Thema: winter

Es gibt kein Streusalz mehr!

Bloß nicht noch mehr Schnee! Besonders Pendler und alle, die viel mit dem Auto unterwegs sein müssen, werden dies Stoßgebet gen Himmel schicken. Doch auch die Straßenmeistereien wird noch mehr „weiße Pracht“ vor enorme Probleme stellen: das Streusalz ist verbraucht – und Nachschub ist derzeit nicht verfügbar.

Zu Anfang des Winters waren die Streusalzlager randvoll. Doch aufgrund des unerwartet lang anhaltenden Schneefalls sind die Vorräte zusammengeschmolzen wie der Schnee es leider nicht ist. Und schlimmer noch: die Herstellerfirmen von Streusalz können nicht mehr liefern. In ganz Deutschland laufen die Drähte zwischen Straßenmeistereien und Streusalzlieferanten heiß, um noch die letzten Reserven für die eigene Region verfügbar zu machen.

Neue Salzlieferungen sind natürlich längst geordert, jedoch: „Da das Salz aus Übersee per Schiff herangeschafft werden muss, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis die Lieferengpässe behoben sind“, so ein Mitarbeiter der Lüneburger Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr.

Am Wochenende ist erneut starker Schneefall angekündigt. Doch die Straßenmeistereien in der Region haben keine Wahl: sie können ihre Fahrzeuge dann zwar zum Räumen der Schneemassen auf die Straßen schicken. Gestreut wird ab sofort allerdings nur noch auf den am meisten befahrenen Bundesstraßen – der B 216 und der B 4. Zusätzlich werden mit den letzten Notreserven Kreisstraßen und Nebenstrecken an besonders kritischen Stellen wie Bushaltestellen und abschüssigen Strecken mit Streusalz versorgt.

Achtsamkeit ist also angesagt, wenn es auf die Straßen hinausgeht.

So manchem Mitbürger kommen angesichts der aktuellen Wetterverhältnisse Erinnerungen an die schlimmen Winter früherer Jahre hoch: so wie an den Winter 1969, in dem selbst die Funkstelle auf dem Höhbeck nur unter Einsatz von schwerem Gerät erreicht werden konnte.

Oder den Winter 1978/1979, als in Norddeutschland tausende Dörfer im Schnee versanken und Inseln von der Außenwelt abgeschnitten waren. Zum Jahreswechsel 1978/79 bescherte das Wetter dem Norden Deutschlands einen Wintereinbruch, dessen Ausmaße zunächst nicht abzusehen waren. Während über Weihnachten über ganz Deutschland verschärftes Tauwetter herrschte, das den Schnee schmelzen ließ, braute sich zum Jahreswechsel aus Norden kommend ein massiver Kälteeinbruch zusammen. Ein stabiles Hochdruckgebiet über Skandinavien und ein Tiefdruckgebiet über dem Rheinland stießen über der Ostsee zusammen. Der Temperaturunterschied am 28. Dezember war extrem: Minus 47°C in der schwedischen Provinz Norrland begegneten der mitteleuropäischen Warmluft mit ihrer relativen Luftfeuchte von über 90 Prozent.

Eingeläutet wurde das extreme Wetter am 28. Dezember 1978, wo es im nördlichen Teil Schleswig-Holsteins im Laufe des Nachmittages zu schneien begann, während es südlich davon noch stark regnete. Während der Nacht änderte sich dieses Bild jedoch vollständig und aus dem zunächst dichten Schneegestöber, das nach und nach das ganze Land überzog, wurde ein ausgewachsener Schneesturm, der mit bis zu Windstärke 10 wütete und fünf Tage andauerte. Gleichzeitig gab es ein Ostseesturmhochwasser.

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Die Folgen waren gravierend. Meterhohe Schneeverwehungen brachten den Straßen- und Eisenbahnverkehr zum Erliegen, viele Ortschaften und auch die ganze Insel Rügen, wo ein Eisenbahnzug mehr als 48 Stunden im Schnee steckte, waren von der Außenwelt abgeschnitten. Vielerorts fielen Strom und Telefonnetze aus, da sich bis zu 30 cm dicke Eispanzer um die Leitungen legten und die Strom- und Telefonmasten unter dem Gewicht barsten.

Räumfahrzeuge der Gemeinden konnten die Schneemassen nicht mehr bewältigen, so dass die Bundeswehr, die NVA und die hier stationierte Rote Armee mit Panzern eingesetzt wurden, um zumindest liegen gebliebene Fahrzeuge und Züge zu erreichen. Ebenso waren die Inseln nicht mehr erreichbar und komplett auf sich selbst gestellt. Kleinviehbestände gingen zu Grunde, der Ausfall örtlicher Bäckereien führte zu Brotmangel. Neben den Hilfsorganisationen kämpften auch Stromversorger und Bundespost mit den Schneemassen, um Strom und Telefonleitungen wieder in Betrieb zu nehmen.

Eine Koordinierung der Hilfe war anfangs nicht möglich, da eine Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Hilfsorganisationen, Bundeswehr, Stromversorgern und Bundespost nie geplant worden war: es gab keine gemeinsamen Funkfrequenzen, auf denen man hätte kommunizieren können.* Zudem waren anfangs die Telefonleitungen unterbrochen, so dass man verbreitet vor Ort von den üblichen Kommandostrukturen abgeschnitten und auf Eigeninitiative angewiesen war. Wo technischer Sachverstand bestand, wurden Funk- und Radiogeräte manipuliert, um das Problem zu umschiffen.

Die Bundeswehr stationierte eilends ausgerüstete Funkpanzer als Relaisstationen im Katastrophengebiet. Die Bundespost bat ihre Mitarbeiter im VFDB um Hilfe. Funkamateure aus Schleswig-Holstein und Umgebung nahmen unmittelbar den Notfunkbetrieb auf und ermöglichten somit eine Koordination der Hilfskräfte untereinander. Auch die Fahrzeuge der Rettungsdienste konnten auf den zugeschneiten Straßen nicht mehr verkehren, so dass auch hier die Bundeswehr ihre teilweise eingemotteten geländegängigen Krankenwagen kurzfristig reaktivieren und den zivilen Rettungsbetrieb nahezu komplett übernehmen musste.

Quelle: wikipedia.de

*zumindest dieses Problem würde heute nicht mehr auftreten: auch Lüchow-Dannenberg verfügt seit einiger Zeit über eine moderne Einsatzzentrale, die mit wetterunabhängigen Kommunikationseinrichtungen ausgestattet ist (Funk, Mobilfunk...). Die Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden ist ebenfalls inzwischen längst über Katastrophenschutzpläne anders organisiert.

Foto: im Winter 1969 war der Höhbeck derart eingeschneit, dass so manches Auto unter den Schneemassen fast versank.




2010-01-07 ; von Angelika Blank (autor),

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