Die Allianz Versicherung sorgt sich um ihre Kunden in jeder Lebenslage. Sie hatte einem 29-Jährigen - der zur Zeit in Lüneburg wohnt - eine Hausratversicherung angeboten. Das Angebot flatterte per Post in den Briefkasten - Am Markt 7c, 21335 Lüneburg.
Es ist das Untersuchungsgefängnis.
"Sehr geehrter Herr B, ...
sie haben Ihre eigenen vier Wände bezogen und sich damit sicher einen lang gehegten Traum erfüllt."
Eine traumhaft schöne Wohnung, mit Fenster aber ohne Weitblick. Zellengröße: 8 1/2 Quadratmeter plus Klo-Ecke.
"Eine Wohnung ganz nach dem persönlichen Geschmack einzurichten und sich darin so richtig wohl zu fühlen, ist mit nichts zu vergleichen."
Vor allem, da die Vorschriften im niedersächsischen Erlass zur Haftraumausstattung eindeutig sind. Ein Teppich von maximal 0,8 mal 1,20 Meter darf ausgerollt werden, drei Topfpflanzen dürfen in der Zelle blühen und möglicherweise gibt es noch Platz für einen Beistelltisch. Dieser darf aber höchstens 50 mal 50 cm groß sein.
All das wertvoller Hausrat, der nun versichert werden soll:
"Alltägliche Risiken, wie Brand, Einbruchdiebstahl oder Rohrbruch können in Ihrem Heim erhebliche Schäden anrichten. Und ohne Hausratversicherung müssten Sie alles aus eigener Tasche zahlen."
Falsch liebe Versicherung! Das Land Niedersachsen kommt für Brand und Wasserschäden aus dem eigenen Haushalt auf. Ausserdem gibt es in der Haftanstalt Sicherheitspersonal, vergitterte Fenster und jede Menge Türschlösser. Obwohl der Knast gut gesichert ist, kommen dort aber regelmässig Einbrecher rein. So wie der 29-jährige Mann - er sitzt unter anderem wegen Einbruchs in der U-Haft.
Aber alles kein Problem, schreibt ihm die Versicherung und der Werbebrief endet mit den wohlklingenden Worten:
"Wir helfen Ihnen aus der Klemme."
Foto: Timo Vogt/ randbild.de