Das Gelände in Teplingen, auf dem eine Hühnermastanlage gebaut werden soll, wurde in der Nacht zum Sonntag, den 26.6.2011 von etwa 20 AktivistInnen besetzt. Ein Tripod, eine Hütte und weitere Blockadevorrichtungen wurden errichtet. Die BesetzerInnen erwarten, die schon begonnenen Bauarbeiten aufhalten zu können. Entgegen anders lautender Meldungen wurde die Besetzung bisher nicht geräumt, sondern wächst weiterhin an.
In der Anlage sollen jährlich 300.000 Hühner gemästet werden, was bei 7, 5 Mastdurchläufen dazu führt, das pro Quadratmeter 22 Tiere leben müssen. Nach Informationen der Gegner der Anlage, kalkuliert der Betreiber ein, dass 4% der Hühner das “Schlachtgewicht” nicht erreichen, so dass 12.000 Tiere pro Jahr durch die grausamen Haltebedingungen schon in der Anlage sterben.
Die BesetzerInnen bezeichnen das als legalisierte Tierquälerei. “Wir sind hier, um entschlossen Nein zu sagen zur sozialen, ökologischen und ethischen Katastrophe der industriellen Tierhaltung.”, so Elke Phillips, eine der AktivistInnen. Desweiteren kritisieren die BesetzerInnen die Folgen für die Umwelt. “Ob Klimawandel, Gensojaanbau, Boden-, Luft- oder Gewässerverschmutzung: Es gibt kein ökologisches Problem, unter dessen Hauptursachen nicht die Massentierhaltung zu finden ist!” Die Mastanlage würde durch Geruchs- und Lärmbelästigung und aufgrund der Boden- und Gewässerverschmutzung auch das regionale Ökosystem schwer schädigen.
Daher empören sich die BesetzerIinnen auch darüber, dass diese politischen Entscheidungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne jegliche Einbeziehung der Betroffenen gefällt werden. “Für die BetreiberInnen geht es um maximale Ausbeutung für maximalen Profit - nicht anderes zählt,” so Phillips.
Die Mastanlage, deren Baugelände besetzt wurde, soll Zulieferbetrieb für die größte Hühnerschlachtfabrik Europas in Wietze bei Celle werden. Dort ist die Tötung von 2, 5 Millionen Tieren wöchentlich geplant, hierfür benötigt der Betreiber Rothkötter ca. 420 Mastanlagen mit jeweils 40.000 Hühnern in der Umgebung. Im Sommer 2010 wurde das Baugelände in Wietze für knapp 3 Monaten besetzt gehalten. Die Schlachtfabrik befindet sich zur Zeit in Bau und kann nur dann vollständig in Betrieb genommen werden, wenn es genügend Zulieferbetriebe gibt.
Doch momentan konnten - ebenfalls nach Angaben der Anlagengegner - von den benötigten 420 Anlagen nur wenige realisiert werden.
Die BesetzerIinnen sehen die Ursache hierfür in den massiven Protesten, die stattgefunden haben. Sie glauben an die Wirkung ihrer Aktionen. Dazu Phillips: “Wir sind hier, um das Großprojekt Wietze zu verhindern!”.
Auch IgiT und Initiative gegen Tierfabriken dabei
Nachdem am frühen Sonntagmorgen die Besetzung des Bauplatzes für eine Hähnchenmastanlage in Teplingen bekannt wurde, versammelten sich auch Mitglieder und UnterstützerInnen der Bürgerinitiativen aus Wustrow, Schnega und Klein Heide am Gelände. „Wir waren selbst überrascht, als wir früh morgens von der Besetzung erfuhren,“ so Maren Ramm und Marc Bohlmann, SprecherInnen von IgiT und Initiative gegen Tierfabriken und haben versucht, möglichst viele Menschen zu mobilisieren, die vor Ort sind, wenn Polizei und Bauherr eingreifen." Schon früh morgens war es zu Handgreiflichkeiten und Drohungen gegen die friedlichen Besetzer gekommen. Ohne Beobachter, Presse und letztlich auch die Polizei hätte eine „Räumung auf eigene Faust“ Menschenleben gefährden können.
Die drei lokalen Initiativen begrüßen die Aktion, die ihren Kampf gegen Tierfabriken unterstützt: „Die friedliche Blockade ist eine legitime Form des Protestes und symbolisiert die Ablehnung großer Teile der Bevölkerung. Wir akzeptieren diese Form der Tierhaltung nicht, denn sie ist tierquälerisch, verursacht schwerwiegende Umweltprobleme und gefährdet Gesundheit und Lebensqualität der AnwohnerInnen. Wenn tatsächlich, wie in der Genehmigung vorgegeben, der zubringende Wirtschaftsweg gesperrt wird, rollen sämtliche Hühner- und Misttransporte sowie der gesamte Transport von und zur Biogasanlage durch Wustrow und Lübbow. Für die Anwohner, die davon größtenteils noch gar nicht informiert sind, ist das eine gewaltige zusätzliche Belastung. Die Genehmigung der Anlage ohne Berücksichtigung der „unbequemen“ Sachverständigengutachten und Interessen der Anwohner ist ein Skandal, der in den Medien publik gemacht werden muss", heißt es in einer Mitteilung der drei Lüchow-Dannenberger Initiativen.
Mehr über die Besetzungsaktion findet sich auf www.stopteplingen.blogsport.de
Fotos: Besetzergruppe