Update: Und der Zukunft zugewandt – Architektur im Postsozialismus

1. November – 30. November 2008

Am Samstag, den 1. November um 14 Uhr eröffnen die Berliner Fotografinnen Anja Pietsch und Julia Jungfer im Dannenberger Galerieladen Sprechzimmer ihre Ausstellung „Und der Zukunft zugewandt! – Architektur im Postsozialismus“. Beide Fotografinnen widmen sich dem Verfall staatssozialistischer, architektonischer Gesellschaftsutopien in Moskau und Peking.

Anja Pietschs fotografisches Essay über die letzten Stunden des Hotels Rossija (Moskau) zeigt ein letztes Mal das 1967 eröffnete und 2006 abgerissene ehemals größte Hotel der Welt. Das Hotel Rossija war monumentales Sinnbild des Kalten Krieges und gleichermaßen Durchgangsort für Diplomaten, Kulturschaffende, internationale Fernsehteams und Prostituierte mit Blick auf den Kreml.

Nach Glasnost und dem Fall des Eisernen Vorhangs erlebte es als Objekt von Immobilienspekulationen einen rapiden Niedergang. Während von außen und in den repräsentativen Eingangsbereichen nochmals ein absoluter Machtanspruch deutlich wird, zeugen Pietschs Innenansichten und Portraits der Angestellten sowohl von einem eigentümlichen spätsozialistischen Charme als auch von den aktuellen Umbruchserfahrungen.

Mit "China View. It`s oh so quiet" präsentiert Julia Jungfer fotografische Einsichten, die sich dem Spannungsfeld von Urbanität und Architektur in Peking widmen. In die architektonischen Zukunftsvisionen von einst schreiben sich heute Spuren der Globalisierung und ihre Schattenseiten ein: Graffitis, Wanderarbeitersilos, Wohn(Schlaf-)zellen, Schattenwürfe. Ihre Bilder zeugen von einer kontemplativen und angespannten Ruhe, die dem Betrachter die Ungewissheit der Gegenwart vorführt.


Mit Melancholie spüren Julia Jungfer und Anja Pietsch vergangenen, Architektur gewordenen Zukunftsvisionen und Gesellschaftsentwürfen nach, um ihren Niedergang zu dokumentieren und ihren Verlust zu reflektieren.

Fotos: Anja Pietsch+Julia Jungfer