Thema: endlagerung

Strahlende Atommüllberge - noch mehr Stoff für den Salzstock?

Nach einer neuen Expertise des Dipl.-Ingenieurs Wolfgang Neumann bringt der "Atomausstieg light" keine Entspannung für das Atommüllproblem. Im Gegenteil, durch die Streckung der Laufzeiten für die verbleibenden Atomkraftwerke kommen zu den 6.500 Tonnen hochradioaktiver Abfälle nach Berechnungen Neumanns noch einmal 4.500 Tonnen hinzu. Wo diese gelagerte werden soll, bleibt unklar.

Für Stefan Wenzel, Fraktionsvorsitzender der Landtagsgrünen, ein neuerlicher Grund, "verstärkte Anstrengungen für einen nationalen Entsorgungsplan" für deutschen Atommüll zu fordern. Der gesamte Bereich der Entsorgung entpuppe sich immer mehr als ein "gigantisches Chaos", sagte der Grünen-Politiker, nachdem am Mittwoch auch die Bundesregierung bestätigt hatte, dass bis zu 100.000 Kubikmeter Atommüll aus der Anreicherung von Uran zur Herstellung von Brennelementen zusätzlich zur Endlagerung anstehen. "Keine staatliche Stelle hat offenbar einen vollständigen Überblick über die Müllmengen und deren Klassifizierung", sagte Wenzel. Es müsse dringend eine Bilanz aller Produzenten, Lagerbestände, Klassifizierungen und Lagerorte erstellt und veröffentlicht werden.

"Das Lügengebäude um Gorleben wird immer größer", sagte der Grünen-Politiker. Dass die Bundesregierung nun eingestehen müsse, dass offenbar rund 100.000 Kubikmeter Atommüll bei der Planung übersehen wurden, sei ein "Offenbarungseid".

Wenzel fordert eine Unterrichtung des Umweltausschusses des Landtages. Außerdem kündigte er einen schriftlichen Fragenkatalog an. "Die Flickschusterei in diesem Hochrisikobereich ist unerträglich. Ein Neubeginn bei der Endlagersuche duldet keinen weiteren Aufschub!"

Wenzel erinnerte daran, dass seit dem Ende des Gorleben-Moratoriums 2010 im Auftrag des Bundesumweltministeriums an der sogenannten "vorläufigen Sicherheitsanalyse Gorleben" gearbeitet wird. Neben dem hochradioaktiven heißen Atommüll sollen jetzt möglicherweise zusätzlich schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Gorleben eingelagert werden, die nicht für Schacht Konrad zugelassen sind.

BI Umweltschutz fordert schonungslose Bilanz

Bereits jetzt lagern in Deutschland ungefähr 1000 Castoren in den kraftwerksnahen Zwischenlagern, die alle zur Abfallbehandlung in eine Konditionierungsanlage transportiert werden müssen, bevor der heiße Müll endgelagert wird, unterstrich Neumann am 3.Oktober auf einer öffentlichen Veranstaltung der BI im Lüchow. "Dagegen sind die jährlichen Castor-Transporte nach Gorleben nur ein Vorgeplänkel für das, was auf einen möglichen Endlagerstandort zukommt", sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

Die Frankfurter Rundschau berichtete in ihrer Mittwochs-Ausgabe, dass neben den 290.000 Kubikmeter schwach- und mittelaktive Abfälle, die im ehemaligen Erzbergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter ab ca. 2019 gelagert werden sollen, eine große Dunkelziffer bleibt. "Das deckt sich mit der Expertise Wolfgang Neumanns", ergänzt die BI. Ungefähr 150.000 Kubikmeter Nuklearmüll aus dem havarierten, illegal betriebenen Endlager Asse II können nicht im Schacht Konrad gelagert werden, dazu kommen Abertausende Kubikmeter aus der Urananreicherung in Gronau, dieser Müll kann nicht mehr für billig nach Russland abtransportiert werden.

"Spekulationen, dass alle Abfälle, die nicht konradgängig sind, auch nach Gorleben sollen, werden damit angeheizt", konstatiert BI-Sprecher Ehmke. Dass immer neue Lagerengpässe sich mit einem hohen Mangel an Transparenz paaren, sei symptomatisch für die deutsche Atommüllpolitik. Umso wichtiger sei es, vor einem überfälligen Neustart der Endlagersuche und dem Verzicht auf Gorleben eine schonungslose Bilanz zu ziehen, damit man wisse, wie viel Abfall angefallen sei und welche Optionen für die Endlagerung angedacht seien.

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2011-10-05 ; von asb (autor),

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