Thema: gastronomie

Tramm: Gastwirt findet keinen Nachfolger – Kann das Fernsehen helfen?

Sichtlich Freude bereitet es Landdrostei-Wirt Rolf Hagemann, für seine Gäste in Tramm, einen leckeren Schinken-Braten aufzuschneiden. Der lang gediente Gastronom arbeitet gern in seinem Beruf, auch noch mit 69 Jahren. Doch seit einiger Zeit gibt es Gedanken an den Ruhestand. Problem dabei: Hagemann findet partout keinen Betriebs-Nachfolger. Kann das Fernsehen helfen? Der NDR dreht einen Beitrag über die Sorgen des Wirts.


Freitag Abend im Hotel-Restaurant Landdrostei: Die Parkplätze des an der Bundesstraße 248 zu findenden Lokals sind besetzt. Auch in der Gaststube und im Saal ist kein Platz mehr frei. Es ist ein besonderer Abend. Wer sich heute beim „Bratenfestival“ an allerlei Schmackhaftem aus der Küche delektiert, sollte nicht kamerascheu sein: Ein Fernsehteam dreht, Objektiv und Beleuchtung richten sich mal auf Wirt Hagemann beim Zerteilen des Bratens, mal auf die Gäste, wie sie sich die Teller füllen lassen, zu den Tischen gehen, genüsslich speisen, sich unterhalten.

Aber niemanden stört diese Betriebsamkeit, auch nicht die etwa 20-köpfige Damengesellschaft, zu der Astrid Selber, Gattin des Dannenberger Bürgermeisters Peter Selber, in die Landdrostei eingeladen hat. Er ist der einzige Mann in jener gut gelaunten Runde, die, wie auch die übrige Gästeschar, interessiert das Tun der drei Fernsehleute beobachtet. „Die kenn ich doch“, murmelt eine der Frauen, die sich den Braten schmecken lassen. „Die“ ist NDR-Reporterin Susann Kowatsch. Sie, eine Kollegin und ein Kameramann erarbeiten in Tramm einen Beitrag für die Sendung „Markt“, das Wirtschafts- und Verbrauchermagazin, das an jedem Montag von 20.15 bis 21 Uhr im NDR-Fernsehen gesendet wird. Manche ZuschauerInnen kennen noch den früheren Namen des Magazins: „Markt im Dritten“.

NDR „Markt“ sendet zwei Beiträge

Ein so gut gelegenes Restaurant wie die Landdrostei findet keinen Nachfolger? Mit dieser Frage wollte sich das NDR-Magazin vor Ort auseinandersetzen. Und nun werden demnächst gleich zwei Beiträge dazu ausgestrahlt, die vielleicht dabei helfen, dass Rolf Hagemann seinen Betrieb doch noch in gute Hände übergeben und dann den Ruhestand genießen kann.

Der Wirt hat schon so einiges versucht, um Nachfolger zu finden. In der Nachfolge-Börse der Industrie- und Handelskammer ist die Landdrostei verzeichnet, ebenso in einer ähnlichen Liste, die ein Getränkegroßhändler geschaffen hat. Inserate wurden aufgegeben. Aber alle, die sich bisher gemeldet haben, so bedauert der Wirt, seien für eine Übernahme von Hotel und Restaurant nicht geeignet gewesen. „Dann hab ich mir gedacht: Schreib doch mal Fernsehsender an“, berichtet Rolf Hagemann. Gleich drei Sender hatten geantwortet, und besonders ausgeprägtes Interesse sei beim NDR zu spüren gewesen. So kam es zum Kontakt mit „Markt“.

Der Idealfall wäre ein Fach-Ehepaar

Gefragt, weshalb das Finden eines Nachfolgers so schwierig ist, sagt Rolf Hagemann: Viele Gastronomen wollen lieber an Orten einen Betrieb eröffnen, wo es starken Publikumsverkehr gibt, am liebsten mitten in der Stadt. Aber dabei werde oft übersehen, dass das wirtschaftliche Risiko in solch zentraler Lage viel höher sei als in ländlichen Regionen, nicht zuletzt angesichts der höheren Pachten, die in Städten verlangt würden.

Auch die zu erwartende Arbeitsbelastung in der Gastronomie schrecke nicht wenige vom Schritt in die Selbständigkeit ab, weiß Hagemann. Besonders bei jungen Frauen sei zu beobachten, dass sie sich nicht mit dem Gedanken anfreunden können, sieben Tag in der Woche zu arbeiten, eben auch am Wochenende. „Der Idealfall für den Betrieb hier wäre ein Fach-Ehepaar, das auch noch mithelfende Familienangehörige hat“, bekräftigt der Landdrostei-Wirt.

Er weiß bestens, wie viel Arbeit die Führung eines guten gastronomischen Geschäfts mit sich bringt; „aber es ist auch eine schöne Arbeit – man freut sich, wenn die Gäste zufrieden sind!“, hebt er hervor, und: „Von zufriedenen Gästen kommt soviel Schönes zurück“. Das sei doch sehr bereichernd.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es?

Welche Unterstützung können potentielle Nachfolger bei der Übernahme eines Betriebes wie der „Landdrostei“ von außen bekommen? Auch mit dieser Frage wollen sich Susann Kowatsch und ihr Team im Rahmen der geplanten Sendungen befassen. Am Montag werden die Fernsehleute deshalb unter anderem die Arbeitsagentur in Lüchow und Ursula Fallapp, Marketing-Leiterin in Dannenberg, aufsuchen, um Informationen zu Fördermöglichkeiten für Selbständige zu bekommen.

In zwei Folgen wird “Markt“ über Rolf Hagemanns Nachfolge-Sorgen berichten: am Montag, dem 31. Mai, und am 7. Juni, jeweils um 20.15 auf NDR-Niedersachsen. Vielleicht heißt es ja schon in der zweiten Folge: „Das Hotel-Restaurant Landdrostei in Tramm – bald unter neuer Leitung!“

Foto: Hagen Jung

 

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2010-05-08 ; von Hagen Jung (autor),

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