Thema: ukraine

Streit um Sporthalle als Ankunftszentrum

Zwischen dem Landkreis und den Samtgemeinden gibt es Zwist: nach Ansicht des Landkreises halten die Samtgemeinden die Sporthalle des Lüchower Gymnasiums für die Unterbringung von Geflüchteten "besetzt". Die Samtgemeinden wiederum suchen händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten.

Aktuell sind 27 ukrainische Geflüchtete in der Sporthalle des Lüchower Gymnasiums untergebracht. Weitere werden in diesem Jahr noch erwartet. Doch es gibt keinen Wohnraum mehr, in dem sie untergebracht werden können. Eigentlich war verabredet, dass die Sporthalle nach dem Ende der Herbstferien geräumt ist und sie der Schule wieder zur Verfügung steht. Doch die Samtgemeinden nutzen die Halle weiterhin. Der Landkreis wirft den Samtgemeinden nun in einer Pressemitteilung vor, dass sie die Sporthalle "besetzt" halten.

"Der Ausdruck besetzt ist nicht fair," reagiert Christian Järnecke, Samtgemeindebürgermeister von Gartow auf die Pressemitteilung. " Wir arbeiten mit Hochdruck daran, andere Lösungen für die Unterbringung zu finden, es gibt aber keinen Wohnraum, der direkt bezugsfertig wäre. In dem Gebäude in Steine sind derzeit 30 Menschen untergebracht. Die Räume werden jetzt so hergerichtet, dass dort 40 Menschen Platz haben. Ebenso wird bald der alte EDEKA-Markt in Dannenberg zur Verfügung stehen. Dort können dann 150 Personen Unterkunft finden."

Wie der Landkreis heute mitteilte, sollte die Sporthalle dem Landkreis zu Beginn der Woche wieder übergeben werden. "So war es in einer Vereinbarung zwischen dem Landkreis und den Samtgemeinden geregelt," heißt es in der Mitteilung. Grundlage dafür seien auch Absprachen mit den Schulen, der Landesschulbehörde und den Vereinen, dass die Sporthalle nach den Herbstferien wieder zur Verfügung stehen müsse.

"Doch statt die Halle zu räumen, bleibt die Sporthalle quasi „besetzt“," heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung. "Der Landkreis wird die Halle nicht mit „Gewalt räumen, darunter würden vor allem die untergebrachten Flüchtlinge leiden," heißt es dort weiter.  "Das Vorgehen der Samtgemeinden ist allerdings sehr befremdlich", betont Landrätin Dagmar Schulz. "Bisher galt der Grundsatz der Verlässlichkeit von getroffenen Vereinbarungen. Das ist die unbedingte Voraussetzung auch für weitere Verabredungen."

Nach Mitteilung der Kreisverwaltung, habe die Samtgemeinde Lüchow - auch für die anderen Samtgemeinden - zum Ende der vereinbarten Nutzungszeit (17. Oktober)  lediglich mitgeteilt, dass die Samtgemeinden der Aufforderung, die Sporthalle in Lüchow zu räumen, nicht nachkommen werden. Im Vorfeld habe es keine Anfrage der Samtgemeinden an den Landkreis für die weitere Nutzung der Sporthalle gegeben, so die Aussage der Kreisverwaltung.  

"Der Landkreis hat den Schulen, Vereinen und der Landesschulbehörde jetzt mitgeteilt, dass der Landkreis die weitere Besetzung der Turnhalle nicht zu verantworten hat," ist aus der Pressestelle zu hören. "Viele Menschen mussten mehr als sechs Monate auf die Halle verzichten. Ziel ist es, dass die Schulen und der Lüchower Sportverein die Halle wieder nutzen können."

Einige Gebäude werden demnächst zur Verfügung stehen

Christian Järnecke dazu: "Mich hat sehr erschrocken, welcher Ton da jetzt angeschlagen wird. Wie das jetzt herausgehauen wird, da bin ich schon erstaunt. Wir (Samtgemeindevertreter) treffen uns wöchentlich auch mit dem Landkreis. Der Landkreis wollte die Nutzung nicht verlängern, aber wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass Wohnraum einfach nicht vorhanden ist."

In Gartow kümmert man sich laut Järnecke ebenfalls um Unterbringungsmöglichkeiten. So werde die alte Mehrzweckhalle in Schnackenburg hergerichtet. "Zuvor muss allerdings noch eine Abwasserhebeanlage saniert bzw. neu eingebaut werden. In den Räumen dort finden dann noch einmal 20 Personen Platz," kündigt Järnecke an.

Dannenbergs Samtgemeinde-Bürgermeister Jürgen Meyer ist ebenfalls verwundert über den Umgangston der Kreisverwaltung. "Das Wort 'Besetzung' kennen wir nur aus Castor-Zusammenhängen," so Meyer. "Die schwierige Situation mit der Wohnungsbeschaffung für Geflüchtete müsste auch dem Landkreis bekannt sein. Wenn das so weitergeht,  werden wir noch weitere Sporthallen nutzen müssen." Wer so eine Pressemitteilung herausbringe, solle sich erst einmal informieren, ärgert sich Meyer.

Meyer verweist auch auf die hohen Kosten, die auf die Samtgemeinde zukommen - und die auf Dauer für sie nicht zu stemmen sind. "Allein für die Herrichtung des EDEKA-Marktes müssen wir rund eine halbe Million Euro ausgeben. Dazu kommen noch die Betriebskosten, die wir als Samtgemeinde auch erst einmal tragen müssen," so Meyer. "Es macht keinen Sinn, jetzt Schuldzuweisungen zu verteilen. Es muss eine gemeinsame Lösung gefunden werden."
(Symbol)Bild von Alexander Fox | PlaNet Fox auf Pixabay . Bis auf Weiteres wird Sport in der Halle des Gymnasiums Lüchow nicht betrieben werden können.



2022-10-19 ; von asb/pm (text),
in 29439 Lüchow, Deutschland

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