Nach Angaben der Bürgerinitiative Umweltschutz haben sich rund 23 000 Menschen an der Großkundgebung in Dannenberg beteiligt - dazu noch etwa 2000, die an verschiedenen Stellen im Wendland demonstriert. Für die BI ist Gorleben "ein Synonym für die gescheiterte Atommüllpolitik"
Fast 500 Traktoren begleiteten die Kundgebung und hielten während des Samstag-Nachmittags auch eine der beiden Transportstrecken besetzt. Die Polizei geht dagegen lediglich von 8000 Teilnehmern an der Kundgebung aus sowie 400 Treckern.
"Gorleben ist inzwischen ein Synonym für das Versagen der Politik im Umgang mit dem Atommüll", sagte Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz (BI), Wolfgang Ehmke. Die beiden havarierten Endlager in Deutschland, die Salzbergwerke Morsleben und Asse II, hätten schon vor zwei Jahren dazu beigetragen, dass die Zahl der Demonstranten im Wendland sprunghaft anstieg.
Zur Kundgebung unter dem Motto "Gorleben ist überall" in Dannenberg/Elbe hatte ein Trägerkreis von Umweltinitiativen und Anti-Atom-Initiativen aufgerufen. Großen Beifall erhielten auf der Kundgebung die internationalen Gäste aus Frankreich vom Netzwerk "Sortir du nucléaire" für ihren solidarischen Beitrag zum Castor-Stopp und eine japanische Delegation, die über das Leid nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima sprachen. Über die Umweltzerstörung und die Missachtung von Menschenrechten durch den Uranabbau berichtete Anthony B. Lyamunda aus Tanzania.
Das große Ziel der Akteure ist ein Zurück auf Null bei der Endlagersuche und eine breite gesellschaftliche Atommülldebatte. Den Vorstoß des Bundesumweltministers Norbert Röttgen (CDU), auch andere Standorte prüfen zu lassen, gleichzeitig aber an Gorleben festzuhalten, hält das Bündnis für absurd. Angesichts der Fakten, die gegen Gorleben sprechen, müsse dort ein Schlussstrich gezogen werden, um einer nationalen Atommülldebatte überhaupt eine Chance zu geben. "Alles andere steht unter dem Verdacht, es solle nur ein wenig heiße Luft in der Gorleben-Auseinandersetzung abgelassen werden", so Ehmke.
Besonders groß ist die Empörung darüber, dass mit diesem Castor-Transport aus La Hague im Zwischenlager Gorleben die Grenzwerte überschritten werden. Gegen den Betreiber des Gorlebener Zwischenlagers hat die BI Anzeige erstattet - es läuft jetzt ein formelles Ermittlungsverfahren wegen unerlaubter Freisetzung ionisierender Strahlen.
Die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) gilt in diesem Verfahren jetzt offiziell als Beschuldigter, bestätigte Rechtsanwalt Martin Lemke. Lemke ist Anwalt der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, die die GNS wegen der Ungereimtheiten über die Strahlenbelastung am Zwischenlager Gorleben bei der Staatsanwaltschaft Lüneburg angezeigt hat.
Obwohl die Polizei bereits gegen 14.30 Uhr bei Harlingen viele Polizeieinheiten an der schon aus dem letzten Jahr bekannten Stelle zusammengezogen hatte, gelang es rund 500 Demonstranten der Initiative "Widersetzen" die Gleise zu erobern. Seit dem Nachmittag harren sie nun dort aus. Gegen 16:30 Uhr bestätigte die Polizei 700 Personen, die sich "dort an einer Gleisblockade" beteiligten.
Same procedure as last year?
Das Wetter könnten "all denen da draußen" schon in der Nacht übel mitspielen - es ist Sturm mit Orkanböen bis zur Stärke 8/9 angesagt. Für die Verladung der Castoren könnte das eine zusätzliche Verzögerung bedeuten, denn der Verladekran in Dannenberg ist nur bis zu einer Windstärke von 7 zugelassen. GNS-Sprecher Jürgen Auer bestätigte am Nachmittag, dass der Verladevorgang unterbrochen werden muss, sobald der Windmesser am Kran Windstärke 7 misst. Wie lange die Unterbrechung in diesem Fall dauern könnte, weiß nur der Wettergott.
Foto: Andreas Conradt / publixviewing.de / Demozug in Dannenberg Richtung Kundgebungsgelände