Thema: kultur

Syrien: Bilder aus dem Bürgerkrieg

Viermal reiste der Fotograf Timo Vogt in den vergangenen Jahren bereits in das vom Bürgerkrieg gebeutelte Syrien. Am Mittwoch Abend refererierte er im vollbesetzten Kulturbahnhof (KUBA) in Hitzacker über seine Erlebnisse.

Es war ein kleiner Streifzug durch die Geschichte des syrischen Bürgerkriegs, der im Jahre 2011 mit friedlichen Demonstrationen für mehr Freihehit und Demokratie seinen Anfang nahm. Damals waren es vor allem junge Menschen, die auf die Straße gingen. Hoffnungsvoll protestierten sie für mehr Demokratie in ihrem Land. 

Doch Timo Vogt dokumentierte den traurigen Fortgang der so friedvoll begonnenen Proteste. Das Regime unter Baschar Al-Assad begann bald, die wachsende Oppositionsbewegung brutal niederzuschlagen. Inzwischen kämpfen Regierungstruppen, Milizen und angeheuerte ausländische Söldner gegen verschiedene Oppositionsgruppen im Land.

Unmöglich, all die grausamen Überfälle aufzulisten, von denen der "Konfliktfotograf", wie er sich selber nennt, Timo Vogt zu berichten hatte. Da waren zum Beispiel die Schulkinder des kleinen Ortes Koreen, die eines Morgens völlig überraschend Opfer eines bewaffneten Überfalls von Milizen wurden. Das ganze Dorf wurde eingekesselt, Häuser eingerissen und Unschuldige wahllos erschossen.

Ein anderes Foto zeigt Kinder, die eine hohe Mauer hochklettern, um darüber schauen zu können. "Sie versuchten, einen Blick auf die Toten zu erhaschen, die hinter der Mauer aufgebahrt worden waren," so Timo Vogt. Die Männer trugen nach Vogts Angaben deutliche Zeichen von Folter mit Strompeitschen und waren dann per Kopfschuss getötet worden.

Ein anderes Mal musste Vot gemeinsam mit Dorfbewohnern vor Beschuss in die Olivenhaine des Ortes fliehen und dort stundenlang ausharren. "Sieben Stunden lang beschoss die Armee den Ort," so Vogt. "Danach konnten die Überlebenden nur in ein zerstörtes Dorf zurückkehren." 

Diese und ähnliche Geschichten hatte Timo Vogt zu berichten. Die Fotos belegten, wie sehr vor allem die Zivilbevölkerung unter dem Bürgerkrieg leidet. Belagerte Städte, Zerstörte Häuser, zerschossene Gastanks und Wasserleitungen, lange Schlangen vor Benzin-Abholstationen ... alles Bilder eines Landes, welches sich selbst zu zerstören droht.

Und immer wieder sind es Kinder, Frauen und alte Menschen, die auf Vogts Bildern zu sehen sind. Kinder, die mitten zwischen zerbombten Häusern noch eine Schiffs-Schaukel gefunden haben, auf der sie spielen können... Kinder, die nach toten Angehörigen suchen ... Alte Menschen, die mit letzter Kraft für Brennholz sorgen... Zusammen kauernde Familien, die Schutz vor Angriffen suchen. Und immer wieder Männer, die im Chaos versuchen, noch einen Rest von Zivilisation wieder herzustellen: sie reparieren Wasserleitungen und Fahrzeuge, schaffen Müll weg oder sorgen für Lebensmittel.

Wie gesagt: unmöglich, all die grausigen Details eines brutalen Bürgerkrieges darzustellen. Was in Timo Vogts rund einstündigem Vortrag deutlich wurde: in Syrien ist ein Land dabei, seine Menschen und seine Infrastruktur zu zerstören. 

Übrigens: im November gibt es im Culturladen Clenze noch einmal die Möglichkeit, den Foto-Vortrag von Timo Vogt zu erleben.

Die Bilder seiner Fotoreportagen sind auf randbild.de anzuschauen.

Ausführliche Informationen zum Bürgerkrieg in Syrien gibt es hier!





2014-09-25 ; von Angelika Blank (autor),
in Bahnhofstraße, 29456 Hitzacker (Elbe), Deutschland

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