300 verlassene und über 100 untergepflügte Dörfer und Weiler, sowie die Geisterstädte Tschernobyl und Prybjat befinden sich in der verstrahlten Sperrzone, die den sogenannten Sarkophag umgibt. Mit der Katastrophe von Tschernobyl fanden dort fünfeinhalbtausend Jahre der Besiedlung ihr jähes Ende. Und wenn in der sogenannten Zone auch längst wieder Gras über all die verlassenen oder zerstörten Häuser wächst, so ist es doch verstrahltes Gras.
Für Ethnologen war dieses „Polissja“ genannte Gebiet schon seit Mitte des vorherigen Jahrhunderts wegen seiner abgeschiedenen Lage von besonderem Interesse. In Expeditionen sammelten und sicherten sie Kulturgüter für die Nachwelt. Dabei handelte es sich vor allem um die Volkskultur der bäuerlichen Bevölkerung, doch auch um die Kultur eingewanderter russischer Altgläubiger, sowie bis etwa 1920 die Kultur der chassidisch geprägten jüdischen Einwohner.
Fünf Jahre nach der Reaktorkatastrophe richtete das Lemberger Ethnographische Museum erstmals wieder Expeditionen in die Tschornobylske Polissja aus, um zu retten, was Plünderer und Liquidatoren nach dem Reaktorunglück übriggelassen hatten. Ethnologen, Folkloristen, Archäologen, Linguisten, Schriftsteller, Fotografen, Filmemacher und Journalisten beteiligten sich daran, so daß die Erfassung, auch der spätsowjetischen Kultur, auf vielen Ebenen erfolgte. Die etwa 350 000 ehemaligen Bewohner des verstrahlten Gebiets lebten da längst als Vertriebene in verschiedenen Orten der Ukraine und Weißrußlands. Doch sind auch etliche Bewohner, vorwiegend Alte, in der Zone geblieben oder wieder dorthin zurückgekehrt.
Im Mittelpunkt der 2. Ausstellung in der Reihe des Westwendischen Kunstvereins, „Ethnographische Spurensuche“, stehen ausgewählte Exponate aus den Expeditionen des Lemberger Ethnographischen Museums. Darüber hinaus sind die Besucher eingeladen, sich anhand umfassender Materialien – Fotos, Texte, Filme – an der Spurensuche in der Tschornobylske Polissja zu beteiligen.
Zur Ausstellungseröffnung am Sonnabend, dem 4. Juni, um 18 Uhr im Gartower Zehntspeicher sind auch Mitarbeiter des Ethnographischen Museums Lemberg anwesend. Die Ausstellung endet am 9. Juli.
Spurensuche
„Tschernobyl25 – Expeditionen“ geht in die zweite Runde: „Ethnographische Spurensuche“
300 verlassene und ьber 100 untergepflьgte Dörfer und Weiler, sowie die Geisterstädte Tschernobyl und Prybjat befinden sich in der verstrahlten Sperrzone, die den sogenannten Sarkophag umgibt. Mit der Katastrophe von Tschernobyl fanden dort fьnfeinhalbtausend Jahre der Besiedlung ihr jähes Ende. Und wenn in der sogenannten Zone auch längst wieder Gras ьber all die verlassenen oder zerstörten Häuser wächst, so ist es doch verstrahltes Gras.
Fьr Ethnologen war dieses „Polissja“ genannte Gebiet schon seit Mitte des vorherigen Jahrhunderts wegen seiner abgeschiedenen Lage von besonderem Interesse. In Expeditionen sammelten und sicherten sie Kulturgьter fьr die Nachwelt. Dabei handelte es sich vor allem um die Volkskultur der bäuerlichen Bevölkerung, doch auch um die Kultur eingewanderter russischer Altgläubiger, sowie bis etwa 1920 die Kultur der chassidisch geprägten jьdischen Einwohner.
Fьnf Jahre nach der Reaktorkatastrophe richtete das Lemberger Ethnographische Museum erstmals wieder Expeditionen in die Tschornobylske Polissja aus, um zu retten, was Plьnderer und Liquidatoren nach dem Reaktorunglьck ьbriggelassen hatten. Ethnologen, Folkloristen, Archäologen, Linguisten, Schriftsteller, Fotografen, Filmemacher und Journalisten beteiligten sich daran, so daß die Erfassung, auch der spätsowjetischen Kultur, auf vielen Ebenen erfolgte. Die etwa 350 000 ehemaligen Bewohner des verstrahlten Gebiets lebten da längst als Vertriebene in verschiedenen Orten der Ukraine und Weißrußlands. Doch sind auch etliche Bewohner, vorwiegend Alte, in der Zone geblieben oder wieder dorthin zurьckgekehrt.
Im Mittelpunkt der 2. Ausstellung in der reihe des Westwendischen Kunstvereins, „Ethnographische Spurensuche“, stehen ausgewählte Exponate aus den Expeditionen des Lemberger Ethnographischen Museums. Darьber hinaus sind die Besucher eingeladen, sich anhand umfassender Materialien – Fotos, Texte, Filme – an der Spurensuche in der Tschornobylske Polissja zu beteiligen.
Zur Ausstellungseröffnung am Sonnabend, dem 4. Juni, um 18 Uhr im Gartower Zehntspei-cher sind auch Mitarbeiter des Ethnographischen Museums Lemberg anwesend. Die Ausstellung endet am 9. Juli.