geschenkt - Gitarren und Manuskripte von Songtexten ebenso wie Gemälde und Zeichnungen des Stones-Gitarristen.
Die Story beginnt mit einem Telefon-Anruf aus den USA. Ein Manager von Rolling-Stones-Gitarrist Ronnie Wood fragt an, ob Ulrich Schröder, Stones-Museum-Betreiber aus Lüchow, Wendland, Germany, Lust habe, eine Sammlung von Kunstwerken und Gitarren der Rolling
Stones zu bekommen. Natürlich will Schröder.
Wie teuer das denn werde, so in etwa? „Gar nichts“, lautet die Antwort.
Einzige Bedingung: Die Luftfracht und die Zollgebühren müssten beglichen
werden.
Schröder willigt sofort ein. „Okay, bei einer 174 kg schweren
Kiste ist auch das schon eine Hausnummer“, lacht der Stones-Fan.
Als er aber später die solide verschraubte Schatzkiste auspackt, bereut Ulli Schröder nicht, investiert zu haben.
Ron Wood hat gerade sein 40-jähriges Jubiläum bei den Rolling Stones
gefeiert. Bevor er Musiker wurde, hat der 68-jährige Grafikdesign
studiert. Gemalt hat „Ronnie“ immer schon, anfangs eher nebenbei,
inzwischen enthusiastisch. Auch der Kunstmarkt honoriert
seine Arbeit seit einigen Jahren, Wood ist inzwischen ein gefragter
Grafiker. Für seine großformatigen Gemälde erzielt der Stones-Gitarrist bis zu einer Million Dollar.
Ronnie hat Schröder nicht nur fünf wertvolle, exklusive E-Gitarren der Stones
in die Kiste gepackt, sondern auch einen ganzen Stapel an Kunstwerken.
Darunter wertvolle Grafiken, aber auch eine Reihe kostbarer Zeichnungen
und Unikate. Arbeiten aus den
vergangenen 30 Jahren. Selbst erotische Skizzen seiner Ex-Frau Josephine
finden sich in der Kiste - ebenfalls eine ganze Reihe, enstanden über
drei Jahrzehnte. Josephine Wood hat sich vor
kurzem nach 35 Jahren Ehe scheiden lassen. Das Leben an der Seite eines Rolling Stone ist wohl nicht immer nur einfach.
Auch eine Reihe seltener Fotografien von seinem Bandkollegen Bill Wyman
sind Bestandteil des Geschenks. Wyman, der den Bass bei den Stones von 1962 bis 1993 gezupft hat, ist inzwischen ebenfalls ein in der Kunstszene anerkannter, hoch gehandelter Fotograf.
Jede der Zeichnungen, Grafiken und Fotografien ist sorgfältig geschützt
und mit einer exakten englischen Beschreibung versehen: Wann und wo und
in welchem Kontext das jeweilige Exponat entstanden ist. Die
Wyman-Fotografien zeigen Ron Wood in seinem Atelier
bei der Arbeit - unter anderem an einem großformatigen Gemälde „I like
painting“, was als Vorlage für ein Seidenkleid der Firma „Liberty of
London“ verwendet wurde. „Was für ein Zufall“, lächelt Schröder und holt
das Kleid aus einem Schrank in seinem Fundus,
ungetragen, mit original Label. „Wie teuer?“ „Sehr teuer“, lächelt
Schröder, „ist halt ein Designerstück, Seide, kleine Auflage“.
Die Gitarrenauswahl ist ebenfalls spektakulär: Darunter rare
Promo-Stücke, alle signiert und teilweise von Wood bemalt, einige wurden
auf Tourneen gespielt. Die knallrote Bud-Gitarre etwa war auf der
Nordamerika-Tour dabei. Budweiser hat 50 Exemplare bauen
lassen, Ronnie hat Schröder sein persönliches Exemplar überlassen. Die
giftgrüne Green Eggle ist von Ron Wood und Keith Richards handsigniert.
Eine dunkelbraune Fender Strat ist mit goldenem Schriftzug verziert:
„Well you‘re a crazy Mama, with your Ball and
Chains...“, dem ersten Song, dessen Riff Ron Wood für die Stones geschrieben hat - auf seinem ersten Stones-Album, „Black and Blue“ von 1976.
Besonders stolz ist Schröder auch auf ein eher unspektakuläres Stück,
einen verwaschenen Kimono. Aber für den wahrscheinlich größten Stones-Fan aller Zeiten ist dieser Kimono so etwas wie die Blaue Mauritius: Keith Richards hat ihn nämlich während einer Tournee
getragen, Abend für Abend. „Und es gibt nur diesen einen“, freut sich Schröder, Betreiber des weltweit ersten privaten Stones-Museums, zum Ritter geschlagen von Ron Wood.
Foto / Björn Vogt: Auch diese Fender-Gitarre mit einem Goldenen Schriftzug des ersten Riffs, den Ron Wood für einen Stones-Song geschrieben hatte, gehört zur "Schatzkiste", die Ulli Schröder kürzlich in Empfang nehmen durfte.