Der Infomarkt zur Findung einer Stromtransport-Trasse, dem "suedostlink+" , stieß am Donnerstag großes Interesse. An rund einem dutzend Infotafeln informierten MitarbeiterInnen der Betreiberfirma 50hertz über Details der Planung.
Rund ein Dutzend Infotafeln und beinahe eben so viel AnsprechpartnerInnen boten am Donnerstag zahlreichen Interessierten umfangreiche Informationen über die Planungen zum Bau einer Stromtrasse, dem "Suedostlink+". Die geplante Trasse soll die Lücke zwischen weiteren - nördlich und südlich verlaufenden - Trassen schließen. Derzeit ist ein Suchraum von rund 1000 m Breite skizziert, in dessen Rahmen eine Trasse gefunden werden soll. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg liegt fast vollständig in diesem Suchraum.
Vor kurzem ist das Genehmigungsverfahren bei der Bundesnetzagentur gestartet worden. Der Infomarkt am Donnerstag war ein Teil der Öffentlichkeitsbeteiligung. Die im Gildehaus ausgestellten Infotafeln mit detaillierten Karten des Suchraums informierten unter anderem über die Lage von Vogel- und Naturschutzgebieten, Vorranggebieten aus dem Raumordnungsprogramm oder Bereiche, in denen es besonders aufwändig ist, sie mit Kabelbauarbeiten zu durchqueren. Auf der Projekt-Website der Betreiberfirma 50hertz ist das Projekt noch einmal nachzuvollziehen.
Naturschutz und die Stromtrasse
Anwesende Naturschützer sehen das Projekt bis jetzt gelassen - wie z.B. Klaus Müller, Ex-Vorstandsmitglied beim NABU: „Man muss vorsichtig sein mit voreiligen Bewertungen. Wenn wir die erneuerbaren Energien vorantreiben wollen, scheint man die Stromtrassen zu brauchen, wenn man sich auf die Fachleute bezieht.“ Ansonsten müsse man abwarten, wie die Planungen im Detail aussehen. Müller begrüßte, dass es bereits im Vorfeld eine Öffentlichkeitsbeteiligung gibt.
Landschaftsplaner Willy Hardes ist da schon kritischer. Er befürchtet, dass die Arbeiten schon durchgeführt werden, bevor viele Vogelschutzgebiete formell ausgewiesen sind, denn sobald das der Fall ist, müssen die strengen Schutzregeln von FFH-Gebieten eingehalten werden. Nach Hardes' Meinung soll die Trasse in weitem Bogen in östlicher Richtung um das Biosphärenreservat geführt werden, dann würde sich 50Hertz viele Klagen ersparen. "Außerdem ist kritisch zu hinterfragen, warum die Trasse von Norden bis Süden, bis nach Bayern, geführt werden muss," so Hardes. "In Bayern sollten auch erneuerbare Energien produziert werden, dann bräuchte man diese Nord-Südtrasse nicht."
Christoph Arnold, bei 50Hertz Ansprechpartner für das suedostlink+-Projekt, erläuterte, dass die Verlegung der Kabel größtenteils in offener Bauweise durchgeführt werde. "Allerdings werden in hochsensiblen Bereichen die Kabel mit Bohrspülungen verlegt," versicherte Arnold. "Dort sind lediglich an den Verbindungsstellen der Teilstücke - die zwischen 800 und 2000 Meter lang sein können - Arbeiten an der Oberfläche notwendig."
Möglichst schonende Elbdurchquerung
Etwas skeptisch wurden anwesende Naturschützer, als sie erfuhren, dass an der Außenhaut der Kabel rund 50 Grad Wärme entstehen, wenn Strom durchgeführt wird. Wie zu hören war, werden die Kabel mindestens in 1,30 m Tiefe verlegt. "Untersuchungen haben ergeben, dass bei dieser Verlegungstiefe im pflanzenwirksamen Bereich lediglich 2 bis 3 Grad erhöhte Temperatur zu messen sind," so Arnold. "Nach Studien wird das keine Auswirkungen auf den Pflanzenwuchs haben."
Arnold machte keinen Hehl daraus, dass die Durchquerung der Elbe der "größte Knackpunkt" in der Planung ist. Es gibt keine Stelle zwischen Nordsee und Tschechien wo nicht die Elbe dem Trassenbau in die Quere kommt. Und an vielen Stellen sind längs des Flusses weitläufige Vogelschutzgebiete festgelegt, hochsensible Gebiete, in denen besonders biotopschonende Verfahren angewandt werden müssen.
Zeitplan
Bis 2030 soll die Trasse fertiggestellt und in Betrieb gegangen sein. Bis dahin gibt es mehrere Verfahrensschritte, die jeweils von formellen Beteiligungsverfahren begleitet sind. Insgesamt vier Mal kann die Öffentlichkeit Einwendungen gegen das Projekt einreichen, die dann im Verfahren geprüft werden müssen. Informell sind weitere Infomärkte geplant.
Nächste Gelegenheit, Hinweise zur Projektplanung abzugeben, sind die Antragskonferenzen der Bundesnetzagentur. Diese finden voraussichtlich im Februar statt.
Foto | Angelika Blank: Zahlreiche Interessierte informierten sich am Donnerstag über die Planungen zur Stromtrasse suedostlink+.