Bei ihrer Gemeinderatssitzung am Montag Abend in Dünsche sprachen sich die Abgeordneten mehrheitlich gegen Windkraftanlagen im Gartower Forst aus. Sie forderten von Land und Landkreis eine Kurskorrektur der Landes- und Regionalen Raumordnungsprogramme.
Rund 50 WindkraftgegnerInnen fanden sich am Montag Abend zur Sitzung des Gemeinderats Trebel ein - denn an diesem Tag stand ein Beschluss zu geplanten Windkraftanlagen im Gartower Forst auf der Tagesordnung.
Eigentlich gab es nicht mehr viel zu diskutieren, denn schon zu Beginn der Ratssitzung war klar, dass es von den Ratsleuten mehrheitlich keine grundsätzliche Zustimmung zu den Plänen von Fried Graf von Bernstorff geben würde, im Gartower Forst 16 Windkraftanlagen zu bauen.
Die Ratsmitglieder Eckhard Krüger (Liste für Trebel) und Torsten Hensel (Bürgerliste) hatten zwei Anträge eingereicht, die aber inhaltlich recht identisch waren: der Rat möge sich grundsätzlich gegen die Ansiedlung von Windkraftanlagen im Gartower Wald aussprechen. Und Land und Landkreis sollen aufgefordert werden, das Landes- und Regionale Raumordnungsprogramm zu ändern.
Kein Nutzen für die Gemeinde
Für Hensel und Krüger ist der Aufbau von 16 leistungsstarken Windkraftanlagen ein erheblicher Eingriff in die Landschaft. "Wir sind nicht gegen Windkraft," betonte Krüger. "Aber wir können nicht nachvollziehen, wie dadurch Wirtschaftskraft entstehen soll. Durch die Anlagen entsteht in erster Linie Schaden." Auch andere Ratsmitglieder sahen keine Vorteile für die Gemeinde.
Dass von Bernstorff das Projekt als Bürgerwindpark anlegt und verbilligten Strom für Bürger anbietet, wurde in der Sitzung nicht einmal erwähnt. Im Gegenteil: geredet wurde von "einem Privatmann, der ausschließlich eigennützige Interessen hat."
Lediglich Eckhard Tietke, der für die Grünen im Gemeinderat sitzt, sprach sich für den Windpark aus. "Ich kann die Argumente gegen den Windpark nicht nachvollziehen," so Tietke. "Aus meiner Sicht gibt es sehr wohl Vorteile." Tietke war der Einzige, der darauf hinwies, dass Bürger sich an dem Windpark beteiligen können und dass verbilligter Strom angeboten wird. Außerdem sei Windkraft nachhaltig. "Soviel Mais kann gar nicht wachsen im Vergleich zu dem was diese Anlagen an Energie produzieren," so Tietke. Des Weiteren wies das grüne Ratsmitglied darauf hin, dass bisher bundesweit der Anteil der Erneuerbaren an der Energieproduktion lediglich bei 33 % liege. "So kommen wir nicht weg von CO². Windkraft ist deshalb auch ein Beitrag zum Klimaschutz."
Lebensqualität geht verloren
Da die Hauptprotagonisten der Anti-Windkraft-Initiativen, Hermann Klepper (Raum Clenze) und Dr. Thomas Krauß (Schnackenburg) keine Rederecht erhielten, weil sie keine Einwohner der Gemeinde Trebel sind, blieb die Einwohnerfragestunde recht kurz und ruhig. Einige Bürger äußerten "große Bedenken", was die Planungen angeht. "Wir brauchen Lebensqualität und die geht durch den Bau der Windanlagen verloren," war zum Beispiel Horst Gauster überzeugt. Der Landwirt betreibt in Marleben (welches in Sichtweite der Windräder liegen würde) einen Übernachtungsbetrieb und macht sich Sorgen, dass die Gäste ausbleiben, wenn die Windanlagen gebaut würden. "Die Gäste wollen das Landschaftsbild erhalten sehen," so Gauster.
