Solange der Frost nicht die Herrschaft im Garten übernommen hat, ist noch Gelegenheit, neue Obstbäume zu pflanzen - vorzugsweise alten Sorte, die teilweise seit Jahrhunderten im Norden heimisch sind.
Sie heißen „Landsberger Renette“, „Jakob Lebel“ oder „Schöner von Boskoop“: Über 1500 deutsche Apfelsorten gibt es allein in Deutschland. Unzählige davon werden seit Jahrhunderten kultiviert, haben aber auf dem Obstmarkt seit dem Einzug der Industriekultur im Obstanbau ihre Bedeutung verloren.
Allein im Wendland gibt es über 300
Apfelsorten, wobei in vielen Gärten immer noch unbekannte Äpfel
reifen, die selbst den erfahrensten Pomologen (Obstkundige) Rätsel
aufgeben. Seit einigen Jahren bemüht sich der
Landschaftspflegeverband
Wendland-Elbetal e. V. m it seinem
Projekt „Route der alten Obstsorten“ mehr Bewusstsein für die
Schätze im eigenen Garten zu wecken. Mit einem „Streuobstwiesen-Kataster“ , dass der BUND in Zusammenarbeit mit
dem Landschaftspflegeverband erstellt, sollen die Streuobstwiesen als
Naturparadiese erhalten und ausgebaut werden.
„Wer mehr als 10
Obstbäume im Garten hat oder besondere Baumdenkmäler, sollte sich
bei uns melden, um seinen Obstbestand kartieren zu lassen,“ bittet
z.B. Sabine Washof vom BUND. Auch der Landschaftspflegeverband nimmt
die Meldungen über seine Internetseite
www.route-der-alten-obstsorten-im-wendland.de entgegen.
Junges Obst für alte Gärten
Jetzt zum Ende des Herbstes, ist die beste Gelegenheit, junge Obstbäume anzupflanzen. Werden sie erst im Frühjahr eingesetzt, so müssen sie während eventueller Trockenperioden sehr viel häufiger gegossen werden. Über den Winter aber haben die Jungbäumchen ausreichend Zeit, sich mit dem neuen Standort vertraut zu machen und tiefe Wurzeln zu schlagen.
Ende November ist es allerdings hohe Zeit, die Bäume einzusetzen, denn ab Dezember drohen bereits kräftigere Frostperioden, die ein Einpflanzen unmöglich machen.
Nicht jede Lage eignet sich für die Anpflanzung von Obstbäumen. Die dunkle, nährstoffreiche Bodenschicht sollte zum Beispiel mindestens 50 cm stark sein. Außerdem sollte der vorgesehener Standort weder zu trocken sein, noch Staunässe aufweisen und sollte sich nicht in einer durch Spätfröste gefährdeten Senke befinden.
Eine völlig freie,
vor Wind ungeschützte Lage ist ebenso ungünstig wie eine eingeschlossene
Lage, zum Beispiel eine Waldlichtung, wo es keine Windbewegung gibt.
Ideal ist ein Standort in Siedlungsnähe, der vor heftigen westlichen
Winden geschützt ist. Es sollte ein ausreichender Abstand zu
großkronigen Laub- und Nadelbäumen eingehalten werden. Vor allem sollte nie in den Wurzelbereich anderer Bäume hinein gepflanzt werden - die empfindlichen jungen Obstbäume würden den Konkurrenzkampf nicht überstehen.
Ein gutes Zeichen ist es immer, wenn es in unmittelbarer Umgebung bereits große, alte, gesunde und ertragreiche Obstbäume gibt - da erübrigt sich natürlich eine Eignungsprüfung. Wenn man dann noch prüft, welche Sorten in der Umgebung am besten gedeihen, so sind die ersten Anhaltspunkte für die Auswahl der richtigen Sorte schon gefunden.
Tipps für Anbau und Pflege finden sich auch auf den Internetseiten der "Route der alten Obstsorten" - ebenso wie eine Liste beliebter Apfelsorten aus früheren Tagen, die es zu erhalten gilt.Foto /Angelika Blank /: Besitzer von Obstbäumen wissen, warum sie am Apfel horchen: ob die Kerne im Apfelinneren lose hin und her kollern oder nicht, kann entscheidend sein für die Sortenbestimmung. Auf dem Streuobsttag Anfang Oktober rund um die Gartower Kirche fanden sich viele dieser "Obstspezialisten" ein.