Am 12. Mai 1987 kam es in der Schachtanlage des Erkundungsbergwerks in Gorleben zu einem schweren Unfall. Sechs Bergleute wurden dabei
verletzt, ein Bergmann so schwer, dass er später seinen Verletzungen
erlag.
Es geschah um 9.45 Uhr. Am 12. Mai 1987 löste sich schlagartig ein 1,5
Tonnen schwerer Ausbauring aus Stahl aus seiner Verankerung und stürzte
aus fünf Metern Höhe auf die Sole des Schachts 1 des Erkundungsbergwerks
Gorleben, der bereits eine Ausbautiefe von 239 Metern hatte. Dort
arbeiteten zu dem Zeitpunkt sieben Männer.
Im Jahre 1988 wurden zwei Vorgesetzte wegen fahrlässiger Tötung 1988 zu
hohen Geldstrafen verurteilt. Ursächlich für den Unfall sei eine
fehlerhafte Schweißnaht gewesen. Welchen Druckbelastungen die Stützringe
ausgesetzt waren, hätte die Betriebsleitung wissen müssen, doch im
Strafverfahren spielte das keine Rolle, die Betreiberfirma DBE (Deutsche
Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe) und
die ausführende Firma, die Arbeitsgemeinschaft Schächte Gorleben (ASG)
kamen davon.
Schnell wurde der Unglücksschacht mit einem Magerbetonpropfen
stabilisiert, um ihn vor dem Einsturz zu bewahren, und zur Stütze des
Schachts wurde daraufhin ein bis dahin nicht geplantes Stahlkorsett
eingebaut. Auch dreißig Jahre nach diesem Vorfall ist die Frage, warum
trotz des Tiefgefrierverfahrens beim Ausbau der Schächte so ein immenser
Druck auf dem Schacht 1 lastete, nicht eindeutig geklärt:
Wahrscheinlich wurde nicht gewartet, bis der Untergrund tiefgefroren
war, um den Schacht abzuteufen. Dazu kam der unerhört große
Gebirgsdruck.
Vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss sagte der Fahrsteiger
Jörg Martini, es ginge alles zu schnell, der Untergrund war nicht
gefroren. Als er diese Auffassung gegenüber der DBE vortrug, sei ihm
entgegnet worden: „Herr Martini, wie wir teufen und wie schnell wir
teufen, das ist eine politische Entscheidung; da sind Sie als Techniker
gar nicht gefragt.“ http://www.bi-luechow-
Diese Geschichte und Erklärungsansätze lassen sich in einer Neuauflage
des Themenhefts Zur Sache, das die Bürgerinitiative Umweltschutz
Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) herausgibt, ausführlich nachlesen. Der
Vorfall und seine mangelnde fachliche und juristische Aufklärung steht für die BI
symptomatisch für den unerschütterlichen politischen Willen der Politik,
trotz aller geologischen Zweifel an der Tauglichkeit des Standorts
Gorleben ebendort ein Endlager zu errichten.
Deshalb wurde in das Themenheft auch ein neuer Beitrag aufgenommen. Der
Autor Egbert de Beyer, Bergmann und Diplomingenieur, befasst sich
ausführlich mit Druckverhältnissen, die beim Auffahren von Strecken und
Hohlräumen im Salzstock unweigerlich entstanden sind, und kommt zu dem
Schluss, dass – wie beim gewollten Fracking – hier ungewollt
Druckenergie in das Gestein abgegeben wird, das zum Gesteinsbruch und
damit zu Wasserwegsamkeiten führt. „Der Salzstock Gorleben," so lässt
sich hier nachlesen, "ist nicht nur politisch verbrannt, es ist gefrackt
und ein 'heilendes“ Deckgebirge fehlt.'
Zur Sache Nr.11 mit dem Titel „Salinare Hölle“ umfasst 71 Seiten und ist
gegen Spende (Empfehlung 3 Euro) im BI-Büro, Rosenstr.20, 29439 Lüchow
zu erhalten: www.bi-luechow-dannenberg.de oder 05841 4684.