Nach Ansicht der Anti-Windkraft-Initiative sind es beinahe 100 % der Trebeler Bürger, die sich gegen die Windanlagen aussprechen. Belegt sehen sie dies durch 716 Menschen, die einen Fragebogen gegen die Windkraft-Pläne für den Gartower Wald unterschrieben hätten. Albert Doninger übergab den Ordner mit den Unterschriften während der Bürgerfragestunde an Bürgermeister Torsten Breese.
Unterschrieben hatten allerdings nicht nur Trebeler Bürger, sondern auch zahlreiche Einwohner anderer Gemeinden wie Gartow, Prezelle oder Schnackenburg. Ein Trebeler Bürger fand den Fragebogen "unfair". "Da war das Nein schon vorprogammiert," beschwerte sich dieser Einwohner und merkte an, dass dies "schäbig" gewesen sei. "Die E.ON freut sich, wenn diese Anlagen nicht gebaut werden," merkte er noch an.
Für ein neues Windrad können zehn ältere abgebaut werden
Fried Graf von Bernstorff hatte mit der Ablehnung im Trebeler Rat schon gerechnet. "Ich kann die Argumente nicht nachvollziehen," so von Bernstorff im Gespräch mit wnet. "Für jedes Windrad dieser Größenordnung können 10 ältere mit geringerer Produktion abgeschaltet werden." Er wird seine Pläne trotz der Trebeler Ablehnung weiter verfolgen. "Die Anlagen werden auch ihren Beitrag dazu leisten, dass der Klimaschutz-Masterplan des Landkreises erfüllt werden kann," ist von Bernstorff überzeugt. (Anmerkung: Über den Klimaschutz-Masterplan wird am Donnerstag im Kreistag entschieden). Unternehmen wie die SKF in Lüchow hätten schon Interesse signalisiert, den regionalen Strom zu beziehen. Stromtrassen, die den produzierten Strom aus den Anlagen an die Abnahmeorte bringen, seien von Anfang an eingeplant gewesen.
Gegenüber wnet betonte von Bernstorff außerdem nochmals, dass er einen Bürgerwindpark plant, an dem sich Jede/r beteiligen kann.
HINTERGRUND
Bisher war es nach dem Landesraumordnungsprogramm (LROP) kaum möglich, Windkraftanlagen im Forst zu bauen. Nach dem erst im Januar verabschiedeten LROP sind die Kriterien für "Wind im Wald" abgeschwächt worden. Zwar soll Wald weiterhin "wegen seiner vielfältigen Funktionen, insbesondere wegen seiner klimaökologischen Bedeutung, nicht für die Nutzung von Windenergie in Anspruch genommen werden". Es gibt jetzt nur noch zwei Kriterien, die erfüllt werden müssen, um Wind im Wald möglich zu machen:
- wenn weitere Flächenpotenziale weder für neue Vorrang- noch für neue Eignungsgebiete
im Offenland zur Verfügung stehen
- wenn es sich um mit technischen Einrichtungen oder Bauten vorbelastete Flächen
handelt.
Im vorherigen LROP waren es noch sechs recht restriktive Kriterien, die zusammen genommen den Bau von Windanlagen im Wald nahezu unmöglich gemacht hatten.
Im (noch nicht verabschiedeten) Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises hat der Kreistag im März 2014 durch verschärfte Abstandsregeln dafür gesorgt, dass die Vorranggebiete für Windkraft stark eingeschränkt werden. Der Entwurf des RROP weist zwar mehr Vorranggebiete für Windkraftanlagen aus. Die meisten sollen aber durch Einzel-Umweltprüfungen wieder ausgeschlossen werden.
Ob diese Regelungen den Anforderungen des Landes, "substanziell Raum für Windkraft" zu schaffen, gerecht wird, wird sich zeigen, wenn das RROP zur Genehmigung beim Land eingereicht wird.
Foto | Angelika Blank: 716 Unterschriften von Einwohnern zwischen Schnackenburg und Klautze übergab Albert Doninger (re.) als Vertreter der Anti-Windkraft-Initiative bei der Gemeinderatssitzung am Montag an Trebels Bürgermeister Torsten Breese.