Unterm Strich zahl ich

Mit seinem Zero-Vorwort für den Monat März wünscht Karl-Heinz Farni ein kuscheliges Frühjahr ...

Kann gut sein, daß es allmählich langweilt, etwas über das zu lesen, was man früher „Regierung“ nannte, mittlerweile aber zum Verein zur Förderung geldgeiler Versager mutiert ist. Überhaupt sollte man einmal die Begrifflichkeiten modernisieren. „Politik“ heißt, direkt übersetzt: Kunst der Staatsverwaltung. Das aber würde bedeuten, daß Merkel, Steinmeier und zu Guttenberg Künstler wären. In gewisser Weise sind sie das natürlich: Künstler im Verschleiern ihrer eigentlichen Tätigkeit und Wirkung. Und die besteht in den letzten Jahren mehr und mehr darin, der Wirtschaft den Rücken dafür freizuhalten, uns Bürger möglichst ungestört und kostengünstig über den Tisch zu ziehen.

Am schönsten finde ich übrigens dabei diesen Happen, diese Erdnüßchen, die sie uns Normalbürgern zuwerfen, damit wir weiter brav die Klappe halten: einmalige 100 Euro pro Kind! Immerhin: schon 25 Kinder sind diesem Verein ein altes Auto wert. Vielleicht sollte man in Erwägung ziehen, die Abwrackprämie auf über neun Jahre im Parlament befindliche Altpolitiker auszudehnen. Wobei auch das nicht unriskant wäre, sofern damit der Kauf eines Neupolitikers verbunden wäre und wir so noch mehr solche Vornamensammler wie unseren neuen Wirtschaftsmatthäus kriegten. Tut mir leid, wenn ich langsam zynisch werde, aber wo es allmählich eine Wahl nur noch zwischen Verzweiflung, Amoklauf und Zynismus gibt, wähle ich das Letztere.

Denn die Postbank hat recht: Unterm Strich zahl ich. Sogar dieses Kinderhandgeld. Das zahle ich über meine Steuern. Und ich zahle noch mehr. Ich werde auch jahrzehntelang die Zinsen für dieses Kinderhandgeld zahlen, denn es ist ja lediglich gepumpt – wie all die anderen Wohltaten, die sich jetzt vor allem über die auf der Fresse gelandeten Abzocker ergießen. Auf-der-Fresse-Landen lohnt sich – zumindest im Bankgeschäft ist das ein Grund für Bonuszahlungen. Unterm Strich zahl ich auch die. Und die Zinsen sowieso. Ich weiß, daß ich mich wiederhole. Aber: Wäre dieser Staat ein Privatmensch, er säße längst (allein für sein Finanzgebaren) hinter Gittern.

Was ganz anderes: Heute schon den Strom gewechselt?

Ein kuscheliges Frühjahr wünscht
Karl-Heinz Farni

Foto: 500.000-Mark-Banknote aus dem Inflationsjahr 1923/wikimedia

{{tpl:tocbox |style=width:60%;margin:6px; |hd=Mehr zu "Finanzkrise" |bd={toc |dt=Wiki |groupID=wnet |public=1 |tags=finanzkrise |max=10 |template=tpl:link-list }
}